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Erste Leseprobe: ______ Adagio 1. Satz ______________________________________ Das Kind leidet. Es hat ein unbekanntes Leiden, es leidet unter der Vergänglichkeit. Es versucht, sie zu bändigen, sie inne zu halten, sie zum Bleiben zu bewegen, sie zu bewegen, endlich endlich stehen zu bleiben. Es versucht, sie einzuholen, zurückzuholen. Vergeblich. Vergeblich, sie zum Wiederkehren zu bewegen. Daß nichts wiederkommt, nichts bleibt, bereitet dem Kind Schmerzen. Größere Schmerzen, als alle Krankheiten zusammen. Schreiben ist wie Dämonen besiegen. Zu schweigen ist, wie mit Dämonen zu leben. Schreiben…mehr

Produktbeschreibung
Erste Leseprobe: ______ Adagio 1. Satz ______________________________________ Das Kind leidet. Es hat ein unbekanntes Leiden, es leidet unter der Vergänglichkeit. Es versucht, sie zu bändigen, sie inne zu halten, sie zum Bleiben zu bewegen, sie zu bewegen, endlich endlich stehen zu bleiben. Es versucht, sie einzuholen, zurückzuholen. Vergeblich. Vergeblich, sie zum Wiederkehren zu bewegen. Daß nichts wiederkommt, nichts bleibt, bereitet dem Kind Schmerzen. Größere Schmerzen, als alle Krankheiten zusammen. Schreiben ist wie Dämonen besiegen. Zu schweigen ist, wie mit Dämonen zu leben. Schreiben ist Erinnerungen entfesseln. Ist sich in Formeln zentrieren. Schreiben ist schreien. Aus mir herausschreiben. In mich schreien. Ich warte. Ich warte am Fuß der Berge, auf deren Spitzen die Heiligen stehen, während sie die Wolken streifen mit ihrem Lächeln. Wolken, die auf Wasser schweben, das sie weinen. Wird er dort sein? Schreiben ist immer Dich lieben. Zweite Leseprobe: ______ Andante 4. Satz ______________________________________________ Ein weiter Weg. Ein weiter Weg, bis in das, mit gestochener Hitze gefüllte Becken der Stadt. Verhuschend schmächtige Männerkörper, wendig, im Gedränge. Die Frauen tragen den Sari. Feinstgliedrig die weiblichen Körper unter einer, in allen Farben schwimmenden Pracht. Die Menschen tragen ein Lächeln im Gesicht, es schimmert auf schwarzer Haut. Der Traum. Durch meinen Traum wandert dieses Land im Morgen, durchscheinend, in einer Transparenz, auf indischer Seide gleiten die Fingerspitzen durch die sich anhebenden Windungen bis in den Abend hinein, sie tauchen durch das Blau, das Grün. Ein sanftes Blau, ein sanftes Grün, hellsichtig, lichthoch, unter Wasser. Auf dem Bahnsteig beobachten mich unzählige Augen, die an den Waggons wie Trauben hängen und aus den Fenstern der Abteile starren. Augen über Augen. Die Iris, eine unbewohnte Insel im arktischen Schnee, der Kontrast überspült von dem Dunkelhäutigen. Augen über Augen. Sie beobachten die Frau mit dem breitkrempigen Hut, die dort auf dem Bahnsteig steht. Die Frau hat eine weiße Haut, halblanges rötliches Haar und grüne Augen. Die Frau mit der weißen Haut, dem halblangen rötlich blondem Haar und den grünen, den immergrünen Augen, steht dort auf dem Bahnsteig und hält den breitkrempigen Hut in der nervösen Hand. Es ist früher Morgen, die Hitze des Tages kündigt sich an, sie wartet auf den Zug, der sie ins Hochland von Ceylon bringen wird. Ein von Menschen wimmelnder Bahnhof unter den kunstvoll sich biegenden Eisenpfählen, angerostet wie die rötlichen Waggons der Eisenbahnen. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Wie eine gewichtige Reliquie aus einer längst vergangenen, glanzvollen Epoche erreicht der rostrote Intercityexpress aus dem letzten, verflossenen Jahrhundert nahezu feierlich - Gampaha. Sie steigt ein. Augen über Augen. Geräuschvoll, heftig vibrierend, als schüttele ihn der Frost, hebt der Zug an zur Fahrt in das Bergland. Traumhaft. Eine Oase, so weit das Auge reicht. Die Blicke weiden sich in Schönheit, einer Schönheit, die vergänglich, aber nicht altert, die überschwänglich, verschwenderisch. Die Insel im Rausch aus Grün. Das Jahr wechselt nicht seine Gezeiten, es ist immergrün, immerblau. Der Himmel erwirbt und erhält sich hier ein Anrecht auf sein Blau, auf eine Sonne, die selbst der wolkenbruchartige Regen nicht besänftigt. Es schüttet Grün aus allen Poren. Die Ventilatoren kreisen ununterbrochen über den Sitzen im „Observing Room“, einer verschlissenen Luxusklasse mit dem liebenswürdigen Charme derer, die überdauern. Von der Zeit überlebt, bewahrt sie die Spuren ihrer Reisenden, bewahrt sie die Zeit wie eine Maschine, die Erinnerungen markiert und sammelt. Bedeutungsvoll hatte der Mann hinter den Gittern des Schalters meine Reservierung entgegengenommen. „Observing Room“. Special Class. Special Price. Ich stehe allein am Schalter, an dem Schalter der Second Class drängen sich die Massen von Frauen und Männern, die mich anstarren. Der Mann schreibt meinen Namen sorgfältig, angestrengt langsam in sein großes, schweres Buch und reicht mir dann ebenso gewichtig die handgeschriebene Fahrkarte wie ein Dokument. Nahezu feierlich: Gampaha - Kandy. In meinem Traum steigen die Ebenen sanft an, heben sie sich wie das Licht, in dem das Grün, das Blau schwimmt. Das Grün unter Wasser. Schwimmende Halme im See. Eine schwimmende, schillernde Luft. Eine Landschaft wie ein Traum. Der Glanz liegt über allem, über dem Wasser. Die Morgensonne thront. Scharen von weißen Fischreihern, auf langen staksigen