Produktdetails
  • Verlag: Delius Klasing
  • Seitenzahl: 171
  • Deutsch
  • Abmessung: 310mm
  • Gewicht: 1326g
  • ISBN-13: 9783768812993
  • ISBN-10: 3768812995
  • Artikelnr.: 09809837
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.09.2001

Mythos Silberpfeile
Die unvergängliche Eleganz des silbernen Monoposto
Begegnungen mit drei Generationen Formel 1 / Fahrer und Maschinen schrieben bleibende Rennsportgeschichte
Silberpfeile sind wie glitzernde Projektile in den Adern des trägen Zeitgeistes. Sie sind noch heute der Inbegriff von Tempo und aggressiver Schönheit. Und der makellosen Reinheit des Erfolgs. Silberpfeile sind, wie Deutschland immer sein wollte.So gesehen haben die Rennwagen der 30er Jahre, und nur sie verliehen dem Namen seine Aura, immer mehr bedeutet als bloße Rennsportgeschichte. Sie waren Mythos der Massen, Propagandainstrument der Nazis und Kunstobjekt bis hinein in die modernistische Welt des Andy Warhol. Und heute erfreuen sich die Marketingstrategen von Mercedes an der Bezeichnung, die sie für ihre Formel-1- Wagen okkupiert haben, wenngleich ursprünglich auch die rasenden Zigarren der Konkurrenz von Auto-Union als Silberpfeile an den Start gegangen waren.
Ihrem Teil der Historie haben die Schwaben jetzt einen prächtigen Bildband gewidmet – drei ganz unterschiedliche Generationen Silberpfeile hat der Fotograf Markus Bolsinger zu einer emotionalen Begegnung vereint. Seine betont ruhigen Portraits der schnellen Autos vermitteln den Mythos Mercedes ganz besonders intensiv. Schwarz-Weiß-Fotografie auf das Wesentliche reduziert. Ein für infrarotes Licht empfindliches Filmmaterial gibt das Silber der Karosserien in ganz besonders zarten Grautönen wieder. Die großen, vielfach doppelseitigen Bilder interpretieren dabei drei ganz unterschiedliche Stilrichtungen im Rennwagenbau.
Auf den Bildseiten der historischen Kompressorwagen aus den 30er Jahren erlebt der Betrachter den erstaunlichen Wandel von einer ursprünglich fast groben, allein am Zweck orientierten Stilistik zu einer frühen Blüte der Eleganz des Monoposto. Bei den Klassikern der 50er Jahre fasziniert die beinahe außerirdische Schönheit der Stromlinienwagen, die zwar viel schneller waren als die Konkurrenten, aber nicht geschaffen für den harten Zweikampf auf den an Kurven reichen Kursen. Den Sieg der Sachlichkeit über die Anmut der Formen aus dem Windkanal dokumentieren die Bilder des Mercedes-Monoposto, der auf seinem Weg zu zwei Weltmeisterschaften die schönen Kollegen und alle Konkurrenten geschlagen hat.
Die dritte Epoche der Silberpfeile, die in den 90er Jahren mit dem West-McLaren-Mercedes beginnt, zeigt uns die Bilder von Rennwagen, die jenseits aller Absicht schön zu sein, nach einer neuen, fast geheimnisvollen Zweckform streben, deren wesentliches Ziel darin besteht, den Wagen mit allen Mitteln der Aerodynamik auf die Straße zu pressen.
Die Geschichte der Grand-Prix-Rennwagen verknüpfen auch die Texte von Clauspeter Becker. Sie beschreiben die differenzierten Herausforderungen der Konstrukteure beim Bau erfolgreicher Rennwagen und die ganz gegensätzlichen Konzepte. Nicht zu vergessen die denkbar unterschiedlichen Karrieren der Meister am Volant. Denn nichts war vergleichbar in den Lebensläufen von Rudolf Caracciola, Juan Manuel Fangio oder Mika Häkkinen mit der schönen Ausnahme, dass sie häufig als Sieger durchs Ziel gingen.Als Hinweis auf die großen Unterschiede bei der Besoldung der Rennfahrer enthält das Buch übrigens ein Faksimile des Vertrages zwischen der Daimler-Benz A.G. und Juan Manuel Fangio mit den vergleichsweise bescheidenen Honoraren des zweifachen Weltmeisters.
Eine sonst seltene Würdigung aber finden auch die Männer im Schatten des Ruhmes, die als Blitzarbeiter an den Boxen wesentlichen Anteil am Erfolg haben, den sie in den 30er Jahren noch zu dritt in harter Arbeit erkämpfen mussten, während heute jedes Team 22 Arbeitsplätze allein in der Boxengasse schafft.
jre
Markus Bolsinger, Clauspeter Becker. Silberpfeile. Delius Klasing Verlag, Bielefeld. 176 Seiten, 135 Abbildungen. 78 Mark, erscheint im Oktober
Bei 300 km/h dem Tod frech ins Gesicht gegrinst: Männer wie Rudolf Caracciola bändigten
die Silberpfeile und erkämpften Siege. So entstand
der Mythos in den dreißiger Jahren. Später
vollendete sich die Eleganz in der Stromlinienform.
Fotos: Bolsinger
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