Memoiren einer Tochter aus gutem Hause nannte Simone de Beauvoir den ersten Band ihrer Autobiographie. Aus einer streng katholischen Familie stammend, war die Philosophin eine widerspruchsbereite Kämpferin und ein Feindbild der Rechten. Mit ihrem Eintreten für Freiheit und Selbstbestimmung wurde sie zu einer Galionsfigur der Frauenbewegung und wirkt mit ihren Denkanstößen bis in heutige Gender-Debatten.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2007Wer nicht fragt
Die französische Journalistin Madelaine Chapsal führte 1957 ein Interview mit Simone de Beauvoir. Später ärgerte sie sich darüber, die interessantesten Punkte nicht angesprochen zu haben. Auch Monika Pelz lässt in ihrer Beauvoir-Biographie manche davon offen. Die Beziehung Beauvoirs zu Sartre wird einerseits märchenhaft romantisiert ("Sie hat den idealen Gefährten für das ganze Leben gefunden"), andererseits wird die starke Abhängigkeit der Vorzeigefeministin von ihrem Lebensgefährten betont; die Spannung zwischen diesem Befund und Beauvoirs emanzipatorischer Philosophie bleibt weitgehend unkommentiert. Ironischerweise macht Pelz Simone de Beauvoir so zum Nebenprodukt ihrer Männer: ihre Philosophie und ihr politisches Engagement zum unausgegorenen Reflex auf Sartres Werk, ihre Romane und Erzählungen zum literarischen Produkt ihrer Eifersucht. Somit verrätselt die Biographie die Faszination dieser Frau, anstatt sie aufzuklären. (Monika Pelz: "Simone de Beauvoir". Leben, Werk, Wirkung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 151 S., br., 7,90 [Euro].) brey
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Die französische Journalistin Madelaine Chapsal führte 1957 ein Interview mit Simone de Beauvoir. Später ärgerte sie sich darüber, die interessantesten Punkte nicht angesprochen zu haben. Auch Monika Pelz lässt in ihrer Beauvoir-Biographie manche davon offen. Die Beziehung Beauvoirs zu Sartre wird einerseits märchenhaft romantisiert ("Sie hat den idealen Gefährten für das ganze Leben gefunden"), andererseits wird die starke Abhängigkeit der Vorzeigefeministin von ihrem Lebensgefährten betont; die Spannung zwischen diesem Befund und Beauvoirs emanzipatorischer Philosophie bleibt weitgehend unkommentiert. Ironischerweise macht Pelz Simone de Beauvoir so zum Nebenprodukt ihrer Männer: ihre Philosophie und ihr politisches Engagement zum unausgegorenen Reflex auf Sartres Werk, ihre Romane und Erzählungen zum literarischen Produkt ihrer Eifersucht. Somit verrätselt die Biographie die Faszination dieser Frau, anstatt sie aufzuklären. (Monika Pelz: "Simone de Beauvoir". Leben, Werk, Wirkung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 151 S., br., 7,90 [Euro].) brey
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