Immer mehr Deutsche ziehen in die Schweiz. Vielen von ihnen schlägt, offen oder verdeckt, Feindseligkeit entgegen. Den Schweizern scheint jeder Anlass recht, die Deutschen nicht zu mögen. Die Medien heizen die Stimmung an, einige Deutsche wehren sich, der Vorwurf der Arroganz steht gegen den der Fremdenfeindlichkeit. Haben die Schweizer ein Problem mit den Deutschen - oder mit sich selbst? Und wie geht es bei alledem den Schweizern in Deutschland? Die Herausgeber der Bestseller-Anthologie "Kuhschweizer und Sauschwaben" haben prominente Autoren gebeten, von ihren Erfahrungen zu berichten. Das ultimative Handbuch zur deutsch-schweizerischen Nachbarschaftshilfe.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.10.2010JÜRG ALTWEGG, Kulturkorrespondent dieser Zeitung in Genf, hat zusammen mit Roger de Weck einen Band über das Spannungsverhältnis zwischen der Schweiz und Deutschland zusammengestellt. Sie knüpfen damit an ihr Buch "Kuhschweizer und Sauschwaben" an. Es geht um Sprache, Politik, Vergangenheit, um Kultur und Geld und Peer Steinbrücks Indianer, denen er mit Kavallerie drohte. Klischees werden hinterfragt, Komplexe freigelegt, Konflikte thematisiert und Gottfried Keller zitiert: "Wo ich Deutscher darf und Schweizer sein." Neben den Herausgebern schreiben u. a. Thomas Hürlimann, Peter von Matt, Ruth Schweikert, Brigitte Kronauer, Sibylle Berg. Und Günter Netzer schildert, wie im Schweizer Fernsehen seine Kommentatorenlaufbahn begann und er zum "guten Deutschen der Schweizer" wurde. ("Sind die Schweizer die besseren Deutschen?". Der Hass auf die kleinen Unterschiede. Nagel & Kimche, Zürich 2010. 160 S., kt., 17,90 [Euro].)
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wie beschimpfen sich Schweizer und Deutsche? Als Sauschwaben und Kuhschweizer, weiß Verena Mayer nach dieser Lektüre. Der, wie sie findet, kolossal doof betitelte Sammelband von Roger de Weck und Jürg Altwegg lehrt sie allerdings auch die Nuancen des Deutsch-Schweizer Verhältnisses. Brigitte Kronauer etwa schwärmt von der Schweiz, Günter Netzer immerhin vom Wintersport. Wirklich problematisch aber ist die "trennende gemeinsame" Sprache. Mayer vermutet darin den Ursprung aller Neurosen. Die entsprechenden Beiträge liest sie daher mit gesteigertem Interesse. Den Schweizer Lokalpatriotismus hätte sie sich dennoch besser ausgeleuchtet gewünscht. Es soll ja sogar Volksinitiativen gegen Hochdeutsch an Schweizer Vorschulen geben!
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