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Ein vielschichtiges Katz-und-Maus-Spiel, ein Roman über Nostalgie, Leben, Tod und Quantentheorie.
Felix Mordaunt, der gerade erst aus dem Gefängnis entlassen wurde, fährt am Haus seiner Kindheit vor. Doch weder das schicke Auto noch der Name, mit dem er sich vorstellt, gehören wirklich ihm. In dem zugigen alten Gutshaus lebt eine neue Familie: die Godleys, Nachkommen des verstorbenen weltberühmten Wissenschaftlers Adam Godley, dessen Existenztheorie das Universum ins Chaos stürzte. Felix muss sich nun mit der eigenwilligen Familie Godley und deren nervösen Haushälterin auseinandersetzen.…mehr

Produktbeschreibung
Ein vielschichtiges Katz-und-Maus-Spiel, ein Roman über Nostalgie, Leben, Tod und Quantentheorie.

Felix Mordaunt, der gerade erst aus dem Gefängnis entlassen wurde, fährt am Haus seiner Kindheit vor. Doch weder das schicke Auto noch der Name, mit dem er sich vorstellt, gehören wirklich ihm. In dem zugigen alten Gutshaus lebt eine neue Familie: die Godleys, Nachkommen des verstorbenen weltberühmten Wissenschaftlers Adam Godley, dessen Existenztheorie das Universum ins Chaos stürzte. Felix muss sich nun mit der eigenwilligen Familie Godley und deren nervösen Haushälterin auseinandersetzen. Ein ungeheurlicher Vorwurf steht im Raum: War der verstorbene Adam Godley wirklich der Urheber der Existenztheorie, oder war er ein Betrüger?

Mit funkelnder Intelligenz und rasantem Witz lässt John Banville einige der denkwürdigsten Figuren seines Werks in einem ebenso schelmischen wie brillant konzipierten Roman wieder aufleben.

Autorenporträt
John Banville, geboren 1945 in Wexford, Irland, gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen literarischen Autoren. Sein umfangreiches Werk wurde mehrfach, auch international, ausgezeichnet, zuletzt mit dem Franz-Kafka-Literaturpreis, dem Man Booker Prize (für 'Die See') und 2013 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. John Banville lebt und arbeitet in Dublin. Christa Schuenke, geboren 1948, übersetzt Lyrik und Prosa aus dem Englischen, u. a. Werke von Banville, Melville, Singer, Shakespeare. Sie erhielt u.a. den Wielandpreis und den Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Sein "bislang gewagtestes Erzählexperiment" nennt Rezensent Nico Bleutge John Banvilles neuen Roman "Singularitäten", indem der Autor Figuren, Motive, Theorien und Themen aus früheren Werken wieder aufgreift und zusammenführt. Diese Verknüpfung von Elementen aus verschiedenen literarischen Welten erscheint dem Kritiker logisch. Denn "Singularitäten" ist sozusagen die literarische Bearbeitung oder, wie Bleutge es ausdrückt, die "in Erfahrung überführte" Theorie eines fiktiven Mathematikers: Laut diesem existieren viele unterschiedliche, sich teils überlappende Universen nebeneinander, mit jeweils eigener Zeitlichkeit. Ein klassisches lineares Erzählen scheint Banville nicht die angemessene Weise, um aus diesen Welten und Zeiten zu erzählen. Stattdessen springt er zwischen Zeiten, Realitäten, Erzählsituationen - wobei drei zentrale Themen dieses Gewirr aus Erzählfäden zusammenhalten: Fiktion und Realität, die Beschaffenheit der Zeit, und: Identität. Ob dieses Experiment für ihn gelingt, verrät Bleutge nur indirekt, etwa wenn er Banvilles erzählerische Kniffe lobt oder den Text mit jener "unmelodischen Melodie" vergleicht, die am Ende des Romans auftaucht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2023

Godleys Knoten

Die Welt als Lüge und Verstellung: John Banvilles ebenso brillanter wie gewitzter Roman "Singularitäten"

Von Hubert Spiegel

John Banville, zweifellos eine der brillantesten literarischen Stimmen des Vereinigten Königreichs, ist, wie so manch anderer bedeutende Gegenwartsautor, ein schrecklicher Angeber. Allzu gern spreizt er genüsslich die Flügel und zeigt sein schillerndes Gefieder, aber nicht etwa, weil er es nötig hätte, sondern weil es so unverschämt viel Spaß macht. Ihm selbst, aber auch uns, seinen Lesern.

"Singularitäten" ist das zwanzigste Buch, das Banville unter eigenem Namen veröffentlicht hat. Etwa ein halbes Dutzend Kriminalromane, verfasst unter dem Pseudonym Benjamin Black, kommen hinzu. Banville, mittlerweile fast 78 Jahre alt, liebt das Spiel mit Identitäten, die er auch seine Figuren überwerfen und abstreifen lässt, als wären es gemütliche alte Hausjacken. Der englischen Presse gegenüber hat er angedeutet, "Singularitäten" könne womöglich der Schlussstein seines Werks sein, sein letztes Buch. Aber natürlich glaubt ihm niemand.

Davon, dass nichts sicher und alles zweifelhaft ist, dass der Schein kaum je vom Sein zu trennen und sich alle vermeintlichen Gewissheiten als eitle Illusionen entpuppen könnten, handelt auch "Singularitäten". Es ist ein brillanter, hinreißend geschriebener Roman von großem Witz und melancholischer Schönheit, ein Roman der Anspielungen und Verknüpfungen, der seine erzählerischen Tentakel, und er hat mehr Tentakel als ein Tintenfisch, unermüdlich um frühere Bücher Banvilles schlingt.

Der Mörder Freddie Montgomery, bekannt aus Banvilles sogenannter Mörder-Trilogie ( "Das Buch der Beweise", "Athena" und "Geister"), wird aus der Haft entlassen und kehrt an die Stätte seines Verbrechens zurück. Aber Coolgrange House heißt jetzt Arden House und wird von der Familie des berühmten Wissenschaftlers Adam Godley bewohnt, der in "Unendlichkeiten" (2012) im Sterben lag. Nun ist Godley tot, aber seine metamathematischen Theorien haben die Welt verändert, weil Godley den Beweis führte, dass jeder Zuwachs an Wissen über die Welt, in der wir leben, zugleich eine entgegengesetzte Verdunkelung dieses Wissens mit sich bringt. Das ist der Godley'sche Interferenz-Effekt, der im Grunde besagt, dass wir nicht klüger werden können, ohne gleichzeitig dümmer zu werden. Unglücklicherweise geht dieser paradoxe Erkenntnisprozess mit einer dramatischen Abnutzung des gesamten Planeten einher: Adam Godley hatte einen Knoten geknüpft, "den niemand wieder aufkriegt".

In "Singularitäten" geht es unter anderem um den Nachruhm dieses wissenschaftlichen Welterschütterers. Godleys wenig begnadeter Sohn Adam engagiert den nach frühem Ruhm reichlich abgetakelten William Jaybey, einen Kollegen seines Vaters, um dessen Biographie zu schreiben. Dass es sich um die Biographie eines rücksichtslosen, egomanischen Monstrums handeln muss, wird rasch klar, aber handelt es sich womöglich auch um die Biographie eines Hochstaplers?

Jaybey, dessen Name gewiss nicht zufällig an die Initialen des Autors erinnert, ist einer der beiden Ich-Erzähler des Romans. Der andere ist ein Gott, der sich als Hermes zu erkennen gibt, Sohn des Zeus und der Gott der Diebe, diebische Schriftsteller-Elstern wie Banville eingeschlossen, der sich ungeniert zum Beispiel bei Joyce bedient, wenn er uns in den Kopf von Godleys Witwe Ursula schauen lässt. Halbdement residiert die alte Dame in einem der zahlreichen Zimmer von Arden House in einer Art Matratzengruft, wo sie die Puzzleteilchen ihrer Erinnerungen zu erhaschen versucht, die wie Sternschnuppen an ihr vorübersausen.

Kennt Hermes ("ich böser kleiner Gott") Mitleid mit den Figuren, die er erschaffen hat? Durchaus, er weiß, was sie leiden, ebenso wie er das Leid kennt, das sie verursachen. Aber Gnade setzt bei Banville stets die Gnadenlosigkeit des Blicks voraus, den er auf seine Figuren wirft. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Am Ende dieses von Christa Schuenke wieder einmal grandios übersetzten Romans führt er sein ganzes Ensemble noch einmal auf Arden House zusammen. Gefeiert wird ein finales Fest, dessen Anlass nicht laut ausgesprochen werden darf - Helen, die schöne Helen, wird vierzig. Kaum vorstellbar, dass sie den Bann, in den sie Hermes, Banville und deren gemeinsames Alter Ego William Jaybey geschlagen hat, allein deshalb lockern könnte. Wir werden ja sehen.

John Banville: "Singularitäten". Roman.

Aus dem Englischen von Christa Schuenke. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023. 432 S., geb., 26,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»John Banvilles bisher gewagtestes Erzählexperiment. Ebenso ironisch wie nah an metaphysischen Fragen und nicht unähnlich jener unmelodischen Melodie, die einmal erwähnt wird.« Nico Bleutge Deutschlandfunk Büchermarkt 20240201