Aus dem dünnen Spalt zwischen der Einsamkeit des Übungsraums und der Anonymität der Orchesterreihen erscheinen Fantasien, Beobachtungen, gesellschaftliche Aphorismen.Das könnt ihr euch nicht vorstellen. Den Rausch, die Angst, den Herzschlag, den Atem, das Gefühl, die Hitze. Mit diesen Worten taucht »Singularkollektiv« in eine Welt, die jenseits des Glamours liegt, der gewöhnlich mit klassischer Musik verbunden wird. Eine Welt unter der dünnen Schicht von Frack und Fliege, in der das Orchester einer weiten Steppe gleicht, einem bahnhofslosen Ort. Wo es nach Blech und Öl, Holz und Schweiß riecht. Aus dem dünnen Spalt zwischen der Einsamkeit des Übungsraums und der Anonymität der Orchesterreihen, zwischen Musikbeamtentum und brotloser Kunst, dringen Fantasien, Beobachtungen, gesellschaftliche Aphorismen nach außen. Die Geigerin, die so tut, als ob sie spielt und ihre Stille Kunst feiert, der abgelehnte Posaunist, der um die Gunst eines neuen Generalmusikdirektors bangt. Der schlechte Cellist, der an seinem Cello wie ein Schiffbrüchiger hängt, der verspätete Geiger, auf den nicht gewartet wird. Die Scheinrealität einer Generalprobe. Die ungewöhnlichen Instrumente, die es in den Orchesterkanon nicht geschafft haben. Figuren und Momente, die der Orchesterwelt entstammen, aus dieser gleichzeitig herausragen als menschliche, gesellschaftliche Kommentare.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Johanna Adorján liest sich äußerst gern durch den Erzählband Ofer Waldmans, eines Autors, der früher selbst Orchestermusiker war und der nun einen Band mit Geschichten aus der Welt der klassischen Musik vorlegt. Da wäre etwa jene, berichtet Adorján, in der ein Beckenspieler auf eine Auslandstournee mitfährt, um nur ein einziges Mal aktiv ins musikalische Geschehen einzugreifen - und natürlich verpasst der Arme seinen Einsatz. Schön, so Adorján, dass Waldman Klassik nicht idealisiert, sondern in die Welt der Alltäglichkeit zurückholt, etwa, wenn er die kleinen Ängste und Sorgen seiner Musikerkollegen beschreibt. Viel Empathie hat er für Musiker, heißt es weiter, etwa für jenen Hornisten, der in einer Erzählung Angst bekommt, nicht mehr aus dem Schatten eines angesehenen Kollegen treten zu können. Insgesamt geht es laut Rezensentin oft melancholisch zu in diesem schönen Buch.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»ein schönes Buch« (Gabi Szarvas, WDR5, 02.09.2023) »Eine traurigschöne Geschichte. Waldmans Buch ist voll davon.« (Ronald Meyer-Arlt, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 04.10.2023) »Erzählungen aus dem Innenleben eines Orchesters, auf authentische und humorvolle Art erzählt.« (SWR2 Treffpunkt Klassik, 06.10.2023) »Ofer Waldman erzählt melancholisch und sinnlich vom Leben im Orchester.« (Johanna Adorján, Süddeutsche Zeitung, 21.11.2023) »lesenswerte(r) Schatz« (Raphaela Hag, Concerti, 05.12.2023) »bedenkenswert, kurios, aufwühlend« (Raphaela Hag, Concerti, 05.12.2023) »sehr menschliche Einblicke ins Orchesterleben« (Bernhard Hartmann, Bonner General-Anzeiger, 03.02.2024) »Die Geschichte ist, unabhängig davon, ob ihr Erzähler, der ehemalige Hornist Ofer Waldmann, sie erfunden hat oder ob sie sich tatsächlich so zugetragen hat, schlichtweg grandios.« (Jürgen Otten, Opernwelt, 09.2024)