Im fortgeschrittenen Alter an einer Alzheimerdemenz zu erkranken ist ein Schicksal, vor dem sich viele Menschen fürchten. Im Bewusstsein der Öffentlichkeit erscheint die Alzheimerdemenz als Krankheit, die Betroffenen alles nimmt: die Fähigkeit zu denken, die Selbstbestimmung, die Würde. Insbesondere wenn die Krankheit vorangeschritten ist und Menschen mit Demenz sich kaum noch mitteilen können, stellen sich Angehörige und Pflegende häufig die Frage, ob ein Leben unter solchen Umständen überhaupt noch Möglichkeiten der Sinnerfahrung bietet. Sinn zu erleben ist nach den Worten des Wiener Psychiaters Viktor Frankl eines der grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse. Was aber verstehen wir unter Sinn im Hinblick auf unser Leben? Sind die Fähigkeiten, die im Laufe einer demenziellen Erkrankung verloren gehen, die Voraussetzung für das Erleben von Sinn? Marion Bär entwickelt ein integratives Sinnkonzept, das die phänomenologische Psychologie und die Philosophie Martin Bubers einbezieht,und zeigt potenzielle Sinnspielräume auf, die auch unter den Lebensbedingungen fortgeschrittener Demenz existieren. Das Konzept eröffnet eine neue, ressourcenorientierte Perspektive auf demenzielle Erkrankungen und bietet ein theoretisches Fundament, von dem aus sich konkrete Hilfen für Angehörige, Pflegende und andere Bezugspersonen ableiten lassen, die Menschen mit Demenz in ihrem Sinnerleben unterstützen möchten.