Die neuzeitliche Ontologie nimmt seit Kant und Frege an, Existenz sei keine (gewöhnliche) Eigenschaft. Damit wird die alte Frage nach dem Sinn von Sein in einem veränderten Rahmen neu formuliert. Allerdings wird dabei vorausgesetzt, die Bedeutung von "Existenz" ließe sich ohne Rekurs auf Sinnkategorien verständlich machen, gleichzeitig wird Existenz an logische Funktionen wie den Existenzquantor oder den Mengenbegriff zurückgebunden. Gegen diese Annahmen vertritt Markus Gabriel in seinem originellen neuen Buch eine Ontologie der Sinnfelder: Zu existieren heißt, in einem Sinnfeld zu erscheinen. Überraschenderweise spricht laut Gabriel genau dies für einen neuen Realismus in der Ontologie.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Markige Thesen findet Rezensent Tim Caspar Boehme beim Philosophen Markus Gabriel. Allerdings scheint ihm auch vieles offen und erklärungsbedürftig in Gabriels Philosophie des Neuen Realismus. Abgesehen von der mitunter "schlampigen" sprachlichen Darstellung ist das für Boehme etwa die tendenziöse Lesart Kants und Freges, mit der der Autor sein Projekt einer Abschaffung des Begriffes "Welt" und der Metaphysik zugunsten einer Theorie der Existenz zu stützen versucht. Gabriels Versuch, das Thema Existenz auf kleine Wissenseinheiten herunterzubrechen, kritisiert Boehme für den zugrundegelegten "arg verkürzten" Metaphysikbegriff.
© Perlentaucher Medien GmbH
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