Von der ägyptologischen Forschung wurde die aus der altägyptischen Kultur vielfach bezeugte, weit über das normale Schrift-Bild hinausgehende Sinnanreicherung an Zeichen und ganzer Texte bisher nur am Rande behandelt. In dieser ersten komplexen Monographie, die einen Zeitraum von etwa 3000 Jahren betrachtet, werden nun zahlreiche Erst- und Neuinterpretationen geboten. Da die zwischen Bild und Schrift oszillierende Kommunikationsform nie auf Geheimhaltung zielte, sondern auf die Anreicherung der Botschaft mit zusätzlichem Sinn und auf die spielerische Ausreizung des ikonischen Potenzials samt der sinnlichen Ähnlichkeit der Zeichen, wird eine präzisere Begrifflichkeit eingeführt, die in dem Terminus 'Visuelle Poesie' mündet. Von einer breiten Materialbasis ausgehend, wird die 'Visuelle Poesie' als ein charakteristisches Produkt der ägyptischen Bild-Schrift-Kultur gefasst und in ihren vielfachen kulturellen Vernetzungen und historischen Wandlungen dargestellt.