Wir alle sind auf der Suche nach einem Sinn im Leben, doch was ist das eigentlich - Sinn? Prof. Markolf Niemz, Physiker und Autor, nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Gratwanderung zwischen Wissenschaft, Spiritualität und Religion. Wer oder was ist Ich? Was war vor dem Urknall? Glauben Physiker noch an Gott? Niemz klare Sprache und leicht verständliche Illustrationen lassen ein Weltbild entstehen, das uns Sinn hautnah erleben lässt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2013Ich bin ein Verb
Am Anfang war die Tat!, lässt Goethe Faust als Antwort auf die Sinn-Frage ausrufen. Der Biophysiker Markolf Niemz beantwortet die Frage ähnlich: "Ich denke, der Sinn im Leben bin ich, aber der Clou steckt wie so oft im Detail. Ich betrachte mich nämlich nicht als eine Person, sondern als Verb." Als Antwort auf die Nachfrage steht dann aber doch das Substantiv: "Tätigkeit". Niemz geht es um die Verknüpfung von "Erkenntnis und Liebe". Sie fällt ihm nicht schwer, er behandelt sie von Beginn an als Prämisse: "Wir alle werden liebeshungrig und wissensdurstig geboren." Der Autor beantwortet Fragen zum Urknall, dem Zufall, der Weltformel, dem Leben und der Ewigkeit - mit einer Mischung aus Anekdoten und naturwissenschaftlichem Sachverstand, durchaus unterhaltsam. Aber den Modus einer Predigt verlässt Niemz nie. Die Fragen sind Vehikel, um den Leser immer wieder an Grenzen der Wissenschaft zu führen - die in Seminarliteratur beachtet werden müssen, in Büchern wie diesem allerdings nicht. Welche Frage Niemz auch behandelt, am "kosmischen Bewusstsein" führt sein Denken nicht vorbei, also auch nicht an ihrem "kürzesten Namen - Gott". Pate dieser Bemühungen ist ihm Goethe, als Panentheist, der Gott in der Natur offenbart sieht. Niemz allerdings würde sich nie auf einen Mephistopheles einlassen. Sinn sei die Sache derer, die "nach nichts als Liebe und Wissen streben" und, wie es der Autor für sich reklamiert, "ein Leben lang Kind bleiben". (Markolf H. Niemz: "Sinn". Ein Physiker verknüpft Erkenntnis mit Liebe. Kreuz Verlag, Freiburg 2013. 176 S., Abb., geb., 17,99 [Euro].)
stsch
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Am Anfang war die Tat!, lässt Goethe Faust als Antwort auf die Sinn-Frage ausrufen. Der Biophysiker Markolf Niemz beantwortet die Frage ähnlich: "Ich denke, der Sinn im Leben bin ich, aber der Clou steckt wie so oft im Detail. Ich betrachte mich nämlich nicht als eine Person, sondern als Verb." Als Antwort auf die Nachfrage steht dann aber doch das Substantiv: "Tätigkeit". Niemz geht es um die Verknüpfung von "Erkenntnis und Liebe". Sie fällt ihm nicht schwer, er behandelt sie von Beginn an als Prämisse: "Wir alle werden liebeshungrig und wissensdurstig geboren." Der Autor beantwortet Fragen zum Urknall, dem Zufall, der Weltformel, dem Leben und der Ewigkeit - mit einer Mischung aus Anekdoten und naturwissenschaftlichem Sachverstand, durchaus unterhaltsam. Aber den Modus einer Predigt verlässt Niemz nie. Die Fragen sind Vehikel, um den Leser immer wieder an Grenzen der Wissenschaft zu führen - die in Seminarliteratur beachtet werden müssen, in Büchern wie diesem allerdings nicht. Welche Frage Niemz auch behandelt, am "kosmischen Bewusstsein" führt sein Denken nicht vorbei, also auch nicht an ihrem "kürzesten Namen - Gott". Pate dieser Bemühungen ist ihm Goethe, als Panentheist, der Gott in der Natur offenbart sieht. Niemz allerdings würde sich nie auf einen Mephistopheles einlassen. Sinn sei die Sache derer, die "nach nichts als Liebe und Wissen streben" und, wie es der Autor für sich reklamiert, "ein Leben lang Kind bleiben". (Markolf H. Niemz: "Sinn". Ein Physiker verknüpft Erkenntnis mit Liebe. Kreuz Verlag, Freiburg 2013. 176 S., Abb., geb., 17,99 [Euro].)
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