Produktdetails
- Verlag: Czernin
- Seitenzahl: 111
- Deutsch
- Abmessung: 215mm x 260mm
- Gewicht: 704g
- ISBN-13: 9783707601589
- ISBN-10: 3707601587
- Artikelnr.: 11406038
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.07.2003Als Mitteleuropa im Wasser stand
Vom ersten Regen über Flut und Flucht bis zum Aufräumen: Bilder aus dem Sommer des vergangenen Jahres
Selbst den versiertesten Politikern fehlten anfangs die Worte, als im August des vergangenen Jahres weite Bereiche Mitteleuropas unter riesigen Wasserflächen verschwanden. Schließlich nannte man eine „Jahrhundertflut”, was von der Elbe bis zur Donau unzähligen Menschen buchstäblich den Boden unter den Füßen wegriss, was sie oft um den Ertrag eines ganzen Arbeitslebens brachte. Was ist geblieben von der medialen Überschwemmung, von der Flut der Bilder, die das zerstörerische Wirken der Wassermassen in jeden Haushalt trugen?
Damit die Erinnerung an die Ereignisse im Sommer 2002 nicht verloren geht, hat die Wiener Fotojournalistin Jacqueline Godany unter dem Titel „Sintflut” einen Bildband herausgegeben, der im Unterschied zu allen bisherigen Büchern zum Thema den europäischen Charakter des epochalen Hochwassers zwischen Deutschland und Ungarn dokumentiert (Czernin Verlag, Wien 2003, 112 Seiten, 25 Euro). Die abwechslungsreich gereihten Schwarzweiß-Fotos zeichnen das Geschehen in den fünf betroffenen Ländern chronologisch nach – vom ersten Regen über Flut und Flucht bis hin zu den Aufräumarbeiten. Viele der ausdrucksstarken Aufnahmen haben Fotografen der Agentur Reuters beigesteuert, etwa Joe Klamar ein Motiv aus Bratislava mit Karusselltieren, die einen Wassertanz aufzuführen scheinen (unser Bild).
Die Natur kenne keine Katastrophen, schreibt der Wiener SZ- Korrespondent Michael Frank in seinem einleitenden Text, der weniger ein Essay ist als eine bildkräftige Strafpredigt: „Katastrophe wird das viele Wasser dort, wo wir uns selbst oder Installationen an die Stelle der Natur setzen.” Österreichs Weinfelder, böhmische Dörfer wie auch die Kunstkammern Dresdens seien überflutet worden, weil Menschenwerk die Böden versiegelt, die Flüsse begradigt und die Ausweichräume beseitigt habe.
Nach dem Abklingen der Fluten wurde vielfach Besserung gelobt. Doch offenkundig ist es mit der Einsicht schon wieder vorbei – erst kürzlich konnte man lesen, dass in Niederrösterreich wieder munter abgeholzt, planiert und kanalisiert wird.
WOLFGANG JEAN STOCK
Amphibisches Karussell in Bratislava.
Foto:
Joe Klamar / Czernin Verlag
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Vom ersten Regen über Flut und Flucht bis zum Aufräumen: Bilder aus dem Sommer des vergangenen Jahres
Selbst den versiertesten Politikern fehlten anfangs die Worte, als im August des vergangenen Jahres weite Bereiche Mitteleuropas unter riesigen Wasserflächen verschwanden. Schließlich nannte man eine „Jahrhundertflut”, was von der Elbe bis zur Donau unzähligen Menschen buchstäblich den Boden unter den Füßen wegriss, was sie oft um den Ertrag eines ganzen Arbeitslebens brachte. Was ist geblieben von der medialen Überschwemmung, von der Flut der Bilder, die das zerstörerische Wirken der Wassermassen in jeden Haushalt trugen?
Damit die Erinnerung an die Ereignisse im Sommer 2002 nicht verloren geht, hat die Wiener Fotojournalistin Jacqueline Godany unter dem Titel „Sintflut” einen Bildband herausgegeben, der im Unterschied zu allen bisherigen Büchern zum Thema den europäischen Charakter des epochalen Hochwassers zwischen Deutschland und Ungarn dokumentiert (Czernin Verlag, Wien 2003, 112 Seiten, 25 Euro). Die abwechslungsreich gereihten Schwarzweiß-Fotos zeichnen das Geschehen in den fünf betroffenen Ländern chronologisch nach – vom ersten Regen über Flut und Flucht bis hin zu den Aufräumarbeiten. Viele der ausdrucksstarken Aufnahmen haben Fotografen der Agentur Reuters beigesteuert, etwa Joe Klamar ein Motiv aus Bratislava mit Karusselltieren, die einen Wassertanz aufzuführen scheinen (unser Bild).
Die Natur kenne keine Katastrophen, schreibt der Wiener SZ- Korrespondent Michael Frank in seinem einleitenden Text, der weniger ein Essay ist als eine bildkräftige Strafpredigt: „Katastrophe wird das viele Wasser dort, wo wir uns selbst oder Installationen an die Stelle der Natur setzen.” Österreichs Weinfelder, böhmische Dörfer wie auch die Kunstkammern Dresdens seien überflutet worden, weil Menschenwerk die Böden versiegelt, die Flüsse begradigt und die Ausweichräume beseitigt habe.
Nach dem Abklingen der Fluten wurde vielfach Besserung gelobt. Doch offenkundig ist es mit der Einsicht schon wieder vorbei – erst kürzlich konnte man lesen, dass in Niederrösterreich wieder munter abgeholzt, planiert und kanalisiert wird.
WOLFGANG JEAN STOCK
Amphibisches Karussell in Bratislava.
Foto:
Joe Klamar / Czernin Verlag
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