Zwischen Orient und Okzident Goethe nannte Sizilien begeistert die "Königin der Inseln". Und wie einst Deutschlands berühmtesten Italien-Reisenden, so bezaubert die Mittelmeerinsel auch heute ihre Besucher mit malerischen Buchten und Stränden, mit sanften Hügeln und steilen Felsen unter blauem Himmel. Absoluter Höhepunkt der Insel ist - im wahrsten Sinn des Wortes - der über 3000 Meter hohe Ätna. Immer wieder inszeniert der größte Vulkan Europas feuerspuckend und grollend sein Naturschauspiel. Zu den landschaftlichen Schönheiten gesellen sich die architektonischen Schmuckstücke sizilianischer Baukunst, die den Städten einen unverwechselbaren Charme verleihen. Doch auch andere Völker und Kulturen haben sich hier verewigt: Vor der Stiefelspitze Italiens, am Schnittpunkt zwischen Europa und Afrika, zwischen westlichem und östlichem Mittelmeer gelegen, war Sizilien jahrtausendelang Objekt fremder Begierden. Noch heute zeugen phönizische Nekropolen, griechische Tempel, römische Villen und normannische Burgen von der wechselvollen Geschichte der Insel.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.12.2001REISEBÜCHER
Für den Tisch. Mal angenommen, der Dezember wäre - wie es sich die Italiener der Renaissance gerne vorstellten - ein Mensch. Dann wäre er um sein Gesicht nicht zu beneiden, weniger noch, wenn er in Deutschland lebte. Ungeschminkt wäre es grau, mit einem Stich ins verwaschen Blaue, und mit Weihnachts-Make-up könnte es dem Teint einer Diva Konkurrenz machen - soviel Glitter, soviel Glitzer auf so wenig Raum gibt es sonst nirgends. Wie gut hätte es der Dezember auf Sizilien. Die Dörfer honigfarben, die Plantagen ein Teppich aus Orangen, das Meer dunkelblau, der helle Himmel so nah. Außerhalb der Hochsaison ist der mediterrane Malkasten besonders gut gemischt - das will zumindest der Bildband "Sizilien" zeigen. Fotograf Josef H. Neumann hat die schönsten Farbtupfer auf der Insel abgelichtet, Autorin Monika Lustig die ergänzenden Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart geschrieben. Man erfährt das Wichtigste über Siziliens Historie, liest von den Gewalten des Ätna, dessen letzter Ausbruch noch gar nicht so lange zurückliegt, und vom neuen Image Palermos, das vom Armenhaus wieder zur "Felicissima" Italiens werden möchte. Essays widmen sich berühmten Studienreisenden wie Goethe oder Ludwig I., porträtieren sizilianische Schriftsteller wie Giuseppe Tomasi di Lampedusa und erinnern an Filme, die auf der Insel entstanden - darunter Viscontis "Il Gattopardo". Und selbst wenn der Band strenggenommen nichts Neues liefert: Er macht Lust, Sizilien neu zu entdecken - auch und vor allem im sonst so graugesichtigen oder übertrieben glamourösen Dezember.
iane.
Josef H. Neumann, Monika Lustig: "Sizilien". Verlag C.J. Bucher, München 2001, 58,67 Mark.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für den Tisch. Mal angenommen, der Dezember wäre - wie es sich die Italiener der Renaissance gerne vorstellten - ein Mensch. Dann wäre er um sein Gesicht nicht zu beneiden, weniger noch, wenn er in Deutschland lebte. Ungeschminkt wäre es grau, mit einem Stich ins verwaschen Blaue, und mit Weihnachts-Make-up könnte es dem Teint einer Diva Konkurrenz machen - soviel Glitter, soviel Glitzer auf so wenig Raum gibt es sonst nirgends. Wie gut hätte es der Dezember auf Sizilien. Die Dörfer honigfarben, die Plantagen ein Teppich aus Orangen, das Meer dunkelblau, der helle Himmel so nah. Außerhalb der Hochsaison ist der mediterrane Malkasten besonders gut gemischt - das will zumindest der Bildband "Sizilien" zeigen. Fotograf Josef H. Neumann hat die schönsten Farbtupfer auf der Insel abgelichtet, Autorin Monika Lustig die ergänzenden Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart geschrieben. Man erfährt das Wichtigste über Siziliens Historie, liest von den Gewalten des Ätna, dessen letzter Ausbruch noch gar nicht so lange zurückliegt, und vom neuen Image Palermos, das vom Armenhaus wieder zur "Felicissima" Italiens werden möchte. Essays widmen sich berühmten Studienreisenden wie Goethe oder Ludwig I., porträtieren sizilianische Schriftsteller wie Giuseppe Tomasi di Lampedusa und erinnern an Filme, die auf der Insel entstanden - darunter Viscontis "Il Gattopardo". Und selbst wenn der Band strenggenommen nichts Neues liefert: Er macht Lust, Sizilien neu zu entdecken - auch und vor allem im sonst so graugesichtigen oder übertrieben glamourösen Dezember.
iane.
Josef H. Neumann, Monika Lustig: "Sizilien". Verlag C.J. Bucher, München 2001, 58,67 Mark.
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