Die Insolvenz des Zahlungsdienstleisters Wirecard hat den Finanzplatz Deutschland erschüttert. In diesem in der deutschen Wirtschaftsgeschichte bislang beispiellosen Skandalfall kommen alle Facetten von Bilanzbetrug, Lobbyismus sowie unternehmerischem und aufsichtsrechtlichen Versagen in einem Stoff zum Vorschein. Der Gesetzgeber hat mit dem FISG erste Antworten geben, um weiteren Schaden vom hiesigen Finanzplatz abzuwenden. Auch wenn viele Reformen zu begrüßen sind, sollte primär eine gründliche evidenzbasierte Aufarbeitung das Fundament für eine Lex Wirecrd legen. Schließlich mangelte es bei nüchterner Betrachtung im Zeitpunkt der Aufdeckung des Bilanzbetrugs nicht vornehmlich an gesetzlichen Sicherheitsmechanismen - vor allem in Form eines Aufsichtsrates und eines externen Abschlussprüfers. Und dennoch erwiesen sich rund 1,9 Mrd. EUR in Gestalt angeblicher Guthaben auf Treuhandkonten als Luftnummer. Daher hat sich ein interdisziplinäres Team bestehend aus renommierten Wissenschaftlern und Praxisvertretern zum Ziel gesetzt, den Zusammenbruch dieses vormals im DAX30 gelisteten Technologieunternehmens aus verschiedenen fachlichen Perspektiven wissenschaftlich-fundiert kritisch zu beleuchten, nach wie vor bestehende Regulierungsdefizite aufzudecken und/oder Handlungsempfehlungen auszusprechen. In diesem Sammelband geht es somit darum, die "richtigen" oder noch nicht adressierte Fragen zu stellen. Denn das FISG hat nicht einen Schlussstrich unter die Diskussion um sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung von Bilanzkontrolle, Abschlussprüfung und Corporate Governance gezogen, sondern diese Diskussion weiter entfacht.