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Produktdetails
  • Reclams Universal-Bibliothek 9334
  • Verlag: Reclam, Ditzingen
  • Nachdr.
  • Seitenzahl: 134
  • Deutsch
  • Abmessung: 6mm x 123mm x 149mm
  • Gewicht: 60g
  • ISBN-13: 9783150093344
  • ISBN-10: 3150093341
  • Artikelnr.: 05472330
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Autorenporträt
Prof. Dr. Dr. h. c. Odo Marquard, geboren 1928 in Stolp (Pommern), studierte Philosophie, Germanistik und Theologie. 1963 Habilitation und Privatdozent in Münster. Ab 1965 war er ordentlicher Professor für Philosophie in Gießen, 1993 emeritiert. Für seine Werke erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Hessischen Kulturpreis für Wissenschaft (1997). Odo Marquard verstarb im Mai 2015.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.01.1995

Darauf einen Marquard
Neues vom Skeptiker für die Westentasche

Inzwischen weiß jeder philosophisch interessierte Leser, was ein Marquard ist: ein philosophischer Kalauer, vielleicht sogar der Urtyp des philosophischen Kalauers. Seit die Marquards auch in den sich jeder Jackentasche leicht einpassenden gelben Heftchen zu haben sind, kann man ohne Mühe seine (mit dem Wort ihres Urhebers) "Schmunzelration" mit sich führen.

Gerade darum sollte man vorsichtig sein und auch mit der neuen taschenfreundlichen Marquard-Sammlung behutsam umgehen: gelegentliche Degustation, keine Völlerei und kein Dauerkonsum - der läßt die Schmunzelfalten erstarren und weckt Begierde auf so etwas wie einen trockenen und vollkommen humorlosen Wittgenstein; wie auf eine saure Gurke nach zu viel Süßem.

Maßvoller Konsum hingegen ist unschädlich und beeinträchtigt noch nicht einmal die Sensibilität für den Inhalt. Man bemerkt, wie hier für den Alltag und gegen die Räusche des Alternativen gefochten wird, für die Zumutbarkeiten und gegen die geschichtsphilosophischen Überlastungen, für die Kompensationen und gegen die gefährlichen Träume vom versöhnten Leben. Das alles ist einfach nur vernünftig, skeptisches Schwarzbrot - überzogen allerdings mit der nur in Maßen verträglichen Glasur des Humorigen. Bisweilen kann man sich das gesunde Schwarzbrot des lebensklugen Denkers darunter kaum noch vorstellen, und es ergeht dem Hersteller dieser Denkpralinen wie dem Komiker, der sich auf der Bühne wirklich den Fuß verstaucht: Alle lachen. Das wiederum gehört zum Wesen des Komikers und macht seine Melancholie aus: Komisch ist das Leben auch da noch, wo es gar nicht zum Lachen ist. Also entschlossen geschmunzelt! Kaum jemand hat darüber in den letzten Jahren so eindrucksvoll aufgeklärt wie Bernhard-Viktor von Bülow, und so darf man es als endliche Aufdeckung einer Seelenverwandtschaft ansehen, wenn die neueste Marquard-Sammlung ein Stück mit dem Titel "Loriot lauréat" enthält, eine Laudatio bei der Verleihung des Kasseler Literaturpreises für grotesken Humor 1985. Marquard und Loriot, das ist wie Nietzsche und Wagner, wie Heidegger und Hölderlin - wenigstens grundsätzlich.

Hier wird zwar unter souveräner Mißachtung des "Königsberger Reinheitsgebots von 1781" philosophiert, aber eine Variante des kategorischen Imperativs müßte dennoch möglich sein: Betrachte dich selbst und deine Mitmenschen stets so, als ob alle Knollennasen hätten. Knollennasen sind menschlich, und deshalb kann der Wahlspruch der Aufklärung "Sapere aude!" hier auch lauten: "Mehr Knollennase wagen!, das heißt mehr auf die menschliche Endlichkeit achten." Darauf kann man sich einlassen, wenigstens in Maßen, und deshalb gelegentlich einen Marquard! Man gönnt sich ja sonst nichts. GÜNTER FIGAL

Odo Marquard: "Skepsis und Zustimmung". Philosophische Studien. Reclam Verlag, Stuttgart 1994. 137 S., br., 6,- DM.

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Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt. Mit diesen Worten beginnt das Büchlein Marquards und sein Bekenntnis zur bürgerlichen Welt. Skepsis ist für ihn das Nein zum großen Nein zugunsten der kleinen Jas. So viele kluge Gedanken zum Mut für Bürgerlichkeit bekommt man zu solch einem niedrigen Preis wohl nirgendwo sonst. Der Tagesspiegel

Alle Studien verdienen das Prädikat amüsant. Dass diejenigen, die Marquards Zustimmung zur bürgerlichen Welt nicht zustimmen, Jammerathleten und Kassandren vom Dienst, Negationskonformisten und Bürgerlichkeitsflüchtlinge sind, mag Marquard nachgesehen werden. Allein schon deshalb, weil er es so unbegründet formuliert.

Seine Studien bereiten Lesevergnügen; manchmal auch Einsichten nach dem Motto: "Wer den Scherz nicht riskiert, nimmt das Ernste nicht ernst genug."

Odo Marquard ist immer zu einem philosophischen Scherz aufgelegt, zumindest durch seine überraschenden Formulierungen. Solche enthalten die zehn Studien in Überfülle. Sie sind eine neue Art fröhlicher Wissenschaft. Gießener Anzeiger