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Studienarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: gut und besser, Philipps-Universität Marburg (Neuere deusche Literatur), Veranstaltung: Mittelseminar Grimmelshausen: Simplicissimus Teutsch, Sprache: Deutsch, Abstract: In einem sind sich die meisten Simplex-Interpreten einig: Der Baldanders-Episode im neunten Kapitel der Continuatio kommt eine zentrale Stellung im ganzen Roman zu. Die Geschichte dieser seltsamen, in ständig neuer Erscheinung auftretenden Figur ist sozusagen der Schlüssel zum Verständnis für alle anderen Bücher des ST-Romans. Nur in…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: gut und besser, Philipps-Universität Marburg (Neuere deusche Literatur), Veranstaltung: Mittelseminar Grimmelshausen: Simplicissimus Teutsch, Sprache: Deutsch, Abstract: In einem sind sich die meisten Simplex-Interpreten einig: Der Baldanders-Episode im neunten Kapitel der Continuatio kommt eine zentrale Stellung im ganzen Roman zu. Die Geschichte dieser seltsamen, in ständig neuer Erscheinung auftretenden Figur ist sozusagen der Schlüssel zum Verständnis für alle anderen Bücher des ST-Romans. Nur in welches Schloß dieser Schlüssel paßt, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Volker Meid schreibt über die Interpretation des Baldanders: "Er stellt sich selber als Verwandlungskünstler vor, wird mit Proteus verglichen und führt den Mond, das Zeichen der Wandelbarkeit, in seinem Wappen. Wie kaum ein anderes Sinnbild scheint Baldanders einen wichtigen - für manche Interpreten den entscheidenden - Aspekt des Romans zu illustrieren, nämlich "daß Unbeständigkeit Allein beständig sey", wie es im Motto der Continuatio heißt." Zu diesen Interpreten gehört Friedrich Gaede. Geht man nach seiner Theorie, kommt der Baldanders-Geschichte eine Schlüsselfunktion für den ganzen Roman zu. Er nämlich sieht Grimmelshausen in der Tradition der antiken Skeptiker. Zwei Lehren sind so nach Gaede aus der Baldanders-Geschichte zu ziehen: Erstens, die Zurückhaltung des Urteils: Die stetige Veränderung der Erscheinung von Baldanders macht es nämlich unmöglich, sich ein festes Urteil über ihn zu bilden, er ist nicht zu fassen. Zweitens, ein dialektisches Verständnis der Dinge: Jedem Argument kann ein Gegenargument entgegengesetzt werden. Er folgert daraus: "Gestalt und Lehre von Baldanders verkörpern und sind die skeptische Lehre schlecht-hin." Gerade an dieser radikalen Schlußfolgerung stößt sich Rolf Tarot. Auch für ihn hat die Baldanders-Episode eine Kommentarfunktion für den ganzen Roman. Er versteht sie allerdings als eine Anweisung an den Leser, die Handlungen des Simplicissimi der Kritik zu unterziehen. Baldanders mache denn Simplicissimus zum Objekt der Satire und klage seinen "naerrischen Fürwitz" (curiositas) an. Die curiositas wird in der Theologie zusammen mit der sinnlichen Begierde und dem Hochmut des Lebens zu den drei gefährlichsten menschlichen Leidenschaften gezählt. Ihr widmet sich Simplicissimus, anstatt seinen Blick auf die himmlischen Dinge zu wenden, wie es die christliche Lehre fordert. Im ersten Teil dieser Arbeit soll Gaedes Argumentation dargestellt werden, während jener im fünften Kapitel Tarots Position gegenübergestellt wird.
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