Entgegen der Annahme, die Sklaverei sei dem Kapitalismus gegenüber rückständig gewesen und habe Innovationen blockiert, stellt die Historikerin Caitlin Rosenthal klar, dass die Brutalität der Sklavenhalter mit den auf Zahlen basierten Managementmethoden des entstehenden Kapitalismus überaus kompatibel sein konnte. Im Zuge der umfassenden Aufarbeitung unserer kolonialen Moderne rekonstruiert sie in
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Ein neue Perspektive auf die Sklaverei als ökonomisches System gewinnt Rezensent Wolfgang Schneider mit dieser Untersuchung der amerikanischen Wirtschaftshistorikerin Caitlin Rosenthal. Sie sieht in der Plantagenwirtschaft nicht ein archaisches System, sondern einen Vorläufer des modernen Management. Während etwa die Besitzer der karibischen Plantagen auf ihren englischen Landsitzen residierten, organisierten die Verwalter in den Kolonien die Arbeit nach betriebswirtschaftlicher Effizienz, lernt Schneider: Systematische Buchführung, Kalkulation von Nutzungsdauer und Wertminderung, die "Abschreibung von Produktionsmitteln", all das wurde auf den Plantagen eingeübt. Schneider betont, dass Rosenthal keinen direkten kausalen Nexus zwischen Sklaverei und Kapitalismus herstellt, macht aber deutlich, dass die Systeme kein Gegensatz sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
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