Um 1920 entstand an der Berliner Charite die Korrekturmethode nach Prof. Gocht, in die die Krankengymnastin Frau Geßner die Übungen von Dr. von Niederhöffer integrierte. Diese Therapie wurde in der Anwendung am Patienten seither ständig modifiziert und zeitgemäß adaptiert durch die Lehrerinnen der renommierten Krankengymnastikschule (KG-Schule) im Oskar-Helene-Heim. Hilda Mater, 1948 bis 1979 an der Schule, brachte die Skoliosebehandlung von der Charite als Spezialgebiet in die KG-Schule und eröffnete eine Ambulanz, in der von den Schülerinnen und Schülern wöchentlich etwa 50 Behandlungen durchgeführt wurden unter der Leitung der zuständigen Lehrerin. Dies war und ist in Deutschland einmalig. Als Mater 1968 die Schulleitung übernahm, folgte Heidi Martens als Lehrerin mit dem Spezialgebiet der Skoliosebehandlung. Sie bezog vor allem Teile der französischen Cotrell- und Atem-Therapie ein und integrierte ihre Erfahrungen als Gymnastiklehrerin. Edeltraud Noske (seit 1989 Diefenbach) übernahm 1980 nach dem Studium der Theaterwissenschaften und dem Abbruch ihres Medizinstudiums als Physiotherapeutin und Lehrerin für Physiotherapie die Therapie und den Unterricht von Martens. Inspiriert durch ihre Kenntnisse der Muskelphysiologie, Sensomotorik sowie Trainings- und Bewegungslehre entwickelte Diefenbach über die Jahre ein komplett modifiziertes Therapiesetting. Dabei setzte sie sich erstmalig über das Beugeverbot in der bis dato bekannten Skoliosetherapie hinweg, indem sie die ersten Korrekturübungen mit Flexion der Wirbelsäule konzipierte und auch erfolgreich einsetzte. Nach ihrer Lawinentheorie wird die Progredienz der Skoliose durch diese selbst und deren direkte Folgen ganz wesentlich unterstützt. Die Skoliose sei wie ein Schneeball am Hang, der, einmal ins Rollen gebracht, sich zu einer Lawine auswachsen kann. Ihr vorliegendes Buch beschreibt die in 30 Jahren herangereifte und ständig aktualisierte Therapie, wie sie in Berlin praktiziert und gelehrt wird.