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Ein faszinierender historischer Roman von der skandinavischen Bestseller-Autorin Kerstin Ekman
Ein Märchen und doch eine Konfrontation mit der Realität auf ungewöhnliche, hintergründige, schmerzhaft eindrucksvolle Weise. Es ist überwältigend, wie stark Kerstin Ekman die poetische Note zum Klingen bringt, urteilte die FAZ über diesen historischen Roman von Kerstin Ekman, in dem sie ihre Leser in die Welt der Mythen, des Aberglaubens und des Okkultismus entführt. Schweden, im Mittelalter:
Der Troll Skord trifft im Skulewald zum ersten Mal auf Menschen. Fasziniert von diesen seltsamen
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Produktbeschreibung
Ein faszinierender historischer Roman von der skandinavischen Bestseller-Autorin Kerstin Ekman

Ein Märchen und doch eine Konfrontation mit der Realität auf ungewöhnliche, hintergründige, schmerzhaft eindrucksvolle Weise. Es ist überwältigend, wie stark Kerstin Ekman die poetische Note zum Klingen bringt, urteilte die FAZ über diesen historischen Roman von Kerstin Ekman, in dem sie ihre Leser in die Welt der Mythen, des Aberglaubens und des Okkultismus entführt. Schweden, im Mittelalter:

Der Troll Skord trifft im Skulewald zum ersten Mal auf Menschen. Fasziniert von diesen seltsamen Wesen, eignet er sich deren Sprache und Denkweise an. Unerkannt lebt er unter Bettelkindern und wird schließlich Mitglied einer Räuberbande. Doch ein Troll lebt länger als ein Mensch:

um 1600 ist Skord jugendlicher Famulus eines Alchimisten, 200 Jahre später Medicus und Hypnotiseur in Stockholm. Und erst jetzt begegnet er jemandem, der so ist wie er: einer jungen Frau, die man zu ihm bringt, weil sie unter seltsamen Ohnmachten leidet...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.1995

Schwarzer Troll vor Waldkulisse
Mythisch, mythisch: Kerstin Ekmans melancholischer Dunkelroman

Die Geschichte, die uns in diesem Buch erzählt wird, nimmt sich zunächst wie ein Märchen aus: Von Trollen ist die Rede, von Riesen, von Tieren, die eine Sprache haben, auch von wilden Räubern und hexenhaftem Weibsvolk. Der Ort der Handlung ist Schweden, das nördliche zumal und dort vornehmlich eine wilde, nebelverhangene Waldkulisse, eine Landschaft also, die seit tausend und mehr Jahren Legenden von Naturgeistern und Sagen von ungezähmtem Volk gebar. Die mythischen Gestalten sind auch uns nicht fremd, vergleichbare leben in unseren eigenen Überlieferungen. Sie spuken, wenngleich von Bearbeiterhand abgeschliffen, in Grimms Märchen und wieseln über Wagners Opernbühne.

Aber die Grimms und Wagner samt ihren Stoffen sind auch schon ehrwürdige Tradition, seit langem ausgewertet und einsortiert. Die Schwedin Kerstin Ekman dagegen, Jahrgang 1933, teilt unsere Gegenwart, die wir als "Moderne" zu bezeichnen pflegen, und der "moderne" Zeitgenosse mag sich wohl wundern über die uralten Mären, aus denen sie ihren Roman spinnt. Ist er jedoch ein kooperativer Leser, trägt er nicht vorgefaßte Meinungen in die Lektüre hinein, sondern öffnet sich ihrer Botschaft, dann wird er sich nicht lange wundern. Denn in Wahrheit traktiert die Autorin ihn nicht mit Altertümelei, sondern konfrontiert ihn mit der Realität, in der er lebt. Allerdings tut sie das auf eine ungewöhnliche, hintergründige, schmerzhaft eindrucksvolle Weise.

Der finstere Skulewald, in dem die Handlung beginnt und schließlich auch endet, ist eine Art Gleichnis für die Konditionen irdischen Daseins. Den Pflanzen und Tieren, Naturgeistern und Menschen ist er im Prinzip Heimat. In den symbiotischen Möglichkeiten, die er bietet, deutet sich ein paradiesischer Daseinsentwurf an, zu dessen Realisierung nichts weiter nötig wäre als Bereitschaft zur Güte. Doch, kein Zweifel, es handelt sich um einen von Anbeginn gescheiterten Entwurf, bei dem vom Schöpfungstag an der Teufel mitgemischt hat. Tiere verzehren Pflanzen oder fressen einander, sie müssen es tun, um leben zu können. Wo bleibt da das Gutsein? Der Mensch, entarteter Primat, hat, als er die kreatürliche Bewußtlosigkeit gegen erkennendes Bewußtsein eintauschte, kaum etwas gewonnen außer der Angst vor der unbegreiflichen Größe des Universums und seiner Kleinheit darin. Die Angst macht ihn grausam gegen seinesgleichen und alles sonstige Lebendige.

Zum Medium ihrer melancholischen Einsichten wählte Kerstin Ekman den Troll Skord. Ein Troll ist weder Mensch noch Tier noch Pflanze und repräsentiert dennoch alle drei, er hat als Naturgeist an allem Geschaffenen Anteil. Skord kann also die Fronten wechseln, den Wald verlassen und unter die Menschen gehen. Die Langlebigkeit der Trolle erlaubt ihm zudem, während mehrerer Jahrhunderte Weltgeschichte mal Täter, mal Opfer, in jedem Fall aber Zeuge zu sein. Mit Skords schwarzen Augen sehen wir die Kinder der Erde ihre Mutter schänden und einander unentwegt aufs Rad flechten. Mit seinen Ohren vernehmen wir das endlose Schlachtgeschrei und dahinter trotz allem die süße Weise vom möglichen Glück. Mit seinem Herzen hoffen wir, daß die Botschaft nicht verstummen und sich vielleicht doch dereinst bestätigen wird.

Der Handlungsbogen spannt sich vom Mittelalter über die Kriege der beginnenden Neuzeit bis ins neunzehnte Jahrhundert. Skord, der durch den Genuß eines Stückes Brot auf die Menschenwelt neugierig wurde, zieht zunächst mit zwei Waisenkindern bettelnd umher, lebt dann als Schüler und Lustknabe bei einem Magister, plappert bald die Landessprache sowie Latein. Kaum jedoch regt sich im papageienhaften Nachbeter das bewußte Ich, fällt der hoffnungsvolle Scholar unter die Räuber und wird, um zu überleben, einer der ihren. Skord wird noch oft unter die Räuber geraten, immer dann, wenn sich seine Lebensbahn einem Höhepunkt zu nähern scheint. Immer gibt es Starke, denen der Schwache unterliegt, Gierige, die dem Nächsten nichts gönnen, Verbohrte, die den Andersartigen ablehnen. So handeln die Menschen an Skord, und er, soweit er Mensch sein will, handelt wie sie.

Auch der Wald der Trolle ist kein Garten Eden. Er bedeutet Überlebenskampf, Kälte, Hunger. Aber auch Unschuld. Die Grausamkeit, soweit sie hier regiert, gehorcht der biologischen Notwendigkeit und schweigt, sowie diese befriedigt ist. Dann kommt die Poesie zu Worte, die sich im Geschaffenen manifestiert, in den Bäumen, den Wassern der Waldseen im Gleitflug eines Vogels. Es ist überwältigend, wie stark Kerstin Ekman die poetische Note zum Klingen bringt immer wieder und nicht allein im Zusamenhang mit der urwüchsigen Natur. Auch auf Skords Menschenpfaden, im Getümmel des Dreißigjährigen Krieges, beim Lügen und Stehlen, beim Lieben und Sorgen ahnt man den wunderschönen Entwurf, der das Leben erträglicher macht, wenn man an ihn glaubt.

Die Autorin erreicht den poetischen Effekt, indem sie lineares Erzählen vermeidet. Sie verfährt mit den Einzelheiten ihrer Geschichte wie mit einem Bündel Federn, die in die Luft geblasen werden und in einem zauberhaften bunten Reigen langsam zu Boden schweben. Nicht unordentlich und regellos jedoch, sondern einem genauen Plan folgend, den Kerstin Ekman sicher durchzusetzen weiß. Selbst dort, wo sie - den rauhen Zeitaltern und bedrängten Situationen entsprechend - Schweiß und Sperma und Fäkalien, Mord und Vergewaltigung vorführt, verletzt sie keine Empfindlichkeit. Die Konturen des Drastischen verschwimmen im irrealen Flair, das über Skord und allen seinen Unternehmungen waltet: Er nähert sich dem Menschen ja nur an, er erreicht es nicht.

Auch die große Liebe, die dem alten Skord widerfährt, ist nicht mehr als ein Abbild. Er erlebt sie, wie alles auf seinem Wege, im Grunde bloß probeweise, als Schmeckportion aus dem Menschendasein, das er sich exemplarisch auferlegte. Danach fehlt nur noch der Tod. Skords letztes Jahrhundert, das neunzehnte, ist das erste, das seine Neugier nicht weckt. Es ist das Jahrhundert der ersten Eisenbahnen, der ersten konkreten Träume vom Fliegen. Manch einer mag darin eine ökologische Komponente sehen und versuchen, den Roman unter diesem Aspekt neu zu deuten. Aber so billig modernistisch geht es bei Kerstin Ekman nicht zu. Sie hat einfach dem Umstand Genüge getan, daß auch für einen Troll einmal das letzte Stündlein schlagen muß.

Auf dem Graslager im Skulewald verschmilzt der sterbende Skord wieder mit seinen Ursprüngen. Es ist ein angemessener Tod, und insofern befriedigt er des Lesers Seele. Aber er betrügt sie auch, denn in den vielfachen Gesängen des Waldes tönt die Frage mit, welchen Sinn das alles hat: Geborenwerden und Sterben, sich plagen und nichts erreichen, viel anhäufen und am Ende alles zurücklassen. Das ganze Buch fragt danach: Es trauert um Skord, den Troll, und es trauert um die Menschen, denen er gleichen wollte. Es klagt um die vergebliche Mühe und das unbegriffene Geschick, und die Klage ist höchst poetisch und von natürlicher Anmut. SABINE BRANDT

Kerstin Ekman: "Skord von Skuleskogen". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Hedwig M. Binder. Neuer Malik Verlag, Kiel 1995. 556 S., geb., 48,- DM.

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