Mohammed Baharloo, Skorpionsjahre, 159 S., Goethe-Hafis Verlag, Bonn/ Deutschland, 2013. Der Roman Skorpionsjahre behandelt die Geschichte von Arbeitern, die in eine südiranische Hafenstadt vertrieben wurden. Die Beziehungen der Arbeiter, ihre Aktivitäten und ihr Kampf für die Wiedererlangung der ihnen entzogenen Rechte in der Hafenstadt, sowie der Zusammenstoß von Eshaq, der Hauptperson der Geschichte, mit dem Bürgermeister und dem Chef der Hafengendarmerie bilden den Schwerpunkt des Buches. Daneben werden natürlich auch familiäre und soziale Beziehungen thematisiert. Hinter der Fassade dieser Ereignisse zieht sich zudem ein zentraler Handlungsstrang durch den Roman: die Geschichte von Eshaqs Sohn Nadschaf, der sich dem geheimen Widerstand angeschlossen hat. Obwohl der politische Rahmen die Struktur des Romans bestimmt, erzeugt die Besorgnis der Mutter, des Vaters und der Großmutter von Nadschaf, die Tag und Nacht darauf gefasst sind, schlechte Nachricht über ihn zu erhalten, gefühlsvolle, zum Nachdenken anregende Szenen und Situationen. Ohne dass der Autor es genau erklären würde oder sich im Roman ein wie auch immer gearteter Hinweis finden würde, befördert uns der Roman Skorpionsjahre in die Zeit und Atmosphäre der Jahre vor der Islamischen Revolution zurück und macht uns mit jenen Vertretern einer Generation bekannt, die sich mit der diktatorischen Monarchie einen bewaffneten Kampf lieferten. Ohne zu urteilen, Klischees zu bedienen oder polemisch zu sein schildert Baharloo in diesem Roman offen einen kurzen Abschnitt aus dem Leben dieser jungen und intellektuellen Generation und darüber hinaus die Beziehungen, das Gefühlsleben, die Überzeugungen und das Verhalten der vertriebenen Arbeiter und ihrer Familien. Die Geschichte spielt in einer kleinen Hafenstadt. Baharloo, der selbst aus Südiran kommt, stellt die Architektur dieser Hafenstadt dar und verwandelt ihn in den zentralen, seinen literarischen Zwecken dienenden Ort seines Romans. Dies geschieht dergestalt, dass der Leser sie sich wie eine reale kleine Stadt in Südiran vorstellt und nicht etwa denkt, es handle sich um eine vom Autor erfundene Stadt. Baharloo ist es gelungen, die Lebensgeschichte und den Kampf einer Generation in Skorpionsjahre auf lesenswerte Weise kurz aber bestechend und mit urteilsfreiem Blick zu skizzieren. Seine profunde Kenntnis der Umgangssprache der beteiligten Personen und seine Bekanntschaft mit der Zeit, in der der Roman spielt, führen dazu, dass dieser seinen Platz neben anderen berühmten historischen und historisch-philosophischen Romanen gefunden hat.