Hornby's first novel for young adults--a wonderfully witty, poignant, "New York Times"-bestselling story about a teenage boy who is unexpectedly thrust into fatherhood--is now available in a trade-sized paperback edition.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2008Im Kreißsaal sind die Tiere los
Therapeutische Übungen für Lebenslaien: Nick Hornby lässt in seinem neuen Roman einen jugendlichen Skater Vater werden und so hart auf dem Boden der Tatsachen aufschlagen.
Um ehrlich zu sein: Das Buch ist kein Hammer. Ständig dieser Du-zu-du-Sound. Als säße der Typ in einer Gruppentherapie. Schon klar - der Held hat wirklich ein Problem. Und er ist ein Teeny, der eben so spricht. Sam plaudert einfach frei weg von der Leber. Manchmal ist ihm etwas peinlich. Dann druckst er ein bisschen um den heißen Brei herum. Über den neuen Roman von Nick Hornby würde Sam wohl sagen: "Slam" ist "der i-Pod, die Xbox, der BigMac" unter den Jugendbüchern. Nicht schlecht auch für Eltern pubertierender Kinder. Weil nämlich fast zeigefingerfrei. Kaum einer hält hier Erziehungsreden. Diesen bemüht jugendnahen Erzählton sollte man aber aushalten können. Er lullt diese Geschichte sanft in den Schlaf. Und das sind immerhin Fähigkeiten, die der arme Sam frühzeitig zu lernen hat: Mit fünfzehn schwängert er seine erste Freundin Alicia, als das Begehren bereits bröckelte. Fünf Sekunden unachtsam. Das ist die ganze Geschichte von "Slam".
Schon immer litten Nick Hornbys männliche Figuren unter dem Peter-Pan-Syndrom. Groß geworden sind sie vielleicht, aber Verantwortung zu übernehmen fällt ihnen schwer. Wozu auch, wenn es sich ohne leben ließe? Nur fehlt ihnen eben die Fluchtwelt Peter Pans, die Feen, der Wald, andere spielwütige Kinder. Das macht diese Romane so alltagstauglich. An ihnen kann man Leben erproben. Kurzum: Der Brite Nick Hornby, heute fünfzig Jahre alt, dessen Leben selbst nicht geradlinig verlief, gilt als männliche Hera Lind unter den Autoren unterhaltsamer Lebenshilferomane. Dass er sie schnörkelfrei schreibt und darin erzählt, was die Menschen bewegt, ohne dass man beim Lesen gleich in Depression verfällt, macht den Reiz seiner Prosa aus und festigte bald seinen Ruf als Kultautor.
An Fußball und Pop hat sich Nick Hornby bereits abgearbeitet. Jetzt kommen Tipps aus der Skateboard-Welt. Mit Tony Hawk, der amerikanischen Skater-Legende, hält der gutmütige Sam regelmäßig Zwiegespräch. Seine Autobiographie kennt er auswendig (Der Tropen Verlag hat sie 2000 auch hierzulande gedruckt.) In Bibliotheken steht sie bezeichnenderweise eher unter der Rubrik "For boys only". Für die Vaterrolle, wie Sam sie bald hat, nutzt sich Tony Hawk denn auch beizeiten ab. Nimm's, wie's ist, muntert der auf. Und das ist eigentlich schon alles, was Sam am Ende begreifen lernt, nachdem ihn sein Sohn "Roof" (Rufus Wainwright sang zufällig zu den Geburtswehen) aus dem Pubertätsschlaf erweckt. Entwickelt hat er sich deshalb noch lange nicht. In "Slam", mit dem Skater den Umstand bezeichnen, das Pflaster zu nah in Augenschein genommen zu haben, katapultiert Nick Hornby seinen Jungen aus der Kindheit hinaus. Man ahnt, was da auf der Strecke bleibt. Das Problem ist: Man ahnt das auch ohne diesen Roman.
Und es kommt dann das, was man von einem solchen Roman erwartet. Geburtsvorbereitungskurse, das Chaos der Geburt selbst, die Sam freilich mehr überlebt als durchsteht. "Plötzlich machte sie dieses absolut furchterregende Geräusch. Sie klang wie ein Tier, auch wenn ich euch nicht sagen könnte, was für ein Tier. ,Was war das?', fragte sie. Ich starrte sie an. Wusste sie es nicht? Dachte sie, es wäre sonst noch jemand im Raum? Ein Esel vielleicht? ,Das warst ... das warst du', sagte ich. Ich sagte es nicht gerne. Es klang irgendwie nicht dezent." Das sind noch die lustigeren Szenen.
Es gibt noch einen weiteren Kunstgriff, gleichfalls aus dem Comedy-Fach: Sam sieht sich selbst, nachdem ihn die Schreckensnachricht erreicht, ein Kapitel lang in der Zukunft, mit Baby, mit College, mit seinem neuen Leben. Verhaltenstherapeuten empfehlen solche Imaginationsmanöver als Entscheidungshilfe. Die entfällt bei Sam - denn Alicia will das Baby behalten. Unterhaltsam wird der Kunstgriff in der Literatur aber gerade nicht wegen des pädagogischen Gehalts, sondern weil Sam in seiner vorgestellten Zukunft herumläuft wie ein Volltrottel. Später tritt fast alles so ein. Wir lernen: Man weiß schon viel. Man muss nur den Mut haben, sich die Zukunft einzugestehen. Die Idee hat sich leider schnell aufgebraucht. Beim zweiten Mal wirkt sie dann gar nicht mehr. Nur ist man dann wenigstens orientiert.
Um Orientierung geht es Nick Hornby wohl auch in erster Linie. Das macht den Roman ästhetisch gesehen eindimensional. Darüber tröstet auch nicht die Verdopplung des Konflikts hinweg (Sams Mutter gebahr gleichfalls mit sechzehn ihr Kind; jetzt ist sie, dreimal raten, zusammen mit Sams Freundin erneut schwanger). Einen Nebenkonflikt lässt Hornby im sozialen Gefälle zwischen den beiden Teenagerfamilien aufscheinen. Alicias pädagogische Bücher-Eltern pflegen schon vor dem ersten Treffen ihre Vorurteile wie die eigene, offenbar doch nicht gut genug behütete Tochter.
Als Generationsbuch ist der Roman also vielfach verwendbar. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass Hornby nur auf Pointen hin schreibt und seine Leser unterschätzt, indem er davon ablässt, eine größere Reflexionswelt hinter seiner Figur aufzufächern. "Viele Dinge verwirrten mich." Darüber kommt Sam leider kaum hinaus. Und Hornby wiederum hält sich beim Schreiben offenbar ganz an eine der vielen Devisen von Sam: "Manchmal kommt es nicht drauf an, mit wem man redet, solange man überhaupt redet." Solange Peter Pan an seinem Platz bleibt und stolz verkündet, Mütter seien überschätzt, muss man mit der Verlängerung seiner Lebensgeschichte im Stile Nick Hornbys wohl zufrieden sein.
ANJA HIRSCH.
Nick Hornby: "Slam". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2008. 301 S., geb., 17,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Therapeutische Übungen für Lebenslaien: Nick Hornby lässt in seinem neuen Roman einen jugendlichen Skater Vater werden und so hart auf dem Boden der Tatsachen aufschlagen.
Um ehrlich zu sein: Das Buch ist kein Hammer. Ständig dieser Du-zu-du-Sound. Als säße der Typ in einer Gruppentherapie. Schon klar - der Held hat wirklich ein Problem. Und er ist ein Teeny, der eben so spricht. Sam plaudert einfach frei weg von der Leber. Manchmal ist ihm etwas peinlich. Dann druckst er ein bisschen um den heißen Brei herum. Über den neuen Roman von Nick Hornby würde Sam wohl sagen: "Slam" ist "der i-Pod, die Xbox, der BigMac" unter den Jugendbüchern. Nicht schlecht auch für Eltern pubertierender Kinder. Weil nämlich fast zeigefingerfrei. Kaum einer hält hier Erziehungsreden. Diesen bemüht jugendnahen Erzählton sollte man aber aushalten können. Er lullt diese Geschichte sanft in den Schlaf. Und das sind immerhin Fähigkeiten, die der arme Sam frühzeitig zu lernen hat: Mit fünfzehn schwängert er seine erste Freundin Alicia, als das Begehren bereits bröckelte. Fünf Sekunden unachtsam. Das ist die ganze Geschichte von "Slam".
Schon immer litten Nick Hornbys männliche Figuren unter dem Peter-Pan-Syndrom. Groß geworden sind sie vielleicht, aber Verantwortung zu übernehmen fällt ihnen schwer. Wozu auch, wenn es sich ohne leben ließe? Nur fehlt ihnen eben die Fluchtwelt Peter Pans, die Feen, der Wald, andere spielwütige Kinder. Das macht diese Romane so alltagstauglich. An ihnen kann man Leben erproben. Kurzum: Der Brite Nick Hornby, heute fünfzig Jahre alt, dessen Leben selbst nicht geradlinig verlief, gilt als männliche Hera Lind unter den Autoren unterhaltsamer Lebenshilferomane. Dass er sie schnörkelfrei schreibt und darin erzählt, was die Menschen bewegt, ohne dass man beim Lesen gleich in Depression verfällt, macht den Reiz seiner Prosa aus und festigte bald seinen Ruf als Kultautor.
An Fußball und Pop hat sich Nick Hornby bereits abgearbeitet. Jetzt kommen Tipps aus der Skateboard-Welt. Mit Tony Hawk, der amerikanischen Skater-Legende, hält der gutmütige Sam regelmäßig Zwiegespräch. Seine Autobiographie kennt er auswendig (Der Tropen Verlag hat sie 2000 auch hierzulande gedruckt.) In Bibliotheken steht sie bezeichnenderweise eher unter der Rubrik "For boys only". Für die Vaterrolle, wie Sam sie bald hat, nutzt sich Tony Hawk denn auch beizeiten ab. Nimm's, wie's ist, muntert der auf. Und das ist eigentlich schon alles, was Sam am Ende begreifen lernt, nachdem ihn sein Sohn "Roof" (Rufus Wainwright sang zufällig zu den Geburtswehen) aus dem Pubertätsschlaf erweckt. Entwickelt hat er sich deshalb noch lange nicht. In "Slam", mit dem Skater den Umstand bezeichnen, das Pflaster zu nah in Augenschein genommen zu haben, katapultiert Nick Hornby seinen Jungen aus der Kindheit hinaus. Man ahnt, was da auf der Strecke bleibt. Das Problem ist: Man ahnt das auch ohne diesen Roman.
Und es kommt dann das, was man von einem solchen Roman erwartet. Geburtsvorbereitungskurse, das Chaos der Geburt selbst, die Sam freilich mehr überlebt als durchsteht. "Plötzlich machte sie dieses absolut furchterregende Geräusch. Sie klang wie ein Tier, auch wenn ich euch nicht sagen könnte, was für ein Tier. ,Was war das?', fragte sie. Ich starrte sie an. Wusste sie es nicht? Dachte sie, es wäre sonst noch jemand im Raum? Ein Esel vielleicht? ,Das warst ... das warst du', sagte ich. Ich sagte es nicht gerne. Es klang irgendwie nicht dezent." Das sind noch die lustigeren Szenen.
Es gibt noch einen weiteren Kunstgriff, gleichfalls aus dem Comedy-Fach: Sam sieht sich selbst, nachdem ihn die Schreckensnachricht erreicht, ein Kapitel lang in der Zukunft, mit Baby, mit College, mit seinem neuen Leben. Verhaltenstherapeuten empfehlen solche Imaginationsmanöver als Entscheidungshilfe. Die entfällt bei Sam - denn Alicia will das Baby behalten. Unterhaltsam wird der Kunstgriff in der Literatur aber gerade nicht wegen des pädagogischen Gehalts, sondern weil Sam in seiner vorgestellten Zukunft herumläuft wie ein Volltrottel. Später tritt fast alles so ein. Wir lernen: Man weiß schon viel. Man muss nur den Mut haben, sich die Zukunft einzugestehen. Die Idee hat sich leider schnell aufgebraucht. Beim zweiten Mal wirkt sie dann gar nicht mehr. Nur ist man dann wenigstens orientiert.
Um Orientierung geht es Nick Hornby wohl auch in erster Linie. Das macht den Roman ästhetisch gesehen eindimensional. Darüber tröstet auch nicht die Verdopplung des Konflikts hinweg (Sams Mutter gebahr gleichfalls mit sechzehn ihr Kind; jetzt ist sie, dreimal raten, zusammen mit Sams Freundin erneut schwanger). Einen Nebenkonflikt lässt Hornby im sozialen Gefälle zwischen den beiden Teenagerfamilien aufscheinen. Alicias pädagogische Bücher-Eltern pflegen schon vor dem ersten Treffen ihre Vorurteile wie die eigene, offenbar doch nicht gut genug behütete Tochter.
Als Generationsbuch ist der Roman also vielfach verwendbar. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass Hornby nur auf Pointen hin schreibt und seine Leser unterschätzt, indem er davon ablässt, eine größere Reflexionswelt hinter seiner Figur aufzufächern. "Viele Dinge verwirrten mich." Darüber kommt Sam leider kaum hinaus. Und Hornby wiederum hält sich beim Schreiben offenbar ganz an eine der vielen Devisen von Sam: "Manchmal kommt es nicht drauf an, mit wem man redet, solange man überhaupt redet." Solange Peter Pan an seinem Platz bleibt und stolz verkündet, Mütter seien überschätzt, muss man mit der Verlängerung seiner Lebensgeschichte im Stile Nick Hornbys wohl zufrieden sein.
ANJA HIRSCH.
Nick Hornby: "Slam". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2008. 301 S., geb., 17,95 [Euro].
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