"Tourismus ist eine Todsünde" Bruce Chatwin
Dem Alltag zu entkommen, das erhoffen sich viele vom Reisen. Sie steigen in ein Flugzeug, um so schnell wie möglich irgendwo anzukommen. Dort legen sie sich neben andere Touristen an den Strand oder haken ihre Listen von Sehenswürdigkeiten ab und wundern sich am Ende, wenn sie seltsam unbefriedigt zurückkehren.
Dan Kieran entwickelt eine Philosophie des Reisens, die sich jenseits von Massentourismus und Top-Ten-Attraktionen abspielt. Er hat unterschiedlichste Fortbewegungsmethoden er-probt: zu Fuß gehen, mit Bummelzügen fahren, auf einem Floß treiben. Er hat sich dem Zufall, dem Chaos der Natur, ausgeliefert und dabei die Erkenntnis gewonnen, dass die langsame Art des Reisens den ganzen Blick auf die Welt ändert. Vor allem geht es um die innere Haltung. Der Slow Traveller befolgt die Maximen: Mach keine Fotos, kauf keinen Reiseführer, lass alle Sehenswürdigkeiten weg, vermeide gute Hotels, heiße Katastrophen willkommen. Das Abenteuer kommt dann ganz von allein. Ein erhellendes Buch, das jeder lesen sollte, bevor er die nächste Reise bucht.
Dem Alltag zu entkommen, das erhoffen sich viele vom Reisen. Sie steigen in ein Flugzeug, um so schnell wie möglich irgendwo anzukommen. Dort legen sie sich neben andere Touristen an den Strand oder haken ihre Listen von Sehenswürdigkeiten ab und wundern sich am Ende, wenn sie seltsam unbefriedigt zurückkehren.
Dan Kieran entwickelt eine Philosophie des Reisens, die sich jenseits von Massentourismus und Top-Ten-Attraktionen abspielt. Er hat unterschiedlichste Fortbewegungsmethoden er-probt: zu Fuß gehen, mit Bummelzügen fahren, auf einem Floß treiben. Er hat sich dem Zufall, dem Chaos der Natur, ausgeliefert und dabei die Erkenntnis gewonnen, dass die langsame Art des Reisens den ganzen Blick auf die Welt ändert. Vor allem geht es um die innere Haltung. Der Slow Traveller befolgt die Maximen: Mach keine Fotos, kauf keinen Reiseführer, lass alle Sehenswürdigkeiten weg, vermeide gute Hotels, heiße Katastrophen willkommen. Das Abenteuer kommt dann ganz von allein. Ein erhellendes Buch, das jeder lesen sollte, bevor er die nächste Reise bucht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.2013Liebe auf Umwegen
Die Leser Peter Handkes sind mit dem Konzept des ungeregelten Querfeldeinlaufens schon länger vertraut - der britische Reisejournalist Dan Kieran hat darin nun allerdings die Chance für einen programmatischen Essay entdeckt, der sich plakativ "Slow Travel" nennt. Kieran postuliert darin eine Kunst des Reisens, die das Fliegen um jeden Preis vermeidet, gezielt vom Weg abkommt und sogar, wie es in einem Kapitel heißt, "die Katastrophe willkommen heißt". Es geht ihm also um ein Reisen, das unter keinem Diktat sogenannter Sehenswürdigkeiten steht, sondern sich so weit wie möglich auf den Zufall und auf die Begegnung mit freundlichen Menschen verlässt - das ist zwar in der Wirklichkeit nicht immer ein todsicheres Rezept, aber nach den Geschichten, die Kieran erzählt, möchte man gern daran glauben. Der Autor leiht sich für sein Manifest die Stimmen vieler illustrer Gewährsmänner, die von Literaten wie Edgar Allan Poe bis zu Neurologen und modernen Philosophen reichen, gelangt mitunter aber auch selbst zu einer durchaus eigentümlichen Poesie: So erklärt er kurzerhand, das Bild der Straße, das gemeinhin als "unbestrittenes Symbol für Reisen, Abenteuer und Flucht" gelte, sei "in Wirklichkeit eine lausige Metapher: Eine Straße ist ein Tunnel, der einen an lineare Orte lineare Begriffe und lineare Zeit fesselt. Sie bietet Bequemlichkeit und zweckmäßigkeit, aber verwehrt einem alles, was man lernen könnte, wenn man nur die Zeit und Neugier hätte, sie zu verlassen." Für sein wohl kuriosestes Reiseprojekt hat Kieran zwar doch eine Straße gewählt, dafür aber ein sehr außergewöhnliches Gefährt: Zusammen mit zwei Freunden fuhr er in einem alten batteriebetriebenen Milchwagen mit Spitzengeschwindigkeit von fünfundzwanzig Kilometern in der Stunde fast tausend Kilometer vom östlichsten bis zum westlichsten Punkt Englands. Das selbstauferlegte Handicap ist wohl nach Kierans Prinzip der Schlüssel zum Glück des Reisens. Es geht dem Autor allerdings nicht nur um Müßiggang - er schlägt auch ernste, kritische Töne an, denen zufolge das Reisekonzept der westlichen Welt vom Zeitalter der Entdeckungen her in eine Sackgasse des "Anti-Reisens" führt, die indigene Kulturen auslöscht und sie durch homogene Handelsmarken ersetzt. Wenngleich Kieran gelegentlich zum Predigen tendiert, hört man ihm doch im Ganzen gern zu.
wiel
"Slow Travel - Die Kunst des Reisens" von Dan Kieran. Rogner & Bernhard Verlag, Berlin 2013. 223 Seiten. Gebunden, 19,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Leser Peter Handkes sind mit dem Konzept des ungeregelten Querfeldeinlaufens schon länger vertraut - der britische Reisejournalist Dan Kieran hat darin nun allerdings die Chance für einen programmatischen Essay entdeckt, der sich plakativ "Slow Travel" nennt. Kieran postuliert darin eine Kunst des Reisens, die das Fliegen um jeden Preis vermeidet, gezielt vom Weg abkommt und sogar, wie es in einem Kapitel heißt, "die Katastrophe willkommen heißt". Es geht ihm also um ein Reisen, das unter keinem Diktat sogenannter Sehenswürdigkeiten steht, sondern sich so weit wie möglich auf den Zufall und auf die Begegnung mit freundlichen Menschen verlässt - das ist zwar in der Wirklichkeit nicht immer ein todsicheres Rezept, aber nach den Geschichten, die Kieran erzählt, möchte man gern daran glauben. Der Autor leiht sich für sein Manifest die Stimmen vieler illustrer Gewährsmänner, die von Literaten wie Edgar Allan Poe bis zu Neurologen und modernen Philosophen reichen, gelangt mitunter aber auch selbst zu einer durchaus eigentümlichen Poesie: So erklärt er kurzerhand, das Bild der Straße, das gemeinhin als "unbestrittenes Symbol für Reisen, Abenteuer und Flucht" gelte, sei "in Wirklichkeit eine lausige Metapher: Eine Straße ist ein Tunnel, der einen an lineare Orte lineare Begriffe und lineare Zeit fesselt. Sie bietet Bequemlichkeit und zweckmäßigkeit, aber verwehrt einem alles, was man lernen könnte, wenn man nur die Zeit und Neugier hätte, sie zu verlassen." Für sein wohl kuriosestes Reiseprojekt hat Kieran zwar doch eine Straße gewählt, dafür aber ein sehr außergewöhnliches Gefährt: Zusammen mit zwei Freunden fuhr er in einem alten batteriebetriebenen Milchwagen mit Spitzengeschwindigkeit von fünfundzwanzig Kilometern in der Stunde fast tausend Kilometer vom östlichsten bis zum westlichsten Punkt Englands. Das selbstauferlegte Handicap ist wohl nach Kierans Prinzip der Schlüssel zum Glück des Reisens. Es geht dem Autor allerdings nicht nur um Müßiggang - er schlägt auch ernste, kritische Töne an, denen zufolge das Reisekonzept der westlichen Welt vom Zeitalter der Entdeckungen her in eine Sackgasse des "Anti-Reisens" führt, die indigene Kulturen auslöscht und sie durch homogene Handelsmarken ersetzt. Wenngleich Kieran gelegentlich zum Predigen tendiert, hört man ihm doch im Ganzen gern zu.
wiel
"Slow Travel - Die Kunst des Reisens" von Dan Kieran. Rogner & Bernhard Verlag, Berlin 2013. 223 Seiten. Gebunden, 19,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Zum "schönsten Reisebuch dieses Jahres" kürt Rezensent Alex Rühle Dan Kierans neues Werk "Slow Travel". Nachdem der Kritiker gelesen hat, wie Kieran mit zwei Freunden in einem 25 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit fahrenden Milchwagen aus den vierziger Jahren einmal quer durch England gereist ist, möchte er am liebsten selbst sofort ein solches Gefährt besitzen. So wunderbar, witzig und erfahrungsreich hat selten zuvor jemand vom Reisen erzählt, lobt Rühle, der hier viel über Entschleunigung lernt: Der Verzicht auf Reiseführer, Fotos und Sehenswürdigkeiten, dafür aber viele durchkreuzte Pläne unterscheiden das Reisen vom Urlaubmachen erfährt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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