Auf dem Weg nach Damaskus, das sind acht grosse Reiseerzählungen von Rudolph Jula, die zwischen 2006 und 2001 entstanden. Sie führen, immer zu Land oder zu Wasser, in die Zentren der sogenannten "islamischen Welt", nach Damaskus, nach Teheran, in den Libanon, über Jordanien bis Kairo und von dort wieder zurück in die globalisierte Türkei. Die Erzählungen folgen dem Prinzip eines Dokumentarfilms, der Authentizität erreicht, indem er inszeniert. Aus dieser Perspektive sind auch Julas "Reisefotos" entstanden, keine Illustrationen des Geschriebenen, sondern subjektive Blicke eines Erzählers, der den Blick aufs Nebensächliche richtet und dabei wie zufällig auf das Bedeutsame stösst. 'Auf dem Weg nach Damaskus', das sind acht grosse Reiseerzählungen von Rudolph Jula, Teile davon sind zwischen 2006 und 2011 unter dem Titel Rudolph Julas Slow Travellings im Magazin BoleroMen erschienen. Sie führen, immer zu Land oder zu Wasser, in die Zentren der sogenannten ' islamischen Welt ', nach Damaskus, nach Teheran, in den Libanon, über Jordanien bis Kairo und von dort wieder zurück in die globalisierte Türkei. Die Titelgeschichte führt den Erzähler über Ancona, die Küste Anatoliens und Aleppo in die syrische Hauptstadt. Dort entdeckt der Erzähler die 'Gerade Strasse', wo die Bekehrung des Paulusgeschah, Ausgangspunkt der christlichen Universalreligion und die Geburt der Idee der Gleichheit.Diese Strasse gibt es wirklich, seit 2000 Jahren führt sie durch die Altstadt von Damaskus, ein bedeutsamerchristlicher Ort, mitten in der Hauptstadt eines islamischen 'Schurkenstaates'.Das Thema der Suche nach dem Eigenen im Fremden, nach den Motiven der eigenen Identität im Feindbild,nach der Geschichte der Gleichheitsidee wird nicht theoretisch, sondern in Begegnungen, Situationen undGesprächen vermittelt, die ebenso auf Wirklichkeit wie auf Imagination beruhen. Die Erzählungen folgendem Prinzip eines Dokumentarfilms, der Authentizität erreicht, indem er inszeniert.Aus dieser Perspektive sind auch Julas ' Reisefotos ' entstanden, keine Illustrationen des Geschriebenen,sondern subjektive Blicke eines Erzählers, der den Blick aufs Nebensächliche richtet und dabei wie zufällig auf das Bedeutsame stösst.
Es ist ein schwerer Schicksalsschlag für den Autor, wenn sein Buch zur Unzeit erscheint. Natürlich konnte Rudolph Jula nicht ahnen, was geschehen würde, als er "Auf dem Weg nach Damaskus" konzipierte, aber nun ist durch die syrische Revolution das Stichwort Damaskus zu einem Synonym für blinden Hass und wütende Grausamkeit geworden, untrennbar verbunden mit den Bildern der Zerstörung von Jahrhunderte altem Kulturgut. Dass es dadurch jetzt an einem positiven Reiz fehlt, sich mit dem hier angestimmten Thema zu beschäftigen, ist zunächst einmal schade, zumal der Titel eher unscharf umschreibt, worum es eigentlich geht, nämlich um zwischen 2006 und 2011 entstandene Reiseerzählungen aus dem Nahen und Mittleren Osten, wobei der Bogen weit gespannt ist von Zagreb bis Nuweiba am Golf und von Patras bis nach Isfahan in Iran. Aus den Erfahrungen, die der Autor dabei machte, hätte ein großes Werk entstehen können. Aber das ist es nicht, weil seine Reisen vor allem Abrechnungen mit Gott und der Welt sind und er, dem der Verlag einen "radikal subjektiven Blick" bescheinigt, seine Weltbetrachtung so kompromisslos formuliert, dass etwa im Vorwort über den Antagonismus von amerikanisch-europäischen und arabischen Vorstellungen aus Ironie ein unangenehmer Zynismus wird und sich immer wieder Urteile als unreflektierte Vorurteile erweisen. Das gilt für die Aussagen zu den Demokratien auf dieser Erde ebenso wie für die "verarmten Balkanstaaten, die sich um die Mitgliedschaft in der Europäischen Union reißen" oder für den Protestantismus, "das erkaltete Gehäuse, gefüllt mit Moralismus, Hysterie und gleißender Selbstgerechtigkeit". Und so geht es immer weiter. Rudolph Jula verschont nichts und niemanden: weder den Feminismus noch das Weltkulturerbe oder die Ägypten-Touristen. Unter dieser Maßlosigkeit werden manch spannende Begegnungen und durchaus intime Einblicke in den arabischen Zustand verschüttet und sogar seine eigentlich schöne Idee vom "Slow travelling" macht Rudolph Jula selbst wieder kaputt, weil er die Methode, sich mit Bus und Bahn fortzubewegen, zur allein selig machenden erhebt und er mit apostolischem Eifer der ganzen Menschheit jede andere Art des Reisens missgönnt.
tg
"Auf dem Weg nach Damaskus" von Rudolph Jula. Edition Patrick Frey, Zürich 2012. 248 Seiten, 57 Farbabbildungen. Broschiert, 35 Euro.
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