The break-out novel from a literary virtuoso about a disaffected Los Angeles DJ who travels to post-Wall Berlin in search of his transatlantic doppelganger. Hailed by the "New York Times" and the "Los Angeles Times" as one of the best writers of his generation, Paul Beatty turns his creative eye to man's search for meaning and identity in an increasingly chaotic world. After creating the perfect beat, DJ Darky goes in search of Charles Stone, a little known avant-garde jazz man, to play over his sonic masterpiece.
His quest brings him to a recently unified Berlin, where he stumbles through the city's dreamy streets ruminating about race, sex, love, Teutonic gods and Wynton Marsalis in search of his artistic - and spiritual - other. Ferocious, bombastic, and laugh-out-loud funny, "Slumberland" is vintage Paul Beatty and belongs on the shelf next to Jonathan Lethem, Colson Whitehead, and Junot Diaz.
His quest brings him to a recently unified Berlin, where he stumbles through the city's dreamy streets ruminating about race, sex, love, Teutonic gods and Wynton Marsalis in search of his artistic - and spiritual - other. Ferocious, bombastic, and laugh-out-loud funny, "Slumberland" is vintage Paul Beatty and belongs on the shelf next to Jonathan Lethem, Colson Whitehead, and Junot Diaz.
Paul Beatty schickt einen DJ-Sommelier nach Berlin
Welche Farbe hat der fast perfekte Beat? Welche der Klang einer Bratsche? Letzterer ist hellmalachitgrün. So glaubt zumindest Ferguson W. Sowell alias DJ Darky, der behauptet, ein phonographisches Gedächtnis, ja bionische Ohren zu besitzen. Er sieht sich als "schwarzes Kind, hineingeboren in eine verbrauchte Welt von gestern". Der amerikanische Autor Paul Beatty hat für seinen diskursgesättigten Roman "Slumberland" diesen Intellektuellen auf die Reise ins Berlin der Wendezeit geschickt, wo eine Utopie als Diktatur endet und ein neues Wunschbild entsteht.
DJ Darky sucht nach einem mysteriösen Freejazzer namens Charles Stone, genannt "Der Schwa". Um über die Runden zu kommen, hat er den Beruf des Jukebox-Sommeliers erfunden, den er in der titelgebenden Bar ausüben darf - was allemal besser ist, als weiterhin Pornofilme mit einem verqueren Soundtrack zu versehen, wie er es früher getan hat. Was mit dem Aufbau einer Berliner Klangmauer endet, die von Ost und West jeweils unterschiedlich wahrgenommen wird, ist im Kern ein sarkastisches und hellwaches Spiel mit den Zuschreibungen von Identität. Beattys Ich-Erzähler erklärt zwar schon zu Beginn des Romans das Konzept der "Blackness" für erledigt, doch nur unter dem Vorwand, sich an diesem Thema anschließend erschöpfend abzuarbeiten. Dabei führt er eine Diskussion über Rassismus und Nationalismus, über Sexismus und Nonkonformismus, wobei er den eigentlichen Plot gelegentlich aus den Augen verliert. Doch immer wieder gelingt es ihm, seine klugen, manchmal satirischen Erörterungen zur Quelle des Romans zurückzuführen, zu der allumfassenden, wandlungsfähigen Kraft der Musik, einem "Beat, so vollkommen, dass seither sämtliche musikalischen Genreeinteilungen null und nichtig sind. Eine Melodie, so überirdisch, dass Schwarzsein offiziell passé ist."
Im Zentrum von Beattys Erzählwerk steht also ein buntes Tonreich mit einem ungeheuren utopischen Potential. Die Möglichkeit zur Abgrenzung, zur Behauptung einer Individualität, die in der Musik jeder Subkultur angelegt ist, wäre damit obsolet. Doch Beatty ist ein viel zu gewiefter Schriftsteller, um diese Möglichkeit außer Acht zu lassen. Seine musikalische Farbenlehre, die des Öfteren an die als Romane getarnten popkulturellen Magisterarbeiten eines Thomas Meinecke erinnert, lädt im Laufe des Geschehens zu zahlreichen synästhetischen Metaphern ein. So über einzelne Platten, Interpreten und den Klang der Welt an sich zu schreiben erweitert die Gefäße der Sprache, macht sie durchlässiger, biegsamer und aufnahmefähiger. Vor allem aber entsteht dabei ein sinnlicher, humorvoller und spielerischer Sound von ganz eigener Qualität, der von Rap, Techno und Jazz ebenso geprägt ist wie von William Faulkners "Schall und Wahn". Die deutsche Band "Tocotronic", die ihr jüngstes Album danach benannte, könnte vielleicht ein Liedchen davon singen.
In Beattys Schlummerland, einem Zwischenreich zwischen Tag und Nacht, zwischen Schwarz und Weiß, Ost und West, gibt allerdings die Methode des Samplings den Ton an. Beatty mischt die Sprache neu ab, so dass daraus eine rhythmische, vielschichtige und widerständige Komposition entsteht. Sein literarisches DJ-Set ist unerhört komisch und lesenswert.
ALEXANDER MÜLLER
Paul Beatty: "Slumberland". Roman. Aus dem Englischen von Robin Detje. Blumenbar Verlag, München 2009. 319 S., geb., 19,90 [Euro].
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