„Smoke“ ist ein weiterer Roman des deutsch-kanadischen Autors Dan Vyleta. Nach seinen Erfolgen wie „Pavel und Ich“ oder „Der stumme Zwilling“ erfolgte nun die Veröffentlichung seines neuesten Meisterwerks im März 2016 über den carls´s books – Verlag. Die Geschichte führt uns in das Großbritannien
vor über 100 Jahren. Der Adel herrscht über Arbeiter und Bauern, reich herrscht über arm und der Rauch…mehr„Smoke“ ist ein weiterer Roman des deutsch-kanadischen Autors Dan Vyleta. Nach seinen Erfolgen wie „Pavel und Ich“ oder „Der stumme Zwilling“ erfolgte nun die Veröffentlichung seines neuesten Meisterwerks im März 2016 über den carls´s books – Verlag. Die Geschichte führt uns in das Großbritannien vor über 100 Jahren. Der Adel herrscht über Arbeiter und Bauern, reich herrscht über arm und der Rauch über alles! Denn jeder Mensch, der lügt, betrügt, leidenschaftlich ist... aus ihm steigt der Rauch. Wer nicht raucht, handelt moralisch und korrekt. Wer nicht raucht ist diszipliniert und gut erzogen. Die Lehre von Rauch und Moral ist wie die Bibel der Menschen. Das lernen auch die ungleichen Freunde Charlie und Thomas in einem Internat, denn die Gesetze des Rauchs sind komplex! Doch der immerzu rauchende Thomas fängt an, die „Ehrlichkeit“ des Rauchs in Frage zu stellen. Und damit beginnt für die Beiden eine Reise, die unter die Oberfläche des Systems taucht.
Das düster, neblige Cover von„Smoke“ hat mich nicht dazu gebracht, das Buch zu lesen. Ich habe mir das Buch zu Gemüte geführt, weil die Thematik wahnsinnig interessant ist: Jede Sünde geht in Rauch auf... Nur, wie wird die Sünde definiert? Mord und Totschlag? Oder nur der Gedanke daran? Der Autor hat sich ein vielschichtiges, religiös und politisch angehauchtes System ausgedacht. Denn Rauch ist nicht nur Rauch, nein, es wird in verschiedene Arten unterteilt, hat seine eigenen Regeln, Bücher, Lehren. Ich gebe zu, dass hatte ich mir glatt einfacher vorgestellt. Aber das Buch macht es einem, auch Dank des Aufbaus, nicht gar zu schwer.
Es gibt 6 riesige Kapitel, die sich wiederum durch Leseabschnitte in verschiedenen Perspektiven präsentieren. Die Geschichte wird sowohl durch einen (personalen) Erzähler, als auch von den Haupt- und Nebendarsteller aus der Ich-Perspektive erzählt. Das macht es sehr abwechslungsreich. Besonders gefällt mir, dass jede Person, die aus der Ich-Perspektive erzählt, ihre eigenen Wortschatz, Dialekt und Intellekt mitbringt. Niemand liest sich identisch. Und wir sprechen hier von vielen Personen, die der Autor zum Leben erweckt.
Schön ist, dass die chronologische Abfolge der Geschichte erhalten bleibt. Es wird also nicht ein und dieselbe Situation aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird.
Als guter Einstieg wurde das Internat der Jungen gewählt, um den Leser mit dem Rauch und den Hautprotagonisten Charlie und Thomas bekannt zu machen. Die bildlichen, tiefgründigen Beschreibungen haben mein Kopfkino und die Emotionen hochfahren lassen und ich bin mir sicher, dass man sich gut im Charlie- oder im Thomas-Team wieder finden kann. Denn unterschiedlicher können die Freunde kaum sein: Der warmherzige und reiche Charlie, ein zukünftiger Earl. Und Thomas, einer vom niedrigen Adel, verarmt und mit viel Wut im Herzen.
Das Internat bleibt nicht der einzige Ort, der besucht wird. Es folgen mehrere typisch britische Stationen, die im Verlauf Antworten geben oder neue Fragen aufwerfen. Themen wie Diskriminierung, Gewalt, der Wunsch nach Veränderung, Freiheit und Liebe sind in dieser geschichtlichen Epoche der entsprechende Zündstoff. Der Autor hat definitiv sein umfassendes Wissen zur britischen Geschichte, Literatur, Architektur und einen Hang zum Thriller einfließen lassen. Denn diese Welt wirkt trotz der Faszination Rauch nicht realitätsfremd. Kurzum: Die Story ist kein leichter Urlaubsschmöker, sondern soll zum Nachdenken anregen. Und ja, die ein oder andere Passage habe ich zweimal gelesen um es vollumfänglich zu verstehen. Das würde ich, aber nicht als Manko einstufen. Nur die letzten 250 Seiten. Diese brachten wenig neue Orte, Rätsel und Meinungen. Teilweise kam es mir wie eine Art Festigung des Themas vor. Das zog das Ende der Geschichte leider künstlich in die Länge.
Fazit: Wer düstere Fantasy mit britischer Geschichte erleben möchte und sich gern mit komplexen Fragestellungen auseinandersetzt, für den ist „Smoke“ genau das Richtige.