Jahre der Erforschung des sogenannten SMS Emden Mythos lassen mich Kopf schüttelnd zurück. Ungläubig sehe ich der kindlichen Verehrung eines kaiserlichen Kriegsschiffes zu, das der Kapiän selbst versenkte, indem er es nach voraussehbar verlorener Schlacht gegen einen überlegenen Gegner auf ein Riff setzte, dabei 136 Angehörige seiner Besatzung tötete und dafür den höchsten Orden vom Kaiser erhielt. Angesichts der deutschen Beteiligung an fast allen neuen Kriegen weltweit erschüttert es mich zu sehen, dass die drei bürgerlichen Parteien des Emder Rates (SPD, CDU und FDP) nichts Besseres zu tun haben, als den Beschluss zu fassen, dass die Stadt dem zusammen mit Angehörigen der Bundeswehr gegründeten Traditions - Verein für das Marine (=Kriegs) Schiff beizutreten. Vor dem Hintergrund der vielen Toten, die die SMS Emden auf ihren Fahrten durch die Südsee überall zurückgelassen hat, stellt sich die Frage, wie es zu solch einer bedenklichen Geringschätzung menschlichen Lebens noch 100Jahre später kommen kann. Von den anderen bürgerlichen Parteien ist nichts anderes zu erwarten. Aber auch die SPD führt ihre Politik der Zustimmung für die kaiserlichen Kriegskredite von 1914 ohne Nachdenken in die Zukunft fort.