In "Snooker in Kairo" geht es um Ram, einen ägyptischen "Fänger im Roggen" als Ich-Erzähler, und seinen Freund Font, ihre Familien und Freunde, und um seine Liebe zur Jüdin Edna. Ram und Font stammen aus der ägyptischen Oberschicht, es ist das Kairo der 1950er-Jahre, das heute sehnsüchtig verklärt wird. Sie sind eher europäisch, aber nicht arabisch geprägt und schon gar nicht religiös. Waguhi Ghalis glänzend geschriebener, einziger Roman wurde während des arabischen Frühlings zu einem Fanal für die Demonstrierenden, weil das von ihm beschriebene Ägypten unter Nasser mit seiner Repression so sehr an die Gegenwart erinnert. Die jungen Leute verachten die dekadente Schicht, aus der sie teilweise kommen, und bleiben doch gefangen in den Annehmlichkeiten, die sie gewohnt sind, sie wirken orientierungslos und verloren, zynisch, empfindsam, komisch, anarchisch und voll Lebenshunger. "Snooker in Kairo" zeichnet ein faszinierendes Zeitbild, mit trockenem Humor und voller Melancholie, und erzählt die aufwühlende, gefährliche Liebesgeschichte zwischen Ram und Edna. Teilweise wie ein "Großer Gatsby" in Kairo, ein erstaunlich aktuelles und doch zeitlos schönes Buch.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.05.2018Das Ende einer Illusion
Mitte der Sechzigerjahre erschien in London der Roman „Snooker in Kairo“ des ägyptischen Autors
Waguih Ghali. Im Arabischen Frühling wurde er wiederentdeckt. Jetzt gibt es ihn auf Deutsch
VON SONJA ZEKRI
Welcher Ort in Ägypten bleibt unberührt von Revolution, Militärputsch, Fanatismus? Ja, gut, die Pyramiden, schon klar. Aber dann ist da auch noch dieser Flecken Grün auf einer Nilinsel in Kairo: der Gesira-Club. Pfeilgerade die Alleen, türkis leuchtend die Pools, exklusiv die Mitgliedschaft – der einstige britische Offiziersklub ist eine Oase der Beständigkeit. Unter uralten Bäumen spielen die Begüterten Polo, auch Bridge, bestens im Bilde über die politischen Neigungen der je anderen, die Vermögensverhältnisse, die Heiratspläne.
So ist es heute. So war es damals, als der junge Ram sich anschickt, im Klub einen scheinbar endlosen Nachmittag zu vertrödeln, den Waguih Ghali so schwebend, so heiter und dabei als so unentrinnbar hoffnungslos schildert, dass in diesen paar Seiten bereits der ganze bittere Zauber seines wiederentdeckten Romans „Snooker in Kairo“ liegt. Ram, ein Christ, ein Kopte aus bester Familie, leider bettelarm, leiht sich fünf Pfund bei einem Kellner des Klubs, wie er sich überhaupt durchs Leben schnorrt, damit spielt er Bridge mit Amerikanern, überhört ihre Dämlichkeiten, wenn sie aus dem Namen Abdelkarim hartnäckig „Abrakadabra“ machen, trinkt Bier und gewinnt 200 Dollar. Dann möchte er schwimmen gehen.
Die Amerikanerin hat keinen Badeanzug, Ram will ihr einen bei einer Freundin leihen. Ist sie schöner als ich?, fragt die Ägypterin. Darauf er: „Wenigstens ist sie keine Scheißjungfrau mehr wie du.“ Mit dieser schnoddrigen Bemerkung sind wir – Klub hin, Klub her – sehr eindeutig nicht in der verklemmten Gegenwart Ägyptens, sondern in den Fünfzigerjahren, jener Ära, in der für ein paar Jahre alles möglich zu sein schien und alles den Bach runterging. Die Briten waren verjagt, die den Briten hörige Monarchie beendet, die Freien Offiziere unter Gamal Abdel Nasser verkündeten, sie würden Ägypten, nein, die ganze arabische Welt zu stolzer Selbstbestimmung führen. Doch mit jedem Jahr trat die Grausamkeit der Militärdiktatur offener zutage, erwies sich das Versprechen einer Umverteilung als einfacher Elitentausch – früher fuhren die Reichen Taxi, nun fahren die Reichen und die Armee Taxi, sagt ein Fahrer. Und Ram, diese verlorene Seele, wird noch ein bisschen verlorener.
Ghalis Buch erschien Mitte der Sechziger auf Englisch in London, und wenn es in Ägypten vor dem Arabischen Frühling in einer arabischen Übersetzung als geradezu schmerzhaft aktuell gelesen wurde, dann sprach daraus die Sehnsucht nach jenen säkularen, kosmopolitischen Jahren, einer Ära der Weltoffenheit und Eleganz, wie sie beispielsweise auch Alaa al-Aswany in seinem Bestseller „Der Jakubijan-Bau“ verklärt. Aber vielleicht, wer weiß, war dieses neue Interesse an Ghalis Buch auch eine Vorahnung. Denn auch wenn Ghali die Politik ebenso präzise wie beiläufig abhandelt, so ist sein Buch doch vor allem die Chronik eines katastrophal gescheiterten Aufbruchs, der erbarmungslosen Desillusionierung einer ganzen Generation: Nichts anderes war der Arabische Frühling.
Heroisch protestiert Ram zu Beginn gegen die britischen Truppen am Suezkanal, schwärmt für Nasser und herrscht auf der Party seiner Tante einen Cousin an, er solle sich mit der amerikanischen Demokratie „den Hintern abwischen“. Am Ende aber schließt er sich einer Geheimorganisation an, die ägyptischen Polizisten Bilder von Folteropfern abkauft und wird dabei „das schreckliche Gefühl nicht los, dass die Aufnahmen weniger blutrünstig wären, wenn wir nicht dafür bezahlen würden“. Dazwischen liegt eine leidenschaftliche, aber perspektivlose Liebesbeziehung zu Edna, die aus einer der reichsten jüdischen Familien des Landes stammt, „unseren Woolworths“, wie Ram spottet. Obwohl sie das Gespräch über den Nahostkonflikt meiden, steht die Politik zwischen ihnen. „Warum gehst du nicht weg, Edna?“, fragt Ram, und natürlich meint er die Auswanderung nach Israel. „Weil ich Ägypterin bin“, antwortet Edna, und wird am Ende für diesen Patriotismus einen hohen Preis zahlen.
Ghali beschreibt eine Klasse, die spätestens 1967 mit dem Sechstagekrieg untergegangen ist, und die aus heutiger Perspektive verletzlich, hochfahrend und wundersam wirkt wie ein farbenprächtiger, aber ausgestorbener Schmetterling. Dass dieses schillernde, unterhaltsame, auf den ersten Blick dem Westen so ähnliche Milieu immer nur einen Bruchteil der Gesellschaft ausmachte, dass der Rest Ägyptens sich an den Rändern dieses gediegenen Tableaus als Koch, Kinderfrau oder sechsjähriger Autowäscher wiederfand, ist die andere Seite. Auch Ram, der zergrübelte Zyniker, der mit den Namen britischer Politiker, britischer Romanfiguren und britischer Biersorten hantiert wie ein Hütchenspieler, aber nicht einmal richtig Arabisch spricht, nennt die einfachen Ägypter abschätzig „Fellachen“, Bauern.
Wie ungewöhnlich, wie einsam auch Ghali damals schon dachte, zeigt sich darin, dass Ram ausgerechnet durch die Jüdin Edna mit den einfachen Ägyptern in Kontakt gebracht wird, dass sie es ist, die ihm und seinem ungleich geradlinigeren, konsequenteren Freund Font beibringt, die richtigen Bücher zu lesen und die richtigen Fragen zu stellen, bis die beiden sich immer weniger als Ägypter begreifen, sondern mehr und mehr „als Teil der Menschheit im Allgemeinen“. Edna, die Jüdin, ist die treibende Kraft hinter Rams politischer Menschwerdung. Sie erfüllt ihm sogar seinen größten Traum, eine Reise nach England, denn Leben, davon ist Ram tief überzeugt, „Leben gab es nur in Europa.“ Es ist ein exemplarischer Irrtum, denn Europa hat mit ihm und seinesgleichen längst abgeschlossen. Als die Visa-Anträge nicht vom Fleck kommen, wenden sich Ram und Font an den Direktor ihrer englischen Schule, und dieser erläutert ihnen den Utilitarismus des Imperiums: „Ihr zwei seid Kopten“, sagte er, „und da die jetzigen Machthaber allesamt Muslime sind, machen sie sich nicht die Mühe, euch Visa zu geben.“ Und so ergreift Ram, als er schließlich England erreicht, ein tiefer Zweifel, ob dieses „Leben“ nicht das Ende von etwas anderem, Wertvollerem bedeutet, ob die „Kultiviertheit Europas“ nicht etwas in ihm „tötet“, eine Klarheit der Herkunft, eine Authentizität, die er zuvor weit von sich gewiesen hatte. Sein Bewusstsein spaltet sich auf, ist Beobachter und Teilnehmer in einem, es ist ein postkolonialer Wundschmerz, aber so wie Ghali diese Zerrissenheit beschreibt, hat es nicht nur etwas Allgemeingültiges, sondern etwas Allgemeinmenschliches.
Und dies umso mehr und umso tragischer, als Waguih Ghali selbst in der Fremde leben musste – als Kommunist war Ägypten für ihn zu gefährlich – und nach Stationen in Paris, Schweden und Deutschland in London lebte. Dort schluckte Ghali, dem im Vorwort seiner Freundin und Übersetzerin Diana Athill ein deutscher Bekannter ein „bescheidenes, sanftes und gazellenhaftes Wesen“ bescheinigte, 1969 in Athills Wohnung 26 Schlaftabletten und starb. Es war, wie der Schriftsteller in seinem Abschiedsbrief schrieb, „die einzige authentische Tat in meinem ganzen Leben“. Dem muss man, bei allem Respekt vor dieser letzten Willensäußerung, widersprechen. So hellsichtig, so klar und erbarmungslos konsequent wie in seinem Buch hat man das Verhältnis der arabischen Welt zum Westen selten gelesen.
Edna, die ägyptische Jüdin,
ist die treibende Kraft hinter Rams
politischer Menschwerdung
Als in Ägypten die Mode sich am internationalen Stil des Westens ausrichtete: Blick auf eine Nilbrücke in Kairo.
Foto: Alinari/Getty Images
Waguih Ghali: Snooker in Kairo. Roman. Mit einer Einführung von Diana Athill. Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch. Verlag C.H. Beck, München 2018. 256 Seiten, 22 Euro.
E-Book 17,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Mitte der Sechzigerjahre erschien in London der Roman „Snooker in Kairo“ des ägyptischen Autors
Waguih Ghali. Im Arabischen Frühling wurde er wiederentdeckt. Jetzt gibt es ihn auf Deutsch
VON SONJA ZEKRI
Welcher Ort in Ägypten bleibt unberührt von Revolution, Militärputsch, Fanatismus? Ja, gut, die Pyramiden, schon klar. Aber dann ist da auch noch dieser Flecken Grün auf einer Nilinsel in Kairo: der Gesira-Club. Pfeilgerade die Alleen, türkis leuchtend die Pools, exklusiv die Mitgliedschaft – der einstige britische Offiziersklub ist eine Oase der Beständigkeit. Unter uralten Bäumen spielen die Begüterten Polo, auch Bridge, bestens im Bilde über die politischen Neigungen der je anderen, die Vermögensverhältnisse, die Heiratspläne.
So ist es heute. So war es damals, als der junge Ram sich anschickt, im Klub einen scheinbar endlosen Nachmittag zu vertrödeln, den Waguih Ghali so schwebend, so heiter und dabei als so unentrinnbar hoffnungslos schildert, dass in diesen paar Seiten bereits der ganze bittere Zauber seines wiederentdeckten Romans „Snooker in Kairo“ liegt. Ram, ein Christ, ein Kopte aus bester Familie, leider bettelarm, leiht sich fünf Pfund bei einem Kellner des Klubs, wie er sich überhaupt durchs Leben schnorrt, damit spielt er Bridge mit Amerikanern, überhört ihre Dämlichkeiten, wenn sie aus dem Namen Abdelkarim hartnäckig „Abrakadabra“ machen, trinkt Bier und gewinnt 200 Dollar. Dann möchte er schwimmen gehen.
Die Amerikanerin hat keinen Badeanzug, Ram will ihr einen bei einer Freundin leihen. Ist sie schöner als ich?, fragt die Ägypterin. Darauf er: „Wenigstens ist sie keine Scheißjungfrau mehr wie du.“ Mit dieser schnoddrigen Bemerkung sind wir – Klub hin, Klub her – sehr eindeutig nicht in der verklemmten Gegenwart Ägyptens, sondern in den Fünfzigerjahren, jener Ära, in der für ein paar Jahre alles möglich zu sein schien und alles den Bach runterging. Die Briten waren verjagt, die den Briten hörige Monarchie beendet, die Freien Offiziere unter Gamal Abdel Nasser verkündeten, sie würden Ägypten, nein, die ganze arabische Welt zu stolzer Selbstbestimmung führen. Doch mit jedem Jahr trat die Grausamkeit der Militärdiktatur offener zutage, erwies sich das Versprechen einer Umverteilung als einfacher Elitentausch – früher fuhren die Reichen Taxi, nun fahren die Reichen und die Armee Taxi, sagt ein Fahrer. Und Ram, diese verlorene Seele, wird noch ein bisschen verlorener.
Ghalis Buch erschien Mitte der Sechziger auf Englisch in London, und wenn es in Ägypten vor dem Arabischen Frühling in einer arabischen Übersetzung als geradezu schmerzhaft aktuell gelesen wurde, dann sprach daraus die Sehnsucht nach jenen säkularen, kosmopolitischen Jahren, einer Ära der Weltoffenheit und Eleganz, wie sie beispielsweise auch Alaa al-Aswany in seinem Bestseller „Der Jakubijan-Bau“ verklärt. Aber vielleicht, wer weiß, war dieses neue Interesse an Ghalis Buch auch eine Vorahnung. Denn auch wenn Ghali die Politik ebenso präzise wie beiläufig abhandelt, so ist sein Buch doch vor allem die Chronik eines katastrophal gescheiterten Aufbruchs, der erbarmungslosen Desillusionierung einer ganzen Generation: Nichts anderes war der Arabische Frühling.
Heroisch protestiert Ram zu Beginn gegen die britischen Truppen am Suezkanal, schwärmt für Nasser und herrscht auf der Party seiner Tante einen Cousin an, er solle sich mit der amerikanischen Demokratie „den Hintern abwischen“. Am Ende aber schließt er sich einer Geheimorganisation an, die ägyptischen Polizisten Bilder von Folteropfern abkauft und wird dabei „das schreckliche Gefühl nicht los, dass die Aufnahmen weniger blutrünstig wären, wenn wir nicht dafür bezahlen würden“. Dazwischen liegt eine leidenschaftliche, aber perspektivlose Liebesbeziehung zu Edna, die aus einer der reichsten jüdischen Familien des Landes stammt, „unseren Woolworths“, wie Ram spottet. Obwohl sie das Gespräch über den Nahostkonflikt meiden, steht die Politik zwischen ihnen. „Warum gehst du nicht weg, Edna?“, fragt Ram, und natürlich meint er die Auswanderung nach Israel. „Weil ich Ägypterin bin“, antwortet Edna, und wird am Ende für diesen Patriotismus einen hohen Preis zahlen.
Ghali beschreibt eine Klasse, die spätestens 1967 mit dem Sechstagekrieg untergegangen ist, und die aus heutiger Perspektive verletzlich, hochfahrend und wundersam wirkt wie ein farbenprächtiger, aber ausgestorbener Schmetterling. Dass dieses schillernde, unterhaltsame, auf den ersten Blick dem Westen so ähnliche Milieu immer nur einen Bruchteil der Gesellschaft ausmachte, dass der Rest Ägyptens sich an den Rändern dieses gediegenen Tableaus als Koch, Kinderfrau oder sechsjähriger Autowäscher wiederfand, ist die andere Seite. Auch Ram, der zergrübelte Zyniker, der mit den Namen britischer Politiker, britischer Romanfiguren und britischer Biersorten hantiert wie ein Hütchenspieler, aber nicht einmal richtig Arabisch spricht, nennt die einfachen Ägypter abschätzig „Fellachen“, Bauern.
Wie ungewöhnlich, wie einsam auch Ghali damals schon dachte, zeigt sich darin, dass Ram ausgerechnet durch die Jüdin Edna mit den einfachen Ägyptern in Kontakt gebracht wird, dass sie es ist, die ihm und seinem ungleich geradlinigeren, konsequenteren Freund Font beibringt, die richtigen Bücher zu lesen und die richtigen Fragen zu stellen, bis die beiden sich immer weniger als Ägypter begreifen, sondern mehr und mehr „als Teil der Menschheit im Allgemeinen“. Edna, die Jüdin, ist die treibende Kraft hinter Rams politischer Menschwerdung. Sie erfüllt ihm sogar seinen größten Traum, eine Reise nach England, denn Leben, davon ist Ram tief überzeugt, „Leben gab es nur in Europa.“ Es ist ein exemplarischer Irrtum, denn Europa hat mit ihm und seinesgleichen längst abgeschlossen. Als die Visa-Anträge nicht vom Fleck kommen, wenden sich Ram und Font an den Direktor ihrer englischen Schule, und dieser erläutert ihnen den Utilitarismus des Imperiums: „Ihr zwei seid Kopten“, sagte er, „und da die jetzigen Machthaber allesamt Muslime sind, machen sie sich nicht die Mühe, euch Visa zu geben.“ Und so ergreift Ram, als er schließlich England erreicht, ein tiefer Zweifel, ob dieses „Leben“ nicht das Ende von etwas anderem, Wertvollerem bedeutet, ob die „Kultiviertheit Europas“ nicht etwas in ihm „tötet“, eine Klarheit der Herkunft, eine Authentizität, die er zuvor weit von sich gewiesen hatte. Sein Bewusstsein spaltet sich auf, ist Beobachter und Teilnehmer in einem, es ist ein postkolonialer Wundschmerz, aber so wie Ghali diese Zerrissenheit beschreibt, hat es nicht nur etwas Allgemeingültiges, sondern etwas Allgemeinmenschliches.
Und dies umso mehr und umso tragischer, als Waguih Ghali selbst in der Fremde leben musste – als Kommunist war Ägypten für ihn zu gefährlich – und nach Stationen in Paris, Schweden und Deutschland in London lebte. Dort schluckte Ghali, dem im Vorwort seiner Freundin und Übersetzerin Diana Athill ein deutscher Bekannter ein „bescheidenes, sanftes und gazellenhaftes Wesen“ bescheinigte, 1969 in Athills Wohnung 26 Schlaftabletten und starb. Es war, wie der Schriftsteller in seinem Abschiedsbrief schrieb, „die einzige authentische Tat in meinem ganzen Leben“. Dem muss man, bei allem Respekt vor dieser letzten Willensäußerung, widersprechen. So hellsichtig, so klar und erbarmungslos konsequent wie in seinem Buch hat man das Verhältnis der arabischen Welt zum Westen selten gelesen.
Edna, die ägyptische Jüdin,
ist die treibende Kraft hinter Rams
politischer Menschwerdung
Als in Ägypten die Mode sich am internationalen Stil des Westens ausrichtete: Blick auf eine Nilbrücke in Kairo.
Foto: Alinari/Getty Images
Waguih Ghali: Snooker in Kairo. Roman. Mit einer Einführung von Diana Athill. Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch. Verlag C.H. Beck, München 2018. 256 Seiten, 22 Euro.
E-Book 17,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Christopher Resch erkennt die Brisanz in diesem Roman, den der Ägypter Waguih Ghali bereits vor fünfzig Jahren veröffentlichte. Denn "Snooker in Kairo" erzählt von der postrevolutionären Zeit unter Präsident Nasser, als das Land nach allen Aufbruchshoffnungen träge und gelähmt darniederlag. Im Mittelpunkt des Romans steht der junge Ram, der - gebildet und attraktiv - einer verarmten Upperclass-Familie entstammt und nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Zwischen Alkohol, Frauen und England hin und hergerissen, entscheidet er sich schließlich für die Politik, um in der Kommunistischen Partei vollends zu verzweifeln. Ram ist nicht unbedingt ein Sympathieträger, räumt der Rezensent ein, er ist launisch, sprunghaft und zynisch, aber am Ende wächst er dem Rezensenten doch ans Herz, vor allem bei dem Gedanken, was heute unter Abdel Fattah al-Sisi mit einem wie ihm geschehen würde.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Waguih Ghalis "Snooker in Kairo" oszilliert zwischen J.D. Salingers "Der Fänger im Roggen" und F. Scott Fitzgeralds "Der große Gatsby" und hat etwas Visionäres. Man kann darin die kreative Explosion des Arabischen Frühlings erkennen und die Beklemmung der darauffolgenden Restauration."
SRF Kontext, Franziska Hirsbrunner
"Humorvoll, zynisch, melancholisch (...) Die Einblicke, die der Autor vermittelt, sind einerseits tiefgründig und schlau andererseits so bedrückend, dass es beim Lesen gut wäre, zwischendurch durchzuatmen."
Frankfurter Rundschau, Ruth Bender
"So gut ist dieses Buch, so überbordend komisch, so schmerzhaft tragisch, so treffend in seinen Beschreibungen (...) ein Meisterwerk."
Christian Meier, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Juli 2018
"Ein Buch voller Humor und literarischer Klasse. (...) Literatur, die die Euphorie des Rausches und die Vorahnung eines schmerzhaften Katers gleichermaßen vermittelt."
Moritz Behrendt, Neue Zürcher Zeitung, 18. Juli 2018
"Melancholisch, tieftraurig, umwerfend komisch, abgeklärt, poetisch, schnoddrig, heiter, verzweifelt, witzig, bisweilen alles zusammen - eine veritable Entdeckung."
Hartmut Buchholz, Badische Zeitung, 14. Juli 2018
"Thematisch tiefgründig und vor allem hochaktuell."
Anita Djafari, die tageszeitung, Literaturnachrichten, Februar 2018
"Der Roman hat Verve. Er nimmt das Luxusleben der Kairoer Oberschicht ebenso aufs Korn wie den piekfeinen Imperialismus der Briten."
Katharina Borchardt, die tageszeitung,Literaturnachrichten, Februar 2018
"Man fragt sich immer wieder, wieso großartige Bücher erst mit jahrzehntelanger Verzögerung in deutscher Übersetzung erscheinen. Dieser Romans gehört in jedem Fall dazu."
Lebensart, Juli 2018
"Eleganter Kultroman von 1964."
Günter Keil, Playboy, 7/2018
"Eine Liebe inmitten sozialer und religiöser Milieus im Kairo der 50er: Voller Emotionen und mit trockenem Humor erzählt Ghali die Geschichte vom Ram und Edna."
Elle, Juli 2018
"Der Roman hat eine immense Dringlichkeit, etwas rast- und ratloses. Seine Figuren sind von einprägsamer Kontur, seine Sprache ist direkt und unbedingt, seine Haltung von schneidender Schärfe. (...) Es scheint, als hätte Ghali gewusst, dass er nur diesen Roman vollenden würde. Er hat alles in ihn hinein gepackt, was er über sich und sein Land zu sagen hatte (...) das Buch ist sogar heute noch brandaktuell."
Ulrich Rüdenauer, hr2 Kultur
"Ghali erzählt mit viel Leidenschaft und einem wunderbaren Humor."
Jochen Overbeck, Musikexpress, 17. Mai 2018
"Lesen Sie dieses Meisterwerk!"
Zenith, Frühjahr/Sommer 2018
"'Snooker in Kairo' ist ein politisch geradezu erschreckend aufschlussreiches und aktuelles Buch. Doch nicht nur deshalb lohnt es, den Roman neu oder wieder zu lesen, sondern auch wegen seiner literarischen und psychologischen Finesse."
Dina Netz, Deutschlandfunk Kultur, 26. April 2018
"Das Meisterwerk des ägyptischen Autors Waguih Ghali ist ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung endlich auf Deutsch zu lesen. Vieles klingt erstaunlich aktuell. (...) Eine fesselnde und amüsante Lektüre."
Martin Ebel, Tages Anzeiger, 10. April 2018
"Witz und Selbstironie machen das Buch zu einem spannenden Ereignis."
Insa Wilke, WDR3, 7. April 2018
"Ein Kunstwerk aus dieser Zeit, das mühelos den Status eines modernen Klassikers erlangte und sich seit dem Arabischen Frühling sogar noch vorausschauender und bewegender liest."
Pankaj Mishra, LiteraturSPIEGEL, 3. März 2018
"Es wird höchste Zeit, diesen Schriftsteller wieder zu entdecken. Oder neu."
Michael Hack, Frankfurter Allgemeine Zeitung
SRF Kontext, Franziska Hirsbrunner
"Humorvoll, zynisch, melancholisch (...) Die Einblicke, die der Autor vermittelt, sind einerseits tiefgründig und schlau andererseits so bedrückend, dass es beim Lesen gut wäre, zwischendurch durchzuatmen."
Frankfurter Rundschau, Ruth Bender
"So gut ist dieses Buch, so überbordend komisch, so schmerzhaft tragisch, so treffend in seinen Beschreibungen (...) ein Meisterwerk."
Christian Meier, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Juli 2018
"Ein Buch voller Humor und literarischer Klasse. (...) Literatur, die die Euphorie des Rausches und die Vorahnung eines schmerzhaften Katers gleichermaßen vermittelt."
Moritz Behrendt, Neue Zürcher Zeitung, 18. Juli 2018
"Melancholisch, tieftraurig, umwerfend komisch, abgeklärt, poetisch, schnoddrig, heiter, verzweifelt, witzig, bisweilen alles zusammen - eine veritable Entdeckung."
Hartmut Buchholz, Badische Zeitung, 14. Juli 2018
"Thematisch tiefgründig und vor allem hochaktuell."
Anita Djafari, die tageszeitung, Literaturnachrichten, Februar 2018
"Der Roman hat Verve. Er nimmt das Luxusleben der Kairoer Oberschicht ebenso aufs Korn wie den piekfeinen Imperialismus der Briten."
Katharina Borchardt, die tageszeitung,Literaturnachrichten, Februar 2018
"Man fragt sich immer wieder, wieso großartige Bücher erst mit jahrzehntelanger Verzögerung in deutscher Übersetzung erscheinen. Dieser Romans gehört in jedem Fall dazu."
Lebensart, Juli 2018
"Eleganter Kultroman von 1964."
Günter Keil, Playboy, 7/2018
"Eine Liebe inmitten sozialer und religiöser Milieus im Kairo der 50er: Voller Emotionen und mit trockenem Humor erzählt Ghali die Geschichte vom Ram und Edna."
Elle, Juli 2018
"Der Roman hat eine immense Dringlichkeit, etwas rast- und ratloses. Seine Figuren sind von einprägsamer Kontur, seine Sprache ist direkt und unbedingt, seine Haltung von schneidender Schärfe. (...) Es scheint, als hätte Ghali gewusst, dass er nur diesen Roman vollenden würde. Er hat alles in ihn hinein gepackt, was er über sich und sein Land zu sagen hatte (...) das Buch ist sogar heute noch brandaktuell."
Ulrich Rüdenauer, hr2 Kultur
"Ghali erzählt mit viel Leidenschaft und einem wunderbaren Humor."
Jochen Overbeck, Musikexpress, 17. Mai 2018
"Lesen Sie dieses Meisterwerk!"
Zenith, Frühjahr/Sommer 2018
"'Snooker in Kairo' ist ein politisch geradezu erschreckend aufschlussreiches und aktuelles Buch. Doch nicht nur deshalb lohnt es, den Roman neu oder wieder zu lesen, sondern auch wegen seiner literarischen und psychologischen Finesse."
Dina Netz, Deutschlandfunk Kultur, 26. April 2018
"Das Meisterwerk des ägyptischen Autors Waguih Ghali ist ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung endlich auf Deutsch zu lesen. Vieles klingt erstaunlich aktuell. (...) Eine fesselnde und amüsante Lektüre."
Martin Ebel, Tages Anzeiger, 10. April 2018
"Witz und Selbstironie machen das Buch zu einem spannenden Ereignis."
Insa Wilke, WDR3, 7. April 2018
"Ein Kunstwerk aus dieser Zeit, das mühelos den Status eines modernen Klassikers erlangte und sich seit dem Arabischen Frühling sogar noch vorausschauender und bewegender liest."
Pankaj Mishra, LiteraturSPIEGEL, 3. März 2018
"Es wird höchste Zeit, diesen Schriftsteller wieder zu entdecken. Oder neu."
Michael Hack, Frankfurter Allgemeine Zeitung