Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.04.2006Das Lieben der anderen
Nicholas Shakespeares Roman "In dieser einen Nacht" reist in die DDR der achtziger Jahre
Abenteuerreisen in unbekannten Welten, das war auch schon damals etwas anderes, und attraktivere Ziele gab es ebenfalls. Wer Anfang der achtziger Jahre aus dem Westen kam und in den Osten Deutschlands fuhr, der hatte dort Verwandte, machte Geschäfte oder war ein fellow traveller, der der westlichen Sicht der Dinge mißtraute. Den meisten reichte es allerdings, stundenlang im Interzonenzug in Marienborn zu sitzen und den scharfen Schäferhunden bei der Arbeit zuzusehen, oder beim Tagesausflug nach Ost-Berlin das Grau der Grenzeruniformen im Straßenbild wiederzufinden.
Der 49jährige Nicholas Shakespeare, der zuletzt Geschichten aus Tasmanien erzählt, eine Biographie seines verstorbenen Freundes Bruce Chatwin geschrieben und der als Diplomatenkind lange in Asien und Südamerika gelebt hat - dieser literarische Fernreisende hat sich daher ein ziemlich ungewöhnliches Reiseziel für einen Roman ausgesucht, genauer gesagt: Sein Held ist ein eher untypischer Tourist - welcher Brite hat sich schon, sieht man mal vom allgegenwärtigen Timothy Garton Ash ab, der in der "Akte Romeo" seine eigenen Erfahrungen mit der Stasi beschrieb, für die Osthunnen interessiert? Die DDR ist zwar nicht alleiniger Schauplatz, weil ein Großteil des Buches auch in der Bundesrepublik spielt und ein kleinerer in England. Aber es ist eine englisch-ostdeutsche Liebesgeschichte in den Zeiten des "Eisernen Vorhangs", wie man so gerne sagte, es ist eine britische Familiengeschichte mit DDR-Wurzeln, die "In dieser einen Nacht" seine Dramatik gibt.
Eine Nacht
Nicholas Shakespeare bedient sich dabei souverän der Muster, die einen in Hollywoodfilmen immer noch ergreifen, auch wenn man sie längst begriffen hat. Er muß deshalb keinen Agententhriller und auch keine Drehbuchprosa schreiben; viel zu reich an Abschweifungen, an Alltagsdetails und motivischen Verknüpfungen ist der Roman, als daß er sich mühelos in einen Kinofilm verwandeln ließe. "In dieser einen Nacht" ist, was man auf englisch einen pageturner nennt, von Beginn an: Ein Prolog, dessen lose Enden der Erzähler erst achtzig Seiten später wieder aufgreift, über Macht und Ohnmacht der Liebe, voller Doppelungen, Geheimnisse, Zufälle - ein exzellent konstruierter Plot eben.
Aber es ist nicht nur diese Konstruktion, die den Roman trägt, es sind die Charaktere, die sie mit Leben erfüllen und in ihrem Handeln unsichtbar werden lassen. Der wenig heroische Held, Peter Hithersay, ist nicht seines vermeintlichen Vaters Sohn, er ist vielmehr nach einem Ostdeutschen benannt, mit dem seine Mutter 1960 einen One-Night-Stand hatte. Die Geschichte der Mutter treibt ihn zunächst im College in die Isolation, weil er Deutsch zu lernen beginnt, und dann zum Medizinstudium nach Hamburg; sie führt ihn mit einer deutschen Pantomimegruppe nach Leipzig, wo er 1983 selber einen One-Night-Stand mit einer jungen Leipzigerin erlebt - und von dieser einen Nacht in einer Schrebergartenkolonie kommt er nicht mehr los, nicht als Student und auch später nicht als Arzt für Geriatrie in Berlin.
Diese doppelte Suche: nach dem Vater und nach dem Mädchen, treibt den Roman voran, indem sie zugleich die Hindernisse schafft, die überwunden werden müssen. In ihrem Kern schwelt ein moralisches Dilemma: daß Peter dem Mädchen angeboten hat, sie in einem großen Koffer außer Landes zu schmuggeln, daß ihn die Angst gepackt und er sie verleugnet hat, obwohl er sich seit College-Tagen dem Ethos von Bevedere, einem Ritter der Tafelrunde, romantisch verpflichtet fühlt. Nicht einmal ihren richtigen Namen hat er ernsthaft erfahren wollen: Sie bleibt Snjólaug, was im Englischen wie Snowleg klingt, und so hat das Geheimnis einen Namen, der zu ihm paßt.
Nach dieser Nacht von Leipzig beginnt Peter, vor sich selbst wegzulaufen, sein Leben gerät ins Schlingern, er flüchtet sich in kurze Beziehungen: Schließlich ist er ein einsamer Mann von Anfang Vierzig, der seine Schuldgefühle kultiviert. Er ist Vater geworden, ohne mit der Mutter des Kindes zusammenzuleben, kümmert sich zu wenig um seinen Sohn. Er geht in seinem Beruf auf und muß sich von einer seiner Geliebten sagen lassen: "Wenn du kein Arzt wärst, würde ich dich wahrscheinlich verachten und ablehnen, weil du dich so wenig für alle anderen engagierst."
Das Fabelhafte an Nicholas Shakespeares Geschichte sind eben diese Ausweichmanöver des Helden, das ist die Weigerung, gleich mit dem Mauerfall den edlen Ritter im Doktor wiedererwachen zu lassen. Man kann diesen Peter Hithersay bedauern, begreifen, man kann sein Verhalten kaum sympathisch finden, aber man will ihn weiter begleiten durch das Buch, obwohl sich Shakespeare manchmal ein wenig zuviel Zeit läßt. Eine Hamburger Affäre mit einer überspannten Künstlerin etwa bringt den Roman nicht sonderlich weiter und seinen Helden schon gar nicht. Und wenn er dann 2002 doch noch einmal nach Leipzig aufbricht, dann glaubt er, einer alten Frau einen letzten Wunsch zu erfüllen, von der der Leser weiß, wer sie ist und wohin ihr letzter Wille Peter führen wird. Um in der Gegenwart anzukommen, um über sich selbst ein wenig besser Bescheid zu wissen, dazu ist er viel zu sehr damit beschäftigt, sich eine erträgliche Version seiner Vergangenheit zurechtzulegen, was das Motto des Buches in einen schönen Vers gefaßt hat: "Meine Erinnerung an dein Gesicht / verhindert, daß ich dich sehe", zitiert Shakespeare den persischen Mystiker Rumi.
Und wie im Stasi-Film "Das Leben der anderen" kommt auch hier ein Stasi-Agent an zentraler Stelle ins Spiel, der es zwar nicht wirklich gut meinte, aber immerhin besser als die anderen, der nach der Wende Brotbackautomaten verkauft und Sühne übt, indem er alte Akten aufbewahrt und sie dem Helden zugänglich macht. Aus dem Kontrast zwischen romantischer Liebe und barbarischer Pedanterie des Überwachungsapparats entsteht ein bizarres Déjà-vu: Der Aufzeichnungswahn führt dazu, daß Peter sich neunzehn Jahre später selbst beim Reden und beim Lieben zuhört - auch die Gartenlaube war verwanzt, und im Gartenzwerg vor der Tür war eine Kamera verborgen. Man spürt in der Prosa des Briten Shakespeare mitunter noch so etwas wie ein fassungsloses Erstaunen: nicht bloß darüber, "daß ein Fünftel der Bevölkerung sich selbst bespitzelt hatte", sondern daß die Stasi sich dabei Methoden bediente, die auch einer vollentwickelten Schriftstellerphantasie kaum noch etwas zu erfinden übriglassen.
Ein Leben
So liest man sich atemlos durch die Jahre, sieht diesen Peter Hithersay älter und unglücklicher werden, und weil Shakespeare zwar ein guter Rechercheur, aber eben nicht selber Teil der deutschen Teilung ist, hat sein Blick auf den Westen wie den Osten Deutschlands etwas angenehm Distanziertes. Und obwohl leicht zu ahnen ist, wie es ausgehen wird, in Umrissen zumindest, weil man als Leser ab einem bestimmten Punkt mehr weiß als der Held, so ist doch das Großartige an diesem Roman, wie quälend genau er den emotionalen "Dauerfrost" seines Helden beschreibt, wie das Tauwetter, das irgendwann einsetzt, ihn schließlich aus seiner Erstarrung löst, aber zugleich auch noch einmal sichtbar werden läßt, was damals passiert ist - daß seine Feigheit, deren Alternative eine riskante Dummheit gewesen wäre, letztlich auch zur Rettung seiner Geliebten beigetragen hat, ist eine Pointe, welche ihm sein Handeln nicht erträglicher macht.
Der Liebesverrat ist nicht zu heilen, und Shakespeares Timing sorgt dafür, daß das Buch auch nach der letzten Seite in einem weiterarbeitet, weil es genau im richtigen Moment aufhört. Es werden eben nicht alle losen Enden zu einer netten Schleife gebunden, nicht alle alten Rechnungen beglichen und sämtliche Traumata kuriert. "Man kann in einer Nacht ein Leben machen", hatte Peters Mutter gesagt, als sie ihm die Identität seines Vaters enthüllte. Wie unter Wiederholungszwang hat er diesen Satz durchlebt, aber so, wie Nicholas Shakespeare von diesem Leben erzählt, ist das weniger ein Schicksal, wie es im Trivialroman über Liebende verhängt wird; es ist die traurige, aber nicht tragische Geschichte eines Mannes, der an dieses zutiefst romantische Motiv glaubt und dem über diesem Glauben der Großteil seines Lebens abhanden gekommen ist.
PETER KÖRTE
Nicholas Shakespeare: "In dieser einen Nacht", Roman. Aus dem Englischen von Hans M. Herzog. Rowohlt-Verlag 2006. 536 Seiten, 22,90 Euro.
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Nicholas Shakespeares Roman "In dieser einen Nacht" reist in die DDR der achtziger Jahre
Abenteuerreisen in unbekannten Welten, das war auch schon damals etwas anderes, und attraktivere Ziele gab es ebenfalls. Wer Anfang der achtziger Jahre aus dem Westen kam und in den Osten Deutschlands fuhr, der hatte dort Verwandte, machte Geschäfte oder war ein fellow traveller, der der westlichen Sicht der Dinge mißtraute. Den meisten reichte es allerdings, stundenlang im Interzonenzug in Marienborn zu sitzen und den scharfen Schäferhunden bei der Arbeit zuzusehen, oder beim Tagesausflug nach Ost-Berlin das Grau der Grenzeruniformen im Straßenbild wiederzufinden.
Der 49jährige Nicholas Shakespeare, der zuletzt Geschichten aus Tasmanien erzählt, eine Biographie seines verstorbenen Freundes Bruce Chatwin geschrieben und der als Diplomatenkind lange in Asien und Südamerika gelebt hat - dieser literarische Fernreisende hat sich daher ein ziemlich ungewöhnliches Reiseziel für einen Roman ausgesucht, genauer gesagt: Sein Held ist ein eher untypischer Tourist - welcher Brite hat sich schon, sieht man mal vom allgegenwärtigen Timothy Garton Ash ab, der in der "Akte Romeo" seine eigenen Erfahrungen mit der Stasi beschrieb, für die Osthunnen interessiert? Die DDR ist zwar nicht alleiniger Schauplatz, weil ein Großteil des Buches auch in der Bundesrepublik spielt und ein kleinerer in England. Aber es ist eine englisch-ostdeutsche Liebesgeschichte in den Zeiten des "Eisernen Vorhangs", wie man so gerne sagte, es ist eine britische Familiengeschichte mit DDR-Wurzeln, die "In dieser einen Nacht" seine Dramatik gibt.
Eine Nacht
Nicholas Shakespeare bedient sich dabei souverän der Muster, die einen in Hollywoodfilmen immer noch ergreifen, auch wenn man sie längst begriffen hat. Er muß deshalb keinen Agententhriller und auch keine Drehbuchprosa schreiben; viel zu reich an Abschweifungen, an Alltagsdetails und motivischen Verknüpfungen ist der Roman, als daß er sich mühelos in einen Kinofilm verwandeln ließe. "In dieser einen Nacht" ist, was man auf englisch einen pageturner nennt, von Beginn an: Ein Prolog, dessen lose Enden der Erzähler erst achtzig Seiten später wieder aufgreift, über Macht und Ohnmacht der Liebe, voller Doppelungen, Geheimnisse, Zufälle - ein exzellent konstruierter Plot eben.
Aber es ist nicht nur diese Konstruktion, die den Roman trägt, es sind die Charaktere, die sie mit Leben erfüllen und in ihrem Handeln unsichtbar werden lassen. Der wenig heroische Held, Peter Hithersay, ist nicht seines vermeintlichen Vaters Sohn, er ist vielmehr nach einem Ostdeutschen benannt, mit dem seine Mutter 1960 einen One-Night-Stand hatte. Die Geschichte der Mutter treibt ihn zunächst im College in die Isolation, weil er Deutsch zu lernen beginnt, und dann zum Medizinstudium nach Hamburg; sie führt ihn mit einer deutschen Pantomimegruppe nach Leipzig, wo er 1983 selber einen One-Night-Stand mit einer jungen Leipzigerin erlebt - und von dieser einen Nacht in einer Schrebergartenkolonie kommt er nicht mehr los, nicht als Student und auch später nicht als Arzt für Geriatrie in Berlin.
Diese doppelte Suche: nach dem Vater und nach dem Mädchen, treibt den Roman voran, indem sie zugleich die Hindernisse schafft, die überwunden werden müssen. In ihrem Kern schwelt ein moralisches Dilemma: daß Peter dem Mädchen angeboten hat, sie in einem großen Koffer außer Landes zu schmuggeln, daß ihn die Angst gepackt und er sie verleugnet hat, obwohl er sich seit College-Tagen dem Ethos von Bevedere, einem Ritter der Tafelrunde, romantisch verpflichtet fühlt. Nicht einmal ihren richtigen Namen hat er ernsthaft erfahren wollen: Sie bleibt Snjólaug, was im Englischen wie Snowleg klingt, und so hat das Geheimnis einen Namen, der zu ihm paßt.
Nach dieser Nacht von Leipzig beginnt Peter, vor sich selbst wegzulaufen, sein Leben gerät ins Schlingern, er flüchtet sich in kurze Beziehungen: Schließlich ist er ein einsamer Mann von Anfang Vierzig, der seine Schuldgefühle kultiviert. Er ist Vater geworden, ohne mit der Mutter des Kindes zusammenzuleben, kümmert sich zu wenig um seinen Sohn. Er geht in seinem Beruf auf und muß sich von einer seiner Geliebten sagen lassen: "Wenn du kein Arzt wärst, würde ich dich wahrscheinlich verachten und ablehnen, weil du dich so wenig für alle anderen engagierst."
Das Fabelhafte an Nicholas Shakespeares Geschichte sind eben diese Ausweichmanöver des Helden, das ist die Weigerung, gleich mit dem Mauerfall den edlen Ritter im Doktor wiedererwachen zu lassen. Man kann diesen Peter Hithersay bedauern, begreifen, man kann sein Verhalten kaum sympathisch finden, aber man will ihn weiter begleiten durch das Buch, obwohl sich Shakespeare manchmal ein wenig zuviel Zeit läßt. Eine Hamburger Affäre mit einer überspannten Künstlerin etwa bringt den Roman nicht sonderlich weiter und seinen Helden schon gar nicht. Und wenn er dann 2002 doch noch einmal nach Leipzig aufbricht, dann glaubt er, einer alten Frau einen letzten Wunsch zu erfüllen, von der der Leser weiß, wer sie ist und wohin ihr letzter Wille Peter führen wird. Um in der Gegenwart anzukommen, um über sich selbst ein wenig besser Bescheid zu wissen, dazu ist er viel zu sehr damit beschäftigt, sich eine erträgliche Version seiner Vergangenheit zurechtzulegen, was das Motto des Buches in einen schönen Vers gefaßt hat: "Meine Erinnerung an dein Gesicht / verhindert, daß ich dich sehe", zitiert Shakespeare den persischen Mystiker Rumi.
Und wie im Stasi-Film "Das Leben der anderen" kommt auch hier ein Stasi-Agent an zentraler Stelle ins Spiel, der es zwar nicht wirklich gut meinte, aber immerhin besser als die anderen, der nach der Wende Brotbackautomaten verkauft und Sühne übt, indem er alte Akten aufbewahrt und sie dem Helden zugänglich macht. Aus dem Kontrast zwischen romantischer Liebe und barbarischer Pedanterie des Überwachungsapparats entsteht ein bizarres Déjà-vu: Der Aufzeichnungswahn führt dazu, daß Peter sich neunzehn Jahre später selbst beim Reden und beim Lieben zuhört - auch die Gartenlaube war verwanzt, und im Gartenzwerg vor der Tür war eine Kamera verborgen. Man spürt in der Prosa des Briten Shakespeare mitunter noch so etwas wie ein fassungsloses Erstaunen: nicht bloß darüber, "daß ein Fünftel der Bevölkerung sich selbst bespitzelt hatte", sondern daß die Stasi sich dabei Methoden bediente, die auch einer vollentwickelten Schriftstellerphantasie kaum noch etwas zu erfinden übriglassen.
Ein Leben
So liest man sich atemlos durch die Jahre, sieht diesen Peter Hithersay älter und unglücklicher werden, und weil Shakespeare zwar ein guter Rechercheur, aber eben nicht selber Teil der deutschen Teilung ist, hat sein Blick auf den Westen wie den Osten Deutschlands etwas angenehm Distanziertes. Und obwohl leicht zu ahnen ist, wie es ausgehen wird, in Umrissen zumindest, weil man als Leser ab einem bestimmten Punkt mehr weiß als der Held, so ist doch das Großartige an diesem Roman, wie quälend genau er den emotionalen "Dauerfrost" seines Helden beschreibt, wie das Tauwetter, das irgendwann einsetzt, ihn schließlich aus seiner Erstarrung löst, aber zugleich auch noch einmal sichtbar werden läßt, was damals passiert ist - daß seine Feigheit, deren Alternative eine riskante Dummheit gewesen wäre, letztlich auch zur Rettung seiner Geliebten beigetragen hat, ist eine Pointe, welche ihm sein Handeln nicht erträglicher macht.
Der Liebesverrat ist nicht zu heilen, und Shakespeares Timing sorgt dafür, daß das Buch auch nach der letzten Seite in einem weiterarbeitet, weil es genau im richtigen Moment aufhört. Es werden eben nicht alle losen Enden zu einer netten Schleife gebunden, nicht alle alten Rechnungen beglichen und sämtliche Traumata kuriert. "Man kann in einer Nacht ein Leben machen", hatte Peters Mutter gesagt, als sie ihm die Identität seines Vaters enthüllte. Wie unter Wiederholungszwang hat er diesen Satz durchlebt, aber so, wie Nicholas Shakespeare von diesem Leben erzählt, ist das weniger ein Schicksal, wie es im Trivialroman über Liebende verhängt wird; es ist die traurige, aber nicht tragische Geschichte eines Mannes, der an dieses zutiefst romantische Motiv glaubt und dem über diesem Glauben der Großteil seines Lebens abhanden gekommen ist.
PETER KÖRTE
Nicholas Shakespeare: "In dieser einen Nacht", Roman. Aus dem Englischen von Hans M. Herzog. Rowohlt-Verlag 2006. 536 Seiten, 22,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
This novel is one of the finest attempts in English to convey something of two very strange places which no longer appear on the map of Europe... Shakespeare has told a very skilful story Evening Standard