Der Autor des Weltbestsellers >Der Junge im gestreiften Pyjama< schreibt über den Ersten Weltkrieg.
Als an Alfies fünftem Geburtstag der Erste Weltkrieg ausbricht, verspricht sein Vater, nicht in den Kampf zu ziehen - und bricht sein Wort am Tag darauf. Vier harte Jahre später geht Alfie heimlich arbeiten, um seine Mutter zu unterstützen. Er ist davon überzeugt, dass er seinen Vater nie wiedersehen wird. Doch dann erfährt Alfie zufällig, dass sein Vater in einer Klinik für traumatisierte Soldaten behandelt wird. Und er beschließt, ihn nach Hause zu holen ...
Als an Alfies fünftem Geburtstag der Erste Weltkrieg ausbricht, verspricht sein Vater, nicht in den Kampf zu ziehen - und bricht sein Wort am Tag darauf. Vier harte Jahre später geht Alfie heimlich arbeiten, um seine Mutter zu unterstützen. Er ist davon überzeugt, dass er seinen Vater nie wiedersehen wird. Doch dann erfährt Alfie zufällig, dass sein Vater in einer Klinik für traumatisierte Soldaten behandelt wird. Und er beschließt, ihn nach Hause zu holen ...
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
John Boynes Kinderbuch über den Ersten Weltkrieg ist laut Alexandra Belopolsky eine sichere Bank. Einerseits findet sie den Erscheinungstermin im Gedenkjahr gut gewählt, andererseits aber erzählt der Autor die Geschichte des kleinen Alfie Summerfield, der in die Wirren des Krieges gerät, als Märchen, das die Rezensentin in seiner genauen Durchleuchtung der Schrecken und der Heuchelein der Erwachsenen überwältigt. Belopolsky hat keine Frontromantik zu befürchten, stattdessen staunt sie über den kindlichen Optimismus der Hauptfigur angesichts von Ungerechtigkeit und blutigem Leid, das der Autor laut Rezensentin mit großer Offenheit schildert. Ein Happy End gibt es dennoch, versichert Belopolsky.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.10.2014Und jetzt brauchen wir dreißig Jahre Frieden
Die Romantik starb an der Front: John Boyne erzählt in seinem neuen Kinderbuch vom Ersten Weltkrieg
Alfie Summerfield wurde am 28. Juli geboren. An seinem fünften Geburtstag zieht England in den Krieg, und Alfies sorgenfreie Welt gibt es nicht mehr. Sein Vater, Georgie, wird Soldat, Alfies Freundin Kalena Janácek und ihr Vater, der aus Prag nach London gezogen war, werden als angebliche deutsche Spione zur Internierung auf die Isle of Wight geschickt. "Keine Spione hier!" steht jetzt in weißer Farbe auf den zugenagelten Fenstern von Mr. Janáceks Süßwarenladen. Alfies Mutter, Margie, die bisher nie außerhalb des Hauses gearbeitet hat, nimmt einen Job als Pflegerin in einem Krankenhaus an - aber das Geld reicht trotzdem nicht. Da Alfie jetzt "der Mann im Haus" ist, holt er heimlich Mr. Janáceks Schuhputzkiste und setzt sich damit in den Bahnhof King's Cross, anstatt in die Schule zu gehen. Sein Vater schreibt nicht mehr. Er sei auf einer geheimen Mission, sagt Margie. Als Alfie Jahre später durch Zufall die Wahrheit herausfindet, tritt der Neunjährige seine eigene, ernsthafte geheime Mission an.
Nachdem er mit dem "Jungen im gestreiften Pyjama" ein Märchen aus dem Zweiten Weltkrieg geschaffen hat, wendet sich John Boyne nun in "So fern wie nah" dem Ersten Weltkrieg zu. Eine sichere Strategie, denn in diesem Jubiläumsjahr entkommen selbst Kinder dem Gedenken nicht - und Boynes Buch stellt ein perfektes Mittel dar, sie darüber auf geschützte Weise zu informieren. Er nimmt die Schrecken und Heucheleien der Erwachsenenwelt in Kriegszeiten auseinander, die erste Begegnung mit Ungerechtigkeit, die Erkenntnis, dass vertraute und geliebte Menschen lügen und hassen können - all das ergänzt der Autor hier um einen überwältigenden Optimismus, den Kinder verstehen und der Erwachsenen so nicht vergönnt ist.
"So fern wie nah" erzählt vom Krieg auf mehreren Ebenen. Die erste und selbstverständliche davon ist die des Schlachtfelds. Die Briefe, die Georgie aus den Gräben schreibt, die gefallenen Nachbarjungen, die verwundeten, zerbrochenen Gestalten der Soldaten im Krankenhaus - es gibt keine Romantik um das Frontgeschehen. Vor keiner Facette der blutigen Kriegsrealität wird Alfie verschont. Schließlich wirkt der stolze Rekrut in seiner frischen Uniform, der sich ahnungslos auf den Kampf freut, erheblich naiver als der neunjährige Alfie mit seiner Mission. Die andere Ebene ist die des Hinterlands. Der Zerfall der bürgerlichen Gesellschaft wird ausgiebig dargestellt. Hass jeder Art schleicht sich langsam in das Alltagsleben der einst so friedlichen Damley Road. Fremdenhass, der dazu führt, dass Mr. Janáceks Laden beschädigt und mit Parolen beschmiert wird. Oder der Hass Andersdenkenden gegenüber, so dass der als Drückeberger angesehene Joe Patience wegen seiner Kriegsdienstverweigerung verbannt und zusammengeschlagen wird. Und dennoch herrscht in diesem Buch das irritierende Gefühl, dass es nicht anders als gut enden kann. Das tut es auch, durch den Eingriff eines Deus ex Machina, so dass fast alles wieder auf seinem Platz ist.
"Wir brauchen dreißig Jahre Frieden, damit du nicht eingezogen wirst", sagt Georgie zu Alfie. Man schreibt das Jahr 1918.
ALEXANDRA BELOPOLSKY
John Boyne: "So fern wie nah".
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit und Martina Tichy. Fischer KJB, Frankfurt 2014. 253 S., geb., 12,99 [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Romantik starb an der Front: John Boyne erzählt in seinem neuen Kinderbuch vom Ersten Weltkrieg
Alfie Summerfield wurde am 28. Juli geboren. An seinem fünften Geburtstag zieht England in den Krieg, und Alfies sorgenfreie Welt gibt es nicht mehr. Sein Vater, Georgie, wird Soldat, Alfies Freundin Kalena Janácek und ihr Vater, der aus Prag nach London gezogen war, werden als angebliche deutsche Spione zur Internierung auf die Isle of Wight geschickt. "Keine Spione hier!" steht jetzt in weißer Farbe auf den zugenagelten Fenstern von Mr. Janáceks Süßwarenladen. Alfies Mutter, Margie, die bisher nie außerhalb des Hauses gearbeitet hat, nimmt einen Job als Pflegerin in einem Krankenhaus an - aber das Geld reicht trotzdem nicht. Da Alfie jetzt "der Mann im Haus" ist, holt er heimlich Mr. Janáceks Schuhputzkiste und setzt sich damit in den Bahnhof King's Cross, anstatt in die Schule zu gehen. Sein Vater schreibt nicht mehr. Er sei auf einer geheimen Mission, sagt Margie. Als Alfie Jahre später durch Zufall die Wahrheit herausfindet, tritt der Neunjährige seine eigene, ernsthafte geheime Mission an.
Nachdem er mit dem "Jungen im gestreiften Pyjama" ein Märchen aus dem Zweiten Weltkrieg geschaffen hat, wendet sich John Boyne nun in "So fern wie nah" dem Ersten Weltkrieg zu. Eine sichere Strategie, denn in diesem Jubiläumsjahr entkommen selbst Kinder dem Gedenken nicht - und Boynes Buch stellt ein perfektes Mittel dar, sie darüber auf geschützte Weise zu informieren. Er nimmt die Schrecken und Heucheleien der Erwachsenenwelt in Kriegszeiten auseinander, die erste Begegnung mit Ungerechtigkeit, die Erkenntnis, dass vertraute und geliebte Menschen lügen und hassen können - all das ergänzt der Autor hier um einen überwältigenden Optimismus, den Kinder verstehen und der Erwachsenen so nicht vergönnt ist.
"So fern wie nah" erzählt vom Krieg auf mehreren Ebenen. Die erste und selbstverständliche davon ist die des Schlachtfelds. Die Briefe, die Georgie aus den Gräben schreibt, die gefallenen Nachbarjungen, die verwundeten, zerbrochenen Gestalten der Soldaten im Krankenhaus - es gibt keine Romantik um das Frontgeschehen. Vor keiner Facette der blutigen Kriegsrealität wird Alfie verschont. Schließlich wirkt der stolze Rekrut in seiner frischen Uniform, der sich ahnungslos auf den Kampf freut, erheblich naiver als der neunjährige Alfie mit seiner Mission. Die andere Ebene ist die des Hinterlands. Der Zerfall der bürgerlichen Gesellschaft wird ausgiebig dargestellt. Hass jeder Art schleicht sich langsam in das Alltagsleben der einst so friedlichen Damley Road. Fremdenhass, der dazu führt, dass Mr. Janáceks Laden beschädigt und mit Parolen beschmiert wird. Oder der Hass Andersdenkenden gegenüber, so dass der als Drückeberger angesehene Joe Patience wegen seiner Kriegsdienstverweigerung verbannt und zusammengeschlagen wird. Und dennoch herrscht in diesem Buch das irritierende Gefühl, dass es nicht anders als gut enden kann. Das tut es auch, durch den Eingriff eines Deus ex Machina, so dass fast alles wieder auf seinem Platz ist.
"Wir brauchen dreißig Jahre Frieden, damit du nicht eingezogen wirst", sagt Georgie zu Alfie. Man schreibt das Jahr 1918.
ALEXANDRA BELOPOLSKY
John Boyne: "So fern wie nah".
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit und Martina Tichy. Fischer KJB, Frankfurt 2014. 253 S., geb., 12,99 [Euro]. Ab 12 J.
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Alfies Geschichte ist im Gegensatz zu 'Der Junge im gestreiften Pyjama' versöhnlicher, aber nicht weniger fesselnd. Angela Wittman Brigitte 20140507