… und immer wieder Berlin
Wie wird Deutschland in anderen Ländern gesehen? Mit dieser Frage haben sich fünfzehn Journalisten beschäftigt, die in fünfzehn verschiedenen Ländern als Auslandskorrespondenten tätig waren. Ihre Erfahrungen fließen in dieses Buch ein. Herausgekommen ist ein
differenziertes Stimmungsbild, welches sämtliche Facetten der Gefühlsskala abdeckt. Auffallend ist, dass die…mehr… und immer wieder Berlin
Wie wird Deutschland in anderen Ländern gesehen? Mit dieser Frage haben sich fünfzehn Journalisten beschäftigt, die in fünfzehn verschiedenen Ländern als Auslandskorrespondenten tätig waren. Ihre Erfahrungen fließen in dieses Buch ein. Herausgekommen ist ein differenziertes Stimmungsbild, welches sämtliche Facetten der Gefühlsskala abdeckt. Auffallend ist, dass die Stimmungsbilder keine statischen Größen sind, sondern einem ständigen Wandel unterliegen. Die Verhältnisse können durch aktive Gestaltung verbessert werden.
Deutschland hat aufgrund der NS-Zeit eine Erblast zu tragen. Umso erstaunlicher ist es, dass Polen und Israel heute ein positives Bild von Deutschland haben. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit Israel und Israel erkennt an, dass Deutschland eine Führungskraft in Europa geworden ist, die Verantwortung übernimmt und auch übernehmen soll. Polen spricht vom Tandem Polen-Deutschland als dem Motor für Europa. Damit entsteht im Osten eine Freundschaft, die im Westen zu Frankreich zur Zeit von de Gaulle früh nach Ende des Zweiten Weltkrieges beschworen wurde und auch entstanden ist.
Anders liegen die Verhältnisse mit Griechenland und der Türkei. Der griechische Politikanalyst Kokinidis bringt die Situation auf den Punkt: „Einerseits wird Deutschland für das Wirtschaftswunder und die Exporterfolge seiner Industrie bewundert, andererseits wollen die Griechen nicht, dass die Deutschen ihre eigenen Prinzipien allen Europäern aufzwingen.“ Viele Türken sind enttäuscht von Deutschland. „Rund vierzig Prozent der Türken in Deutschland leben an der Armutsgrenze.“ Dagegen boomt die Wirtschaft in der Türkei.
Das Bild, das die Autoren zeichnen, macht deutlich, dass ferne Länder wie Brasilien, China und Israel ein besseres Bild von Deutschland zeichnen, als europäische Nachbarn wie Schweiz, Österreich oder Italien. Einigkeit besteht hinsichtlich der positiven Einschätzung der Kulturszene von Berlin. Dies gilt für Franzosen, Griechen, Engländer und Israelis gleichermaßen. Der griechische Überlebenskünstler Thanassis Kanellopoulos bringt es treffend zum Ausdruck: „In meinen Augen ist Berlin offen und multikulturell – eine Stadt, die ein Gefühl von Freiheit vermittelt und Kreativität beflügelt.“ Aus dem Blickwinkel von Autor Richard Schneider ist Berlin der neue Ort der Sehnsucht für junge Israelis.
Deutschland ist erwachsen geworden. Das haben auch die USA erkannt. Sie hofieren Kanzlerin Merkel, stellen aber auch Forderungen. Doch Deutschland ist nicht mehr der Musterschüler vergangener Jahre. Das wurde insbesondere beim Irak-Krieg deutlich. „Warum könnt ihr Deutschen eigentlich nicht stolz auf euer Land sein, warum ist euch Selbstkritik geläufiger als Eigenlob?“, ist eine typisch amerikanische Frage.
„So sieht uns die Welt“ ist ein politisches Buch. Es ist eine Momentaufnahme, die zehn Jahre früher anders ausgesehen hätte als heute. Die Eurokrise beeinflusst maßgeblich die Stimmung und das Verhältnis zu Deutschland. In der Auswahl der Länder, deren Vertreter zu Wort kommen, ist eine gute Streuung erkennbar, wenngleich auffällt, dass Nordeuropa und Afrika nicht vertreten sind. Das Buch ist rundum gelungen.