Gronemeyer zeigt, dass die Zerstörung der afrikanischen Lebenswelt - der Familie, der Subsistenz, der Normen - die entscheidende Voraussetzung für den Erfolg des Virus geschaffen hat. Aids ist in Afrika eine Modernisierungskatastrophe. Der Autor hat zahlreiche Gespräche mit Experten und mit Betroffenen geführt. So stirbt man in Afrika an Aids ist ein leidenschaftliches Plädoyer für einen respektvollen Umgang mit den kulturellen und sozialen Traditionen Afrikas im Kampf gegen Aids.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Während sich in Afrika mit Ausbreitung von Aids eine humanitäre Katastrophe ungeahnten Ausmaßes anbahnt, kursiert hierzulande noch immer die Meinung, den sexuell unkontrollierten Afrikanern sei nicht zu helfen. Reimer Gronemeyer sieht darin die Fortschreibung alter, wirkungsmächtiger Vorurteile über Afrika und die Afrikaner, berichtet Rezensent Andreas Eckert. Jenseits dieser Vorurteile will Gronemeyer eine Antwort auf die Frage finden, warum westliche Gesundheitskonzepte in Afrika scheitern, erläutert Eckert. Dabei präsentiert der Soziologe nach Ansicht des Rezensenten "viele nachdenkenswerte Einsichten". Allerdings werde seine Analyse immer wieder durch "Essenzialismen und ahistorische Sozialromantik" getrübt. Aids in Afrika ist für Gronemeyer vor allem ein "Modernisierungs-" beziehungsweise "Globalisierungsproblem" - die westlichen Kulturen hätten durch Missionierung, Kolonialismus, Entwicklungshilfe und Ökonomisierung die afrikanische Lebenswelt zerstört und damit erst die Voraussetzung für das Übel geschaffen, das sie nun bekämpften, referiert der Rezensent. Gronemeyers Kritik an den "Gesundheitskriegern" geht Eckert dann allerdings zu weit. Zwar räumt er ein, dass Aids auch ein Milliardengeschäft sei, doch findet er Gronemeyers Darstellung des Sachverhalts zu eindimensional. Für problematisch hält er zudem dessen sozialromantische Konstruktion einer afrikanischen Alterität. "Ein aufrüttelndes und ärgerliches Buch zugleich", resümiert der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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