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Der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus entwirft in seinem neuen Buch mit der Idee des "Social Business" ein faszinierendes Unternehmensmodell, das - konsequent umgesetzt - die Wirtschaftswelt verändern und soziale Missstände nachhaltig beheben wird. Social Business ist für Muhammad Yunus die logische Weiterentwicklung der von ihm inspirierten Mikrokredite für die Ärmsten dieser Welt. Social Businesses sollen helfen, Armut und mangelnde Bildung zu beseitigen, Krankheiten wirksam zu bekämpfen, die Infrastruktur zu verbessern. Der springende Punkt dabei: Social Businesses betätigen sich zwar…mehr

Produktbeschreibung
Der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus entwirft in seinem neuen Buch mit der Idee des "Social Business" ein faszinierendes Unternehmensmodell, das - konsequent umgesetzt - die Wirtschaftswelt verändern und soziale Missstände nachhaltig beheben wird.
Social Business ist für Muhammad Yunus die logische Weiterentwicklung der von ihm inspirierten Mikrokredite für die Ärmsten dieser Welt. Social Businesses sollen helfen, Armut und mangelnde Bildung zu beseitigen, Krankheiten wirksam zu bekämpfen, die Infrastruktur zu verbessern.
Der springende Punkt dabei: Social Businesses betätigen sich zwar frei am Markt, schütten aber an Investoren keine Dividenden aus. Gewinne werden zu 100% in die Unternehmen reinvestiert - so können sie ihren sozialen Zweck noch besser erfüllen.
Muhammad Yunus bleibt nicht im Theoretischen stecken: Er zeigt, wie sich namhafte Unternehmen auf seine Initiative hin bereits konkret zum Social-Business-Gedanken bekennen, und liefert Antworten auf die folgendenFragen: Welche Social Businesses gibt es bereits? Wie arbeiten sie? Wo sind sie erfolgreich, mit welchen Schwierigkeiten haben sie zu kämpfen - und wie lassen sie sich lösen? Wie kann jeder selbst ein Social Business gründen und so aktiv etwas tun für eine bessere Welt?
Autorenporträt
Muhammad Yunus, geboren in Bangladesch, studierte Wirtschaftswissenschaften, promovierte und lehrte an der Vanderbilt University in Tennessee, USA. Nach der Rückkehr in sein Heimatland baute er ab 1976 die Grameen Bank auf, die Kleinstkredite an die Ärmsten vergibt und ihnen so eine menschenwürdige Existenz ermöglicht. 2006 wurde ihm für sein Lebenswerk der Friedensnobelpreis verliehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.09.2010

Die Propaganda des Muhammad Yunus

Der bengalische Nobelpreisträger ist der Superstar der Entwicklungspolitik. Seine Mikrokredit-Idee hat sich auf der ganzen Welt ausgebreitet. Doch der Erfolg ist zweifelhaft.

VON WINAND VON PETERSDORFF

Niemand hat der Entwicklungshilfe mehr Hoffnung eingehaucht als der "Bankier der Armen", Muhammad Yunus. Als Steuerzahler und Regierungen der reichen Länder längst ernüchtert waren über die notorische Erfolglosigkeit der Entwicklungshilfe, betrat Mitte der achtziger Jahre der kleine, charismatische Bengale die Szene mit einer Idee, die ganz neu klang: Kleinstkredite für die Armen.

Arme hatten, so die allgemeine Vorstellung, entweder gar keinen Zugang zu Krediten oder aber befanden sich in Zinsknechtschaft der Kredithaie. An normale Kredite mit niedrigen Zinsen kamen die Armen nicht, weil sie nicht als kreditwürdig galten: Sie können keine Sicherheiten bieten für den Fall, dass sie den Kredit nicht zurückzahlen.

Yunus' Organisation Grameen, die seit 1983 als Bank in Bangladesch arbeitet, vergibt dagegen Kleinstkredite an Gruppen, deren Mitglieder füreinander haften. Die Kreditnehmer, zu 97 Prozent Frauen, finanzieren mit dem Geld kleinste unternehmerische Aktivitäten: Sie kaufen Bambus und stellen daraus Stühle her, die sie weiterverkaufen. Sie erstehen Kühe und vermarkten die Milch. Sie erwerben Saatgut und hoffen auf reiche Ernte.

Die Idee: Aus Armen soll ein Heer von Klein-Entrepreneuren werden. Skeptiker verweist Yunus auf die außergewöhnlich geringen Kreditausfallraten. Idealisten wärmt er das Herz mit Sätzen wie: "Wir können eine Welt schaffen, in der Museen für die Geschichte der Armut die einzigen Orte sind, an denen man dieses Phänomen noch studieren kann." So schreibt er es in seinem jüngsten Buch, das vor allem einem Zweck dienen soll: Die Idee des Mikrokredits auszubreiten und sie mit anderen sozialen Projekten zu verknüpfen.

Die Idee ist ohnehin nicht zu stoppen. Inzwischen gibt es in jedem Land der Erde Mikrofinanzierungs-Institute. Yunus brüstet sich damit, dass Grameen selbst in New York Fuß gefasst hat. Grameen selbst zählt nach eigenen Angaben inzwischen 8 Millionen Kreditnehmer in Bangladesh, jeden Monat würden 100 Millionen Euro verliehen, im Schnitt liegt die Kreditsumme bei 200 Dollar.

Der globale Siegeszug des Mikrokredits hat mehrere Ursachen. Pionier Muhammad Yunus verbindet Charisma, rhetorisches Geschick, Authentizität und persönliche Integrität. Einen besseren Promoter hätte sich die Bewegung gar nicht wünschen können. Doch wichtiger ist, dass das Mikrokreditwesen wunderbar zu den Wünschen der Entwicklungshilfe-Organisationen passt, ihr Geld loszuwerden.

Heute gibt es sage und schreibe 70 000 Mikrofinanzierungs-Institutionen, Yunus hat für sein Engagement den Friedensnobelpreis bekommen und quasi jedes Entwicklungshilfeprojekt, das irgendwo auf den Weg gebracht wird, hat eine Mikrofinanzierungs-Komponente.

Aber was bringt es wirklich? Die Frage nur zu stellen grenzt an Häresie. Diesen Vorwurf nimmt der amerikanische Entwicklungsexperte Thomas Dichter in Kauf, der folgendes brutales Fazit zieht: Mikrokredite helfen nicht. "In Bangladesch ist die Armutsstatistik 30 Jahre nach Yunus' Erfindung schlimmer als je zuvor."

Auf den ersten Blick wirkt der Vergleich unfair. Wie soll eine Bank ein ganzes Land retten, in dem die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsschwelle lebt. Tatsächlich hätte man sich für dieses arme Land bessere Daten erwarten dürfen, denn nirgendwo machen sich so viele Mikrofinanzierungs-Institute pro Kopf breit wie in Bangladesch. Jedes Dorf hat inzwischen Zugang zu mindestens einem Mikrokredit, der von den rund 1000 Mikrokreditbanken oder Nichtregierungsorganisationen vermittelt wird.

Das Problem ist der Anspruch, mit dem das Mikrokreditwesen gelabelt und verkauft wird: eine Wunderwaffe gegen die Armut. Es gibt viele ermutigende Anekdoten, die alle nach dem gleichen Muster erzählt werden: Arme Frau bekommt dank eines Minikredits plötzlich ein zusätzliches Einkommen, das gespart wird für die Expansion des kleinen Geschäfts und die Bildung der Kinder.

Gleichzeitig gibt es wenige belastbare Studien, die den Erfolg von Mikrokreditprogrammen bestätigen, gemessen an ihren Ansprüchen und den Ressourcen, die die Welt inzwischen in diesen Sektor lenkt: Rund 32 Milliarden Dollar stellen Geberländer und Investoren bereit.

Eine taufrische Studie stammt von der britischen Wissenschaftlerin Maren Duvendack. Sie hat Daten aus Indien und Bangladesch analysiert. Sie fand keinen Hinweis, dass die Kleinstkredite den Armen in hohem Maße nützlich sind und übrigens auch keinen Beweis für die These, das Geld sei in den Händen von Frauen besser aufgehoben.

Die zentralen von Yunus propagierten Glaubenssätze in der Mikrokreditszene lauten: Arme haben ein Grundrecht auf Kredit. Und: Mit Geld in der Hand wird der Aufstieg in die höhere soziale Schicht möglich.

Aber ist das Geld in der Hand der Armen wirklich gut aufgehoben? Die Idee, aus jedem Armen einen Kleinunternehmer zu machen und seine kreativen Kräfte zu entfesseln, klingt auf dem Papier inspirierend und scheitert häufig in der Realität. Selbst kleine Investments sind nicht ohne Risiko des Scheiterns. Was ist, wenn die gekaufte Kuh stirbt, deren Milch den sozialen Aufstieg ermöglichen sollte? Dann trägt die arme Frau Schulden, auf der in der Regel mindestens 20 Prozent Zinsen lasten, hat aber eine Einkommensquelle weniger.

Die unternehmerischen Aktivitäten der Armen sind zudem leicht zu kopieren. Wenn eine Frau kleine Fahrräder aus Kupferdraht formt und erfolgreich vermarktet, wimmelt es sofort von Nachahmern. In manchen Regionen konkurrieren Mikrokreditorganisationen so stark miteinander, dass ihre Kunden keine Probleme haben, selbst wenig innovative Projekte zu finanzieren. Die scharfe Konkurrenz der Banken scheint aber auch die finanzielle Disziplin der Kundschaft zu lockern. So ist es eine Methode klammer Kunden, den Kredit bei einer Bank durch den Kredit bei einer anderen Bank abzulösen.

Und seinen zentralen Glaubenssatz hat Yunus auch noch nicht bewiesen: Ist mangelnder Zugang der Armen zu Krediten wirklich ein zentrales Entwicklungshindernis? Die Wirtschaftsgeschichte zeichnet ein anderes Bild. Die Industrieländer zumindest sind aufgestiegen, bevor ihre untersten Schichten eine Bankverbindung hatten.

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"... konkretisiert der 70-Jährige seine Forderungen an soziale Unternehmer und die Maßstäbe, die er an ein Social Business anlegt. Außerdem stellt er einige beeindruckende Beispiele vor, wie sein Wirtschaftsmodell funktionieren kann." enorm, September 2010