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Originally published in 1983, this book deals with the precolonial history of the Islamic West African city of Timbuktu. The book traces the fortunes of this fabled city from its origins in the twelfth century, and more especially from around 1400 onwards, to the French conquest in the late nineteenth century. The study rests upon a comprehensive utilisation of the Timbuktu sources, including the well-known chronicles or tarikhs of Timbuktu. The author focuses on the role of scholars and, in so doing, he provides a fresh study of a learned community in sub-Saharan Africa. Additionally, the…mehr

Produktbeschreibung
Originally published in 1983, this book deals with the precolonial history of the Islamic West African city of Timbuktu. The book traces the fortunes of this fabled city from its origins in the twelfth century, and more especially from around 1400 onwards, to the French conquest in the late nineteenth century. The study rests upon a comprehensive utilisation of the Timbuktu sources, including the well-known chronicles or tarikhs of Timbuktu. The author focuses on the role of scholars and, in so doing, he provides a fresh study of a learned community in sub-Saharan Africa. Additionally, the study shows that the scholars occupied a position of leadership and authority in the social structure of the city. Hence, in providing fuller understanding of the role of scholars and their status as 'notables', the work makes it possible to understand the enigma which has surrounded this extraordinary city throughout its history. It contributes an important perspective for historians of Africa, the Middle East and Islam.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2013

Timbuktu - Das war nicht nur Gold
Islamisten bedrohen im Norden Malis ein bedeutendes Weltkulturerbe

Frankreich hat im Norden Malis interveniert, um dort die legale Ordnung wiederherzustellen und die Ausbreitung eines radikalen Islamismus zu verhindern, der talibanartige Züge angenommen hat. Schon vor Monaten hatten Extremisten in der von ihnen besetzten Region, die so groß ist wie Frankreich, damit begonnen, Heiligengräber und Mausoleen zu zerstören und sich an anderen Einrichtungen zu vergreifen, die nach ihrer Überzeugung "unislamisch" sind. Besonders betroffen von dieser religiösen Bilderstürmerei ist das traditionsreiche Timbuktu, das zum Weltkulturerbe gehört, vor allem wegen seiner dort konzentrierten Dokumente islamischer Schriftkultur, die für Westafrika etwas Einmaliges darstellen.

In dem Buch "The social history of Timbuktu" legt der britische Sozialwissenschaftler und Orientalist Elias N. Saad dar, warum einer Stadt wie Timbuktu ein so legendärer Ruf vorauseilt. Galt es lange als eine sagenumwobene "Stadt des Goldes", die seit dem 12. Jahrhundert durch den transsaharischen Handel recht vermögend geworden war, so entdeckt man heute mehr und mehr ihren Charakter als Zentrum früherer Gelehrsamkeit. Diesen Ruhm hat es im vorigen Jahrhundert eingebüßt, doch zehrt es noch davon.

Zwischen dem 15. Jahrhundert und dem Ende des 19. Jahrhunderts zeichnete sich die Stadt dadurch aus, dass sie im Grunde von islamischen Gelehrten, nicht von politischen Dynastien oder usurpatorischen Clans regiert wurde. In enger Symbiose mit den Kaufleuten der Stadt stellten einige wichtige Familien bedeutende Theologen und vor allem Sakraljuristen (fuqaha) und Richter (Kadis), die - wie Saad schreibt - über vier Jahrhunderte hinweg eine Schicht von Notabeln bildeten. Dies ging so weit, dass die Wörter "Gelehrter" und "Notabler" synonym verwendet wurden.

Auch als Timbuktu von nichtheimischen Mächten beherrscht wurde, etwa von den Songhay, den Marokkanern oder später den Franzosen, bestimmten diese "gelehrten Notabeln" die Geschicke. Und diese Gelehrsamkeit schuf ein Selbstbewusstsein, das den Wunsch nach Eigenständigkeit weckte und erhielt.

Als eine - mit aller Vorsicht sei es gesagt - "Gelehrtenrepublik" in der Wüste waren die Bewohner Timbuktus nicht nur stolz auf ihre verschriftlichte islamische Tradition, sondern vor allem auf ihre weitgehende politische Unabhängigkeit. Saad beschreibt das Timbuktu auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung im 15. und 16. Jahrhundert als eine multiethnische westafrikanische Metropole des Wissens, die von einer Art islamischem "Patriziertum" getragen wurde. Die Kaufleute förderten die Gelehrsamkeit, die Gelehrten trugen dazu bei, den Ruhm der Stadt in der gesamten islamischen Welt zu mehren.

Im Gegensatz zu anderen islamischen Zentren zwischen der Sahara und der Sahelzone ist nicht nur die politische Geschichte der unweit des Nigerbogens gelegenen Stadt gut dokumentiert, sondern auch ihre Gelehrsamkeit. Als Quellen hat Saad Werke ausgewertet, die man wegen ihres Titels "Tarih Timbuktu" als historische Traktate bezeichnen muss. Diese Abhandlungen gibt es in großer Zahl. Der Autor spricht von etwa zehn regelrechten "Dynastien" der Gelehrsamkeit, großen Familien, die das kulturelle Erbe der Stadt bis hinein in die französische Kolonialzeit geprägt haben. Dazu gehörte auch die Vermittlung von Wissen zwischen der nordafrikanischen Küstenregion und den vom Islam missionierten Gebieten des subsaharischen Afrika. Zusammen vielleicht mit Kano im Norden Nigerias bildete Timbuktu eine Ausnahme innerhalb der Welt eines eher ungelehrten, stark vom Sufismus und den Bruderschaften beeinflussten schwarzafrikanischen Islam.

Die extremistische Bilderstürmerei der Ansar Dine und anderer islamistischer Gruppen schlägt allem ins Gesicht, was sich in vielen Jahrhunderten an islamischer Volksfrömmigkeit, vor allem jedoch an Gelehrsamkeit an dieser Stelle angesammelt hatte. Timbuktus Einwohner wollen keine Taliban, mag auch der alte Glanz ihrer Stadt dahin sein.

WOLFGANG GÜNTER LERCH

Elias N. Saad: Social history of Timbuktu. Cambridge studies of Islamic Civilizations, Cambridge University Press 2010, 324 pages, 28,05 Euro.

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