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In diesen beiden rhetorisch markanten Schriften aus den Jahren 1759 und 1762 verdeutlicht Hamann seine Kritik an1 reinen Vernunftvertrauen der Aufklärung. Seine Auffassung von der sinnlichen Offenbarung der Schöpfung und die damit verbundene Kunsttheorie beeinflussen maßgeblich die Entwicklung des Sturm und Drang und sind unter anderem für Herder und Goethe bedeutsam.

Produktbeschreibung
In diesen beiden rhetorisch markanten Schriften aus den Jahren 1759 und 1762 verdeutlicht Hamann seine Kritik an1 reinen Vernunftvertrauen der Aufklärung. Seine Auffassung von der sinnlichen Offenbarung der Schöpfung und die damit verbundene Kunsttheorie beeinflussen maßgeblich die Entwicklung des Sturm und Drang und sind unter anderem für Herder und Goethe bedeutsam.
Autorenporträt
Johann Georg Hamann, 27. 8. 1730 Königsberg - 21. 6. 1788 Münster (Westfalen). Der Sohn eines Wundarztes und Baders begann 1746 in Königsberg mit dem Studium der Theologie und dann der Rechtswissenschaft, beschäftigte sich aber auch mit Sprachen, Literatur und Philosophie. 1762 wurde er, ohne Universitätsabschluss, Hofmeister in Livland, 1756 erhielt er eine Anstellung bei dem Rigaer Handelshaus Berens. Ein Jahr später reiste er, wohl im Auftrag von Berens, nach London und hatte hier 1758 ein durch Bibellektüre hervorgerufenes Bekehrungs- oder Erweckungserlebnis. Nach der Rückkehr nach Königsberg suchten ihn der Kaufmann Johann Christoph Berens und Kant ohne Erfolg von seiner Schwärmerei abzubringen.1767 erhielt er eine Stelle als Übersetzer beim preußischen Zoll, 1777 wurde er Packhofverwalter in Königsberg. Ausgangspunkt seiner Schriften ist die Londoner Glaubenserfahrung, aus der heraus er in den Sokratischen Denkwürdigkeiten dem aufklärerischen Rationalismus die sokratische Vernunft entgegensetzte, die aus Selbsterkenntnis erwachsene Einsicht in die Begrenztheit menschlichen Wissens. Folgerungen für die Ästhetik zog er hier wie in der Aesthetica in nuce, dem Hauptstück der Kreuzzüge eines Philologen. Wie Unwissenheit Voraussetzung des Glaubens ist, so sind auch die Quellen der schöpferischen Kraft nicht mit rationalen Kriterien erklärbar, das Genie ersetzt die Kunstregeln. Nicht die Verstandeserkenntnis, sondern die sinnliche ist die entscheidende; auch die Bibel spricht in Bildern und Gleichnissen (Die Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechts). Den aufklärerischen Kunstkritikern, Philosophen und Theologen gilt der Vorwurf der Verkürzung, der Abstraktion, der Beschneidung der Natur. Ein bedeutender Briefwechsel ergänzt die Publikationen, zu denen auch zahlreiche Rezensionen gehören. Vermittler der oft absichtsvoll dunklen Gedankengänge H.s, die v. a. im Sturm und Drang fruchtbar wurden, war der mit H. seit 1762 befreundete J. G. Herder. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2021

Geschencke für den Kopf (Fortsetzung von Seite 22)
Jörg Häntzschel
EINE HERAUSFORDERUNG
B. Rosenberger Rosenberg hält sich für einen epochalen Filmkritiker, doch der echte Durchbruch fehlt noch. Umso größer sein Jubel, als er auf ein Jahrhundertwerk stößt: den drei Monate dauernden Stop-Motion-Film eines steinalten Outsider-Künstlers. Ein Genie entdecken ist fast so gut, wie selbst eines sein, erkennt Rosenberg listig. Doch dann geht es bergab. Der Drehbuchautor Charlie Kaufman („Being John Malkovich“) hat mit „Ameisig“ den seltsamsten Roman seit „Infinite Jest“ geschrieben. Charlie Kaufman: Ameisig. Hanser Verlag. 864 Seiten, 34 Euro.
EIN LIEBESBEWEIS
Die Tage werden kürzer, der Lockdown rückt näher, und Netflix und Amazon drängen einem jeden Abend dieselben leergeglotzten Gassenhauer auf. Dabei gibt es ja Alternativen. Die beste ist der Arthouse-Streamingdienst Mubi, wo eine Christian-Petzold-Werkschau mit den Filmen von Romy Schneider konkurriert und das südkoreanische Kino von 2021 mit dem ukrainischen von 1968: The gift that keeps on giving.
Mubi-Jahresabo. 69,99 Euro.
EIN GROSSER SPASS
Josef Parzefall und Richard Oehmann alias „Doktor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater“ haben endlich wieder eine CD gemacht, „Kasperl und der Kornkreis“. Es geht u.a. um Aliens im Freibad, das ist der Eskapismus, der jetzt hilft, Kindern und Erwachsenen gleichermaßen. Kasperl und der Kornkreis. Verlag Antje Kunstmann.
Helmut Mauró
EIN GROSSER SPASS
Bachs „Kunst der Fuge“ fasziniert Pianisten, ist aber auch gefürchtet. Schafft man es nicht, die einzelnen Stimmen gleichberechtigt auftreten zu lassen, verliert das Werk seinen Kern. Daniil Trifonov spielt es als hochvirtuoses, sinnliches Mitdenkstück. Dabei beginnt das Album mit scheinbar harmlosen Stücken von Bach-Söhnen, darunter Johann Christian – nicht nur für Mozart ein bedeutender Komponist.
Daniil Trifonov: The Art of Life. Deutsche Grammophon.
EINE WIEDERENTDECKUNG
In Wien erinnert eine Ausstellung an den Maler Amedeo Modigliani. Seine Verbindungen zu Picasso und Brâncuși sind hier belegt, auch Bezüge zur afrikanischen Kunst. Modiglianis Porträts überraschen: Erst erscheinen sie ausdruckslos, bei konzentrierter Betrachtung werden sie lebendig.
Modigliani. Revolution des Primitivismus. Hirmer Verlag. 216 Seiten, 39,90 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
Der Begriff des Querdenkers war vor Kurzem noch durchweg positiv besetzt. So muss man auch Johann Georg Hamann verstehen, der mit polemischen Essays zu Aufklärung und Erkenntnismechanik seine Freundschaften mit Kant, Moses Mendelssohn und Friedrich Jacobi auf eine harte Probe stellte.
Johann Georg Hamann: Sokratische Denkwürdigkeiten. Wolken. Felix Meiner Verlag. 335 Seiten, 48 Euro.
Lothar Müller
EIN GROSSER SPASS
Wo Männer am Fuß einer waldigen Berglandschaft aus trichterförmig-ovalen Zinkbadewannen in den Himmel blicken, ist Ror Wolf nicht weit. Die Collagen des 2020 gestorbenen Schriftstellers in einem Kalender zu versammeln, ist eine gute Idee. Die Bilder ziehen den Blick von den Datenleisten am unteren Bildrand ab, locken ihn aus der Zeit heraus, hinein in Räume und vor allem Landschaften, in denen Termine nicht zählen. Die Figuren schweben über Ror Wolfs Prosafragmenten und kleinen Gedichten wie über Trampolinen. Ein ganzes Jahr lang.
Ror Wolf Kalender 2022. Verlag Schöffling & Co., 34 Euro.
EINE WIEDERENTDECKUNG
Der Geldverleiher, der diesem Roman aus dem Jahr 1842 den Titel gibt, heißt Abednego Osalez und entstammt einer jüdischen Familie aus dem spanischen Cadiz. Die judenfeindlichen Tiraden und Vorurteile, denen er in London ausgesetzt ist, haben ihr historisches Vorbild in den Attacken auf das Bankhaus Rothschild. Catherine Gore, im frühviktorianischen England eine bekannte Autorin, hat den jüdischen Geldverleiher erfunden, um mit den Mitteln eines Unterhaltungsromans voller Geheimnisse und Abenteuer Einspruch gegen den Antisemitismus ihrer Zeitgenossen einzulegen.
Catherine Gore: Der Geldverleiher. Die Andere Bibliothek. 470 Seiten, 44 Euro.
Laura Hertreiter
EINE WIEDERENTDECKUNG
Das Buch zum Jahr 2021, im Jahr 2010 veröffentlicht. Der Schriftsteller James Salter erzählt in „Dämmerung“ Geschichten von enttäuschten Hoffnungen, von Anwälten und Au-Pairs, Schauspielern und Verunfallten, Verlassenen und Kaputten in ihren verletzlichsten Momenten. Für alle, denen Melancholie Trost sein kann. James Salter: Dämmerung. Piper. 176 Seiten, antiquarisch verfügbar.
EIN LIEBESBEWEIS
Das Magazin „13 Gedichte“. Klassiker und aktuelle Poesie. Post-its rein, fertig. Dreizehn Gedichte. 146 Seiten, 10 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
Die entscheidenden Tage vor der Machtübernahme Hitlers versetzen die Berliner Kulturszene in Aufruhr. Eine große Collage aus den Erinnerungen von Theaterleuten, Reportern, Schriftstellern, so fesselnd erzählt, als wäre das Ende nicht klar. Uwe Wittstock, Februar 33, Der Winter der Literatur. C. H. Beck. 288 Seiten, 24 Euro.
Nils Minkmar
EIN LIEBESBEWEIS
Der Titel des neuen Albums ist Zustandsbeschreibung und Versprechen in einem: Überwältigt und aufgehoben darf man sich fühlen, wenn man die neuen Kompositionen des italienischen Meisters hört. Das Erscheinungsdatum ist erst im Januar, an Weihnachten kann es also nur den Gutschein geben. Aber das passt, denn der Januar ist ein Monat, in dem es besonders guttun wird, von den Klängen und Lichtern unter Wasser zu träumen. Ludovico Einaudi: Underwater. Decca (Universal).
EINE WIEDERENTDECKUNG
Wenn man diesen Roman des Literaturnobelpreisträgers von 2014 beendet hat, gibt es nur eines: ihn wieder von vorne zu beginnen. Das tastende, flüchtige Spätwerk Modianos ist eine Leseerfahrung der ganz eigenen Art: Sie gleicht einem Spaziergang durch eine große Stadt, hier ist es Paris, der zunächst kein Ziel hat, dann aber doch. Plötzlich steht man vor einem Haus, einer Ecke, die einem etwas sagt. Aber was? Modiano lehrt die Verwandtschaft zwischen dem urbanen Gehen und der Übung des Schreibens und empfiehlt sie uns, um überhaupt klarzukommen in dieser Welt. Patrick Modiano: Unsichtbare Tinte. Hanser. 144 S., 19 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
In Zeiten wie diesen empfiehlt es sich, Tagebuch zu führen. Als ermutigendes, einladendes Geschenk zu dieser seelenrettenden Tätigkeit eignen sich besonders die schönen Bücher von Letterwish. Letterwish Journal. www.letterwish.de.
Susan Vahabzadeh
EINE WIEDERENTDECKUNG
Es ist fast ein Wunder, dass dieses Buch überhaupt noch vertrieben werden darf, es sieht aus wie eine sehr große Packung Zigaretten: „Buntspecht: So was wie eine Liebesgeschichte“ von Tom Robbins, erschienen 1980, durfte lange in keinem Rucksack auf Reisen fehlen. Vielleicht braucht man Robbins’ leicht abgedriftete Geschichte über ein Paar, das diverse Hindernisse überwinden muss, um herauszufinden, wie die Liebe bleibt, in Zeiten des legalisierten Cannabis-Genusses nicht mehr – aber „Buntspecht“ hat immer noch einen der schönsten Schlusssätze aller Zeiten: Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Tom Robbins: Buntspecht. So was wie eine Liebesgeschichte. Rowohlt. 348 Seiten, 12 Euro.
EIN GROSSER SPASS
J. B. Lawless schickt seinen Detective Strafford in „Um Mitternacht ab Buckingham Palace“ aus Dublin, um auf zwei junge Damen aufzupassen – es ist 1941, und die englischen Prinzessinnen werden aus dem bombardierten London weggeschafft, um als vermeintliche Diplomatentöchter die irische Provinz unsicher zu machen. Wie im ersten Strafford-Krimi „Tod in der Bibliothek“ ist die Schilderung des bleiernen Nachkriegsirland mit seinen Spannungen, die in der noch jungen Republik partout nicht unter dem Teppich bleiben wollen, unter den sie gekehrt wurden, die Hauptattraktion. J. B. Lawless: Um Mitternacht ab Buckingham Palace. KiWi. 368 Seiten, 11 Euro.
Nele Pollatschek
EIN GROSSER SPASS
Bücher schenken, immer schwierig. Entweder der Beschenkte hat’s längst gelesen oder er weiß genau, warum eben nicht. Deswegen Bücher immer nach dem Cover aussuchen – als Dekoteller für Akademiker. Das schönste Buch des Jahres ist „Das Dämmern der Welt“ von Werner Herzog. Tiefschwarz und dunkelgrün, hochglänzend matt, mit Dschungelpflanzen und kleinem Vogel. Im Buch ein einsamer Krieger, Japan, Männlichkeit. Obendrauf Werner Herzog. What’s not to love?
Werner Herzog: Das Dämmern der Welt. Hanser. 128 Seiten, 19 Euro.
EINE WIEDERENTDECKUNG
Spoiler: Die nächsten Monate werden lang und langweilig. Irgendwann hat man genug gelesen und will endlich mal wieder was spielen. Mit klugen Menschen, die vor allem eins sein müssen: nicht mit einem liiert. Hier hilft „Mimikry: Das Spiel des Lesens“. Die Niederschrift einer Reihe spielerischer Salonabende aus Vor-Corona-Zeiten zum Selber-, Mit- und Nachspielen. Ziel ist es, „echte“ Romananfänge von den brillanten Täuschungen deutscher Kulturschaffender zu unterscheiden. Mit dabei: Feuilletonfavoriten wie Nora Bossong, Jackie Thomae und Ijoma Mangold.
Holm Friebe, Philipp Albers (Hrsg.): Mimikry: Das Spiel des Lesens. Blumenbar Verlag. 400 Seiten, 11,49 Euro.
Laura Weißmüller
LIEBESBEWEIS
Dieser Bildband ist eine Kostbarkeit, denn er schickt den Betrachter nicht nur auf Reisen, sondern er macht ihn zu einem Suchenden des Lichts, um das mal etwas pathetisch auszudrücken. Der Architekt Francis Kéré nimmt den Fotografen Iwan Baan in sein Heimatland Burkina Faso mit und lässt ihn mit seiner Kamera verstehen, wie das Sonnenlicht dort die traditionelle Architektur geformt hat. Ergreifend.
Iwan Baan, Francis Kéré: Momentum of Light. Lars Müller Publishers. 180 Seiten, 75 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
Nicht nur, aber auch weil Weihnachten ja etwas mit einer aussichtslosen Quartiersuche zu tun hat: Der Katalog „Who’s Next?“ zeigt, wie die Obdachlosigkeit in den Städten dieser Welt zunimmt, und beleuchtet die Strukturen, die diese Entwicklung befeuern. Trotz des deprimierenden Themas schafft es der Katalog zu motivieren: hinzugucken und sich der eigenen Verantwortung als Stadtbewohner und Nachbar obdachloser Menschen bewusst zu werden. Daniel Talesnik und Andres Lepik: Who’s Next? Obdachlosigkeit, Architektur und die Stadt. ArchiTangle. 272 S., 48 Euro.
EIN GROSSER SPASS
Kann man unterhalten und trotzdem der Diversität weiblicher Biografien gerecht werden? Bernardine Evaristo kann das in ihrer Geschichte über zwölf schwarze Frauen.
Bernardine Evaristo: Mädchen, Frau etc. Tropen. 512 Seiten, 25 Euro.
Marlene Knobloch
EINE WIEDERENTDECKUNG
Sein Leben interessiert doch niemanden, prophezeite Marcel Reich-Ranicki und riet dem Verlag 1999 nicht mehr als 50 000 Exemplare zu drucken. Dass selbst er, der große Kritiker der BRD, falsch liegen kann, bewies die Nachfrage und Dauer-Bestseller-Platzierung seiner Autobiografie. Reich-Ranickis Buch erfasst die grausamen und fabelhaften Wahrheiten über dieses Land, vom Warschauer Ghetto bis zu den Gedichten Erich Kästners, die er heimlich dort las. Das Buch erinnert, warum der einzelne Mensch, nicht unbedingt die Gesellschaft, gute Kunst braucht.
Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben. Pantheon. 565 Seiten, 16 Euro.
EINE HERAUSFORDERUNG
Zugegeben, das Buch hilft vor allem Menschen, die schreiben. Aber, es hilft auch zu verstehen, warum wir lesen, besser, warum wir weiterlesen. Der Man-Booker-Preisträger George Saunders lehrt kreatives Schreiben an der Syracuse-Universität, auch indem er mit Studenten Kurzgeschichten der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts analysiert. Seine Kursinhalte hat er in ein Buch gepackt. Und stupst damit zur Selbsterkundung an: Warum interessiert uns eine Geschichte?
George Saunders: A Swim in the Pond. Random House. 432 Seiten, 16,59 Euro.
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