§Michael Beard is a Nobel prize-winning physicist whose best work is behind him. Trading on his reputation, he speaks for enormous fees, lends his name to the letterheads of renowned scientific institutions and half-heartedly heads a government-backed initiative tackling global warming. A compulsive womaniser, Beard finds his fifth marriage floundering. But this time it is different: she is having the affair, and he is still in love with her.
When Beard's professional and personal worlds collide in a freak accident, an opportunity presents itself for Beard to extricate himself from his marital mess, reinvigorate his career and save the world from environmental disaster.
Ranging from the Arctic Circle to the deserts of New Mexico, SOLAR is a serious and darkly satirical novel, showing human frailty struggling with the most pressing and complex problem of our time.A story of one man's greed and self-deception, it is a profound and stylish new work from one of the world's great writers.
When Beard's professional and personal worlds collide in a freak accident, an opportunity presents itself for Beard to extricate himself from his marital mess, reinvigorate his career and save the world from environmental disaster.
Ranging from the Arctic Circle to the deserts of New Mexico, SOLAR is a serious and darkly satirical novel, showing human frailty struggling with the most pressing and complex problem of our time.A story of one man's greed and self-deception, it is a profound and stylish new work from one of the world's great writers.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2010Literatur Wer genau ist eigentlich der englische Schriftsteller Ian McEwan? In den letzten drei Romanen hat er seine Stimme jedes Mal geändert, von der großartigen Imitation eines Gesellschaftsdramas der dreißiger Jahre in "Abbitte" über den etwas überkonstruierten Gegenwartsrealismus in "Saturday" zum neuen Buch, das "Solar" heißt (Diogenes, 21,90 Euro) und wohl ein Schlüsselroman sein soll über den Klimawandel und den Messianismus, den er unter Umweltschützern und Wissenschaftlern auslöst. Es liest sich aber eigentlich wie der frühe William Boyd: englische Männer in englischen Hochnotpeinlichkeiten. Die Hauptfigur ist ein notgeiler dicker Nobelpreisträger, aber damit man an so einen Typ überhaupt glaubt, müsste McEwan mehr riskieren an erzählerischem Ernst. Das tut er nicht, er spielt nur herum, deswegen liest sich das Buch weg, ohne dass es etwas auslöst, erst recht keine neuen Erkenntnisse über Menschen im Klimawandel.
tob
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.04.2010Neun Lachsbrötchen
Eiskalt kalkuliert: Ian McEwans neuer Roman „Solar”
Auf der viertletzten Seite des Romans, als der schließlich in vielfacher Gestalt auftretende Teufel schon heftig an seinem Helden zerrt, um ihn in den Höllenschlund zu reißen, bekommt Professor Michael Beard noch eine Einladung. Sie gilt einer Rede vor Außenministern auf der Klimakonferenz in Kopenhagen, eben jenem Weltereignis vom vergangenen Dezember, das mit einem „Minimalkonsens” endete, der keinen der teilnehmenden Staaten verpflichtete, und das seitdem als Debakel gilt. „He would be at one with its spirits”, denkt sich der Held, „he was, he supposed, the perfect choice. He would be there.” Diese Einigkeit ist selbstverständlich, von Seiten des Autors betrachtet, tiefe Ironie. Was auch heißt: Der Autor ist mit seinem Helden von Grund auf einverstanden, als die Übertreibung, die er sein soll.
Zu Beginn von Ian McEwans Roman „Solar” (Jonathan Cape Publishers. 286 Seiten, 18.99 Pfund), der in Großbritannien vor drei Wochen erschienen ist und zum bisher größten Publikumserfolg dieses Autors zu werden scheint, ist der Physiker Michael Beard dreiundfünfzig Jahre alt. Als Endzwanziger erhielt er für seine Studien zur Einwirkung von Licht auf feste Materie den Nobelpreis. Sein Name schmückt Briefbögen, er hält Reden, er leitet, eher pro forma, ein Institut für die Erforschung erneuerbarer Energien, das offenbar eine größere politische Fehlentscheidung ist – und verwaltet ansonsten seine Pfründe. Er ist ein Schwätzer, der dick und immer dicker wird, ein Frauenheld, dessen fünfte Ehe auseinanderbricht, ein schlechter Freund und verantwortungsloser Chef. Er ist ein Säufer, ein Dieb, ein Betrüger, der nichts dabei findet, den Assistenten seiner Forschungsergebnisse zu berauben und einen Unschuldigen, der ihm im Wege ist, ins Gefängnis zu bringen. Die Erwärmung des Klimas interessiert ihn weitaus weniger als die Qualität seiner Vorspeise.
Man muss also nicht bis zum Ende, bis zur Einladung nach Kopenhagen, lesen, um zu wissen, was Michael Beard tatsächlich ist, nämlich eine Allegorie – für den Menschen, die Menschheit oder die globale Politik, ganz wie es dem Leser behagt. Er ist eine Bebilderung des ebenso schlichten wie moralischen Gedankens, es sei der Mensch als solcher, der den Untergang der Welt, wie wir sie kennen, herbeiführt, durch seine Gier, seinen Egoismus, seine Ignoranz und seine nicht nachlassende Bereitschaft, Ausreden für seine eigenen radikale Unvernunft zu finden. Über neun Jahre erstreckt sich die Handlung des Romans, und während Michael Beard immer fetter wird und trotzdem immer neue Frauen findet, die mit ihm schlafen wollen, ändert sich sein Charakter nicht – er wird eben nur immer monströser.
Für die Dramaturgie der Geschichte hat die bedingungslose Unveränderlichkeit des Helden erhebliche Konsequenzen: Er gliedert sich, wie ein Schelmenroman, in Episoden, aus denen der Unverbesserliche herauskommt, wie er hineingegangen war – Episoden übrigens, mit denen der Autor oft zu ungeduldig umgeht. So schafft Beard sich zwar seine Wettbewerber um die geschlechtliche Gunst der eigenen Frau und den unliebsamen, weil von ihm ausgebeuteten Assistenten durch eine mörderische Intrige vom Hals. Aber kaum ist die Falle gestellt, sind Polizei und Staatsanwaltschaft schon hineingestolpert – und der liederliche Professor hat all seine Ziele erreicht. Gute Kriminalgeschichten verlangen einen höheren detektivischen wie psychologischen Aufwand.
Ein hohes Maß an Slapstick ist dabei wohl unvermeidlich, wobei es mehr als eine Frage des guten (oder schlechten) Geschmacks ist, ob man es lustig findet, wenn Michael Beard bei einer großen Rede aufgrund des vorherigen Verzehrs von neun Lachsbrötchen mit der Übelkeit kämpft oder wenn ihm während eines hochpolitischen Besuchs in der Arktis beim Urinieren in großer Kälte der Penis abzufrieren droht. Solche Szenen wirken wie Versuche, eine Figur, die sich für den Leser schnell erschöpft, dadurch interessant zu machen, dass man ihr noch eine rote Pappnase spendiert.
Es steckt also ein literarisches, ein handwerkliches Problem in diesen vermeintlich komischen Szenen, ein Problem, das dadurch nicht geringer wird, dass die Geschichte ausschließlich aus der Perspektive des Helden erzählt wird – denn spätestens im zweiten Teil des Romans, der im Jahr 2005 spielt und in dem sich Michael Beard in einen Unternehmer in der Solarbranche verwandelt, wüsste man gern, was ihn denn, abgesehen vom Nobelpreis, für seine Frauen, Auftraggeber und Mitarbeiter so interessant macht. Man erfährt es nicht. Und deswegen bricht man auch kein Geheimnis, wenn man verrät, wie der Roman endet: in einer persönlichen Apokalypse, in der sich alle Sünden gleichzeitig rächen.
Das Buch „Solar” wird gepriesen als der erste Roman eines Schriftstellers von Weltrang, der vom Klimawandel handle. Nun trifft es zwar zu, dass sich Michael Beard, und zwar längst nur noch aus Bequemlichkeit und Gewinnstreben, mit physikalischen Problemen beschäftigt, die womöglich zu neuen, ökologischen Techniken der Energiegewinnung führen. Und es stimmt auch, dass der Roman einige (und gar nicht langweilige) Passagen zur Photosynthese enthält, in denen deren Potential auf wissenschaftliche Weise betrachtet wird. Nun kann aber bei einem Autor vom Rang Ian McEwans die Recherche nicht das letzte und höchste Argument für ein Buch sein, sondern nur die gelungene Form.
Die Überhöhung der Recherche hat indessen einen Zweck: Je abstoßender der Professor wirkt, desto heller leuchtet die Wissenschaft, wie sie sich der Autor zu eigen macht. Er will die Anerkennung des Klimawandels als Gegenstand der universalen Sorge – und seine Anerkennung als Autor des Sujets. Aber wem nützt das, außer ihm, und das nur abstrakt?
Denn was solche Anerkennung praktisch bedeutet, lässt sich vortrefflich an der angeblich gescheiterten Klimakonferenz beobachten. Anerkannt war das Problem der globalen Erwärmung ja von allen Delegierten, auch von den Amerikanern und den Chinesen. Wobei eben diese Anerkennung für jeden teilnehmenden Staat die Ermächtigung bedeutete, das eigene politische und wirtschaftliche Interesse angesichts des Klimawandels zu verfolgen – mit dem bekannten Ergebnis, dass die mächtigen Staaten ihre nicht nur klimapolitischen, sondern vor allem energiepolitischen Interessen besser durchsetzen konnten als die schwächeren und die europäischen Nationen, die in dieser Konkurrenz auf der Verliererseite standen. Wobei gewiss ist, dass das Problem anerkannt genug ist, um in die nächste Konferenz getragen zu werden. Wo, fragt man sich da, soll nun der besondere Nutzen einer literarischen Anerkennung der globalen Erwärmung liegen?
Vielleicht in einer Gestalt wie Professor Michael Beard. Vielleicht in einer poetischen Bestätigung des volkstümlichen Vorurteils von der allgemeinen und unverbesserlichen Gier, die das Menschengeschlecht in den Untergang treibe. Ian McEwan war einmal einer der besten Schriftsteller Europas, und „Atonement” („Abbitte”, 2001) ist ein Meisterwerk der psychologischen Intrige und der historischen Verdichtung. Doch mit dem Erfolg scheint in Ian McEwan das Bedürfnis gewachsen zu sein, sich in die Mitte der Gesellschaft hineinzuschreiben, seine Bücher zu Dokumenten allfälliger Gemeinplätze zu machen. Das war schon bei „Saturday” (2005) so, den vierundzwanzig Stunden eines Arztes zwischen Straßenkriminalität, Chorea Huntington und Demonstrationen gegen den Irakkrieg. In „Solar” ist es ärger, weil McEwan aus dem Helden einen Popanz macht. Aus der Bekräftigung volkstümlicher Vorurteile entstehen aber keine guten Bücher. THOMAS STEINFELD
Muss man einer Allegorie eine rote Pappnase aufsetzen?
Muss es wirklich eine Literatur der globalen Erwärmung geben?
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Eiskalt kalkuliert: Ian McEwans neuer Roman „Solar”
Auf der viertletzten Seite des Romans, als der schließlich in vielfacher Gestalt auftretende Teufel schon heftig an seinem Helden zerrt, um ihn in den Höllenschlund zu reißen, bekommt Professor Michael Beard noch eine Einladung. Sie gilt einer Rede vor Außenministern auf der Klimakonferenz in Kopenhagen, eben jenem Weltereignis vom vergangenen Dezember, das mit einem „Minimalkonsens” endete, der keinen der teilnehmenden Staaten verpflichtete, und das seitdem als Debakel gilt. „He would be at one with its spirits”, denkt sich der Held, „he was, he supposed, the perfect choice. He would be there.” Diese Einigkeit ist selbstverständlich, von Seiten des Autors betrachtet, tiefe Ironie. Was auch heißt: Der Autor ist mit seinem Helden von Grund auf einverstanden, als die Übertreibung, die er sein soll.
Zu Beginn von Ian McEwans Roman „Solar” (Jonathan Cape Publishers. 286 Seiten, 18.99 Pfund), der in Großbritannien vor drei Wochen erschienen ist und zum bisher größten Publikumserfolg dieses Autors zu werden scheint, ist der Physiker Michael Beard dreiundfünfzig Jahre alt. Als Endzwanziger erhielt er für seine Studien zur Einwirkung von Licht auf feste Materie den Nobelpreis. Sein Name schmückt Briefbögen, er hält Reden, er leitet, eher pro forma, ein Institut für die Erforschung erneuerbarer Energien, das offenbar eine größere politische Fehlentscheidung ist – und verwaltet ansonsten seine Pfründe. Er ist ein Schwätzer, der dick und immer dicker wird, ein Frauenheld, dessen fünfte Ehe auseinanderbricht, ein schlechter Freund und verantwortungsloser Chef. Er ist ein Säufer, ein Dieb, ein Betrüger, der nichts dabei findet, den Assistenten seiner Forschungsergebnisse zu berauben und einen Unschuldigen, der ihm im Wege ist, ins Gefängnis zu bringen. Die Erwärmung des Klimas interessiert ihn weitaus weniger als die Qualität seiner Vorspeise.
Man muss also nicht bis zum Ende, bis zur Einladung nach Kopenhagen, lesen, um zu wissen, was Michael Beard tatsächlich ist, nämlich eine Allegorie – für den Menschen, die Menschheit oder die globale Politik, ganz wie es dem Leser behagt. Er ist eine Bebilderung des ebenso schlichten wie moralischen Gedankens, es sei der Mensch als solcher, der den Untergang der Welt, wie wir sie kennen, herbeiführt, durch seine Gier, seinen Egoismus, seine Ignoranz und seine nicht nachlassende Bereitschaft, Ausreden für seine eigenen radikale Unvernunft zu finden. Über neun Jahre erstreckt sich die Handlung des Romans, und während Michael Beard immer fetter wird und trotzdem immer neue Frauen findet, die mit ihm schlafen wollen, ändert sich sein Charakter nicht – er wird eben nur immer monströser.
Für die Dramaturgie der Geschichte hat die bedingungslose Unveränderlichkeit des Helden erhebliche Konsequenzen: Er gliedert sich, wie ein Schelmenroman, in Episoden, aus denen der Unverbesserliche herauskommt, wie er hineingegangen war – Episoden übrigens, mit denen der Autor oft zu ungeduldig umgeht. So schafft Beard sich zwar seine Wettbewerber um die geschlechtliche Gunst der eigenen Frau und den unliebsamen, weil von ihm ausgebeuteten Assistenten durch eine mörderische Intrige vom Hals. Aber kaum ist die Falle gestellt, sind Polizei und Staatsanwaltschaft schon hineingestolpert – und der liederliche Professor hat all seine Ziele erreicht. Gute Kriminalgeschichten verlangen einen höheren detektivischen wie psychologischen Aufwand.
Ein hohes Maß an Slapstick ist dabei wohl unvermeidlich, wobei es mehr als eine Frage des guten (oder schlechten) Geschmacks ist, ob man es lustig findet, wenn Michael Beard bei einer großen Rede aufgrund des vorherigen Verzehrs von neun Lachsbrötchen mit der Übelkeit kämpft oder wenn ihm während eines hochpolitischen Besuchs in der Arktis beim Urinieren in großer Kälte der Penis abzufrieren droht. Solche Szenen wirken wie Versuche, eine Figur, die sich für den Leser schnell erschöpft, dadurch interessant zu machen, dass man ihr noch eine rote Pappnase spendiert.
Es steckt also ein literarisches, ein handwerkliches Problem in diesen vermeintlich komischen Szenen, ein Problem, das dadurch nicht geringer wird, dass die Geschichte ausschließlich aus der Perspektive des Helden erzählt wird – denn spätestens im zweiten Teil des Romans, der im Jahr 2005 spielt und in dem sich Michael Beard in einen Unternehmer in der Solarbranche verwandelt, wüsste man gern, was ihn denn, abgesehen vom Nobelpreis, für seine Frauen, Auftraggeber und Mitarbeiter so interessant macht. Man erfährt es nicht. Und deswegen bricht man auch kein Geheimnis, wenn man verrät, wie der Roman endet: in einer persönlichen Apokalypse, in der sich alle Sünden gleichzeitig rächen.
Das Buch „Solar” wird gepriesen als der erste Roman eines Schriftstellers von Weltrang, der vom Klimawandel handle. Nun trifft es zwar zu, dass sich Michael Beard, und zwar längst nur noch aus Bequemlichkeit und Gewinnstreben, mit physikalischen Problemen beschäftigt, die womöglich zu neuen, ökologischen Techniken der Energiegewinnung führen. Und es stimmt auch, dass der Roman einige (und gar nicht langweilige) Passagen zur Photosynthese enthält, in denen deren Potential auf wissenschaftliche Weise betrachtet wird. Nun kann aber bei einem Autor vom Rang Ian McEwans die Recherche nicht das letzte und höchste Argument für ein Buch sein, sondern nur die gelungene Form.
Die Überhöhung der Recherche hat indessen einen Zweck: Je abstoßender der Professor wirkt, desto heller leuchtet die Wissenschaft, wie sie sich der Autor zu eigen macht. Er will die Anerkennung des Klimawandels als Gegenstand der universalen Sorge – und seine Anerkennung als Autor des Sujets. Aber wem nützt das, außer ihm, und das nur abstrakt?
Denn was solche Anerkennung praktisch bedeutet, lässt sich vortrefflich an der angeblich gescheiterten Klimakonferenz beobachten. Anerkannt war das Problem der globalen Erwärmung ja von allen Delegierten, auch von den Amerikanern und den Chinesen. Wobei eben diese Anerkennung für jeden teilnehmenden Staat die Ermächtigung bedeutete, das eigene politische und wirtschaftliche Interesse angesichts des Klimawandels zu verfolgen – mit dem bekannten Ergebnis, dass die mächtigen Staaten ihre nicht nur klimapolitischen, sondern vor allem energiepolitischen Interessen besser durchsetzen konnten als die schwächeren und die europäischen Nationen, die in dieser Konkurrenz auf der Verliererseite standen. Wobei gewiss ist, dass das Problem anerkannt genug ist, um in die nächste Konferenz getragen zu werden. Wo, fragt man sich da, soll nun der besondere Nutzen einer literarischen Anerkennung der globalen Erwärmung liegen?
Vielleicht in einer Gestalt wie Professor Michael Beard. Vielleicht in einer poetischen Bestätigung des volkstümlichen Vorurteils von der allgemeinen und unverbesserlichen Gier, die das Menschengeschlecht in den Untergang treibe. Ian McEwan war einmal einer der besten Schriftsteller Europas, und „Atonement” („Abbitte”, 2001) ist ein Meisterwerk der psychologischen Intrige und der historischen Verdichtung. Doch mit dem Erfolg scheint in Ian McEwan das Bedürfnis gewachsen zu sein, sich in die Mitte der Gesellschaft hineinzuschreiben, seine Bücher zu Dokumenten allfälliger Gemeinplätze zu machen. Das war schon bei „Saturday” (2005) so, den vierundzwanzig Stunden eines Arztes zwischen Straßenkriminalität, Chorea Huntington und Demonstrationen gegen den Irakkrieg. In „Solar” ist es ärger, weil McEwan aus dem Helden einen Popanz macht. Aus der Bekräftigung volkstümlicher Vorurteile entstehen aber keine guten Bücher. THOMAS STEINFELD
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