Mackenzie hat schon ganz anderes hinter sich gebracht. Sie ist stark, selbstbewusst, lässt sich nicht in die Seele schauen. Doch als sie mit Zelt und Kochgeschirr allein in der Wildnis unterwegs ist, setzen ihr die eigenen Dämonen wie wilde Tiere nach. Wenn sie weiterhin vor ihren Problemen wegläuft, nicht anerkennt, was mit ihr los ist, sich nicht der Wahrheit über ihre Familie und sich selbst stellt: Wie soll sie dann weiterleben? Mackenzie übersteht das »Solo«, sie kommt zurück. Die Welt hat sich nicht verändert. Und Mackenzie ist immer noch Mackenzie, aber sie hat einen ersten Schritt gemacht, hinaus aus ihrer hermetisch abgeschlossenen Welt und hinein in etwas, das der Wirklichkeit zumindest nahekommt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.07.2009TIPPS
Buch. "Ich glaube", sagt Bethany in einer der ersten Nächte, als sie und Mackenzie in den Betten liegen, "ich glaube, die schlimmsten Monster sind die, die man kennt." Bethany hat gut reden. Sie ist zwar, wie alle im Camp, das, was die Betreuer "Jugendliche mit Potential" nennen. Aber sie hat sich, anders als Mackenzie, nicht für das "Solo" entschieden, die Extremform der Wildnistherapie. In der muss man 24 Stunden allein verbringen, draußen, im australischen Busch. Mit all den Schatten, Geräuschen und Gefühlen. Und mit all den altbekannten Monstern im Kopf, den Monstern der eigenen Vergangenheit, die ebenfalls herauskommen, wenn es dunkel ist. Als Mackenzie für ihre 24 Stunden in den Busch geht, haben wir sie schon ins Herz geschlossen. Und darin behalten wir sie auch. Obwohl sie längst nicht so unschuldig ist, wie sie tut. Sie lügt uns an, als wir sie kennenlernen. Und wir entdecken, dass sie ein ziemlich gewalttätiges, gehässiges Mädchen ist. Oder es sein kann. Wir mögen Mackenzie trotzdem, ihre Schonungslosigkeit, ihren Witz, ihre verzweifelte Art, ums Glück zu kämpfen. Und wir können sie verstehen, auch wenn wir ihr größtes Monster noch nicht gesehen haben. Das erste. Das sie selbst überrascht, draußen im Busch.
kue
Alyssa Brugman: "Solo".
dtv, Reihe Hanser, 208 S., 8,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Buch. "Ich glaube", sagt Bethany in einer der ersten Nächte, als sie und Mackenzie in den Betten liegen, "ich glaube, die schlimmsten Monster sind die, die man kennt." Bethany hat gut reden. Sie ist zwar, wie alle im Camp, das, was die Betreuer "Jugendliche mit Potential" nennen. Aber sie hat sich, anders als Mackenzie, nicht für das "Solo" entschieden, die Extremform der Wildnistherapie. In der muss man 24 Stunden allein verbringen, draußen, im australischen Busch. Mit all den Schatten, Geräuschen und Gefühlen. Und mit all den altbekannten Monstern im Kopf, den Monstern der eigenen Vergangenheit, die ebenfalls herauskommen, wenn es dunkel ist. Als Mackenzie für ihre 24 Stunden in den Busch geht, haben wir sie schon ins Herz geschlossen. Und darin behalten wir sie auch. Obwohl sie längst nicht so unschuldig ist, wie sie tut. Sie lügt uns an, als wir sie kennenlernen. Und wir entdecken, dass sie ein ziemlich gewalttätiges, gehässiges Mädchen ist. Oder es sein kann. Wir mögen Mackenzie trotzdem, ihre Schonungslosigkeit, ihren Witz, ihre verzweifelte Art, ums Glück zu kämpfen. Und wir können sie verstehen, auch wenn wir ihr größtes Monster noch nicht gesehen haben. Das erste. Das sie selbst überrascht, draußen im Busch.
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Alyssa Brugman: "Solo".
dtv, Reihe Hanser, 208 S., 8,95 Euro
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