William Boyd, Meister der Täuschung und des doppelten Spiels, ist prädestiniert wie kein zweiter, den neuen James Bond zu schreiben. Seit "Ruhelos" gilt er als Großer der Spionageliteratur und führt nun 007 selbst auf Abwege - großartiger Nervenkitzel für alle Boyd-Leser und Bond-Fans.
Von Ian Fleming Publications auserkoren, der berühmtesten Agentenfigur der Welt neues Leben einzuhauchen, hat William Boyd ein raffiniertes Bond-Abenteuer geschrieben. Klassisch, voll unerwarteter Wendungen, mit zwei enigmatischen Bond-Girls und endlich wieder einem 007, der Wodka Martini trinkt - geschüttelt, nicht gerührt.
Von Ian Fleming Publications auserkoren, der berühmtesten Agentenfigur der Welt neues Leben einzuhauchen, hat William Boyd ein raffiniertes Bond-Abenteuer geschrieben. Klassisch, voll unerwarteter Wendungen, mit zwei enigmatischen Bond-Girls und endlich wieder einem 007, der Wodka Martini trinkt - geschüttelt, nicht gerührt.
buecher-magazin.deConnery oder Moore? Brosnan oder Craig? Welcher Bond sind Sie? Wie wäre es mit einer Mischung aus allen vieren? Geht nicht? Geht ganz sicher! Mit der deutschen Stimme des aktuellen Bond-Darstellers und einer Handlung, die alles vereint, was einen MI6-Agenten so ausmacht: Frauen, Action, Bösewichter. Zugegeben - bis dieser James Bond hier wirklich "solo" loszieht, dauert es eine ganze Weile, doch Boyd als Meister der Spionageliteratur weiß, wie man den Plot vorantreibt. Und Wunder weiß, wie man eine solche Geschichte erzählt. Rau klingt seine Stimme, hart. Immer dann, wenn es sein muss. Aber auch verzweifelt und entsetzt angesichts des afrikanischen Grauens. Schmerz, Freude, Wut - jede Emotion findet sich auch in der Stimme wieder. Und mehr noch: Tonfall und Timbre des brutalen Söldners sind erstklassig. Ebenso wie Wunders Erzähler und Bond selbst. Weniger gut klappt es leider mit den Frauenstimmen, die durchweg ein wenig zickig-gekünstelt rüberkommen und eines ganz sicher vermissen lassen: die Verführungskunst eines echten Bond-Girls. Einziges Manko einer insgesamt hervorragenden Leistung in einer Geschichte, in der viel getrunken, viel geliebt und hart gekämpft wird. Bond eben. James Bond.
© BÜCHERmagazin, Tanja Weimer (tan)
© BÜCHERmagazin, Tanja Weimer (tan)
"Spannend, zynisch und humorig. Gefällt Ihnen, wenn Sie ein Doppelnull-Fan sind.", Playboy, 01.12.2013
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.11.201314. Ich heiße Boyd, James Boyd
James Bond ist jetzt ja wieder Ironiker, seit "Skyfall", einem viel zu langen Film von Sam Mendes, der die viel zu kurze Phase beendete, in der Daniel Craig aus 007 einen psychotischen Kaputnik mit Menschenproblemen (gebrochenes Herz, Rachedurst) gemacht hatte. Aber dann kam der Augenblick, als Bond mit M den alten Aston Martin aus der Garage holte - und von dort ging es dann mit Vollgas zurück ins Zwinkerzwinkerland.
William Boyd, ein Schotte wie Bond, ist den umgekehrten Weg gegangen. Seine frühen Bücher hatten oft eine Schlagseite zum Privatschulhumor, die letzten Thriller wurden dann immer ernster. Und auch seine James-Bond-Geschichte "Solo", geschrieben im Auftrag von Ian Flemings Sachwaltern, lebt jetzt von den Defekten der Hauptfigur: Bond ist getäuscht worden, und das treibt ihn um. Er fühlt sich von den eigenen Leuten instrumentalisiert, nicht zum ersten Mal, aber diesmal so, dass sein Loyalitätskonflikt und der internationale Konflikt, den er lösen sollte, sich ineinander verweben. Um beides zu entwirren, sondert er sich ab, operiert allein - daher der Titel des Buchs. Außerdem ist er nicht mehr solo: Da war eine Frau, die ihm mehr bedeutete als die vielen anderen, die ihn aber verriet. Was jetzt? Man jagt angenehm schnell durch diesen postkolonialen Fall um einen westafrikanischen Staat im Bürgerkrieg: Leider liegen die Bodenschätze aber in dem Teil von Zansarim, der sich losgesagt hat, und jetzt soll Bond dort infiltrieren, zersetzen, töten. Er sieht natürlich perfekt aus dabei: Kaum gelandet und geduscht in Afrika, "zog er ein weißes, kurzärmliges Aertex-Hemd, einen kakigrünen Anzug aus Baumwolldrillich sowie eine marineblaue Strickkrawatte an. Als er in seine weichen braunen Mokassins schlüpfte, dachte er kurz daran, die Strümpfe auszuziehen, verwarf den Gedanken jedoch."
Und dann wird getrunken. Es wird eigentlich ständig getrunken. Mit schönen Frauen und ohne. "Solo" erscheint zum sechzigsten Jubiläum von "Casino Royale", Flemings ersten Bond überhaupt. Ein kleiner, nostalgischer Spaß, genau richtig, um das Warten zu verkürzen: auf den nächsten Bond. Und den neuen Boyd.
Tobias Rüther
William Boyd: "Solo". Übersetzt von Patricia Klobusiczky. Berlin-Verlag, 368 Seiten, 19,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
James Bond ist jetzt ja wieder Ironiker, seit "Skyfall", einem viel zu langen Film von Sam Mendes, der die viel zu kurze Phase beendete, in der Daniel Craig aus 007 einen psychotischen Kaputnik mit Menschenproblemen (gebrochenes Herz, Rachedurst) gemacht hatte. Aber dann kam der Augenblick, als Bond mit M den alten Aston Martin aus der Garage holte - und von dort ging es dann mit Vollgas zurück ins Zwinkerzwinkerland.
William Boyd, ein Schotte wie Bond, ist den umgekehrten Weg gegangen. Seine frühen Bücher hatten oft eine Schlagseite zum Privatschulhumor, die letzten Thriller wurden dann immer ernster. Und auch seine James-Bond-Geschichte "Solo", geschrieben im Auftrag von Ian Flemings Sachwaltern, lebt jetzt von den Defekten der Hauptfigur: Bond ist getäuscht worden, und das treibt ihn um. Er fühlt sich von den eigenen Leuten instrumentalisiert, nicht zum ersten Mal, aber diesmal so, dass sein Loyalitätskonflikt und der internationale Konflikt, den er lösen sollte, sich ineinander verweben. Um beides zu entwirren, sondert er sich ab, operiert allein - daher der Titel des Buchs. Außerdem ist er nicht mehr solo: Da war eine Frau, die ihm mehr bedeutete als die vielen anderen, die ihn aber verriet. Was jetzt? Man jagt angenehm schnell durch diesen postkolonialen Fall um einen westafrikanischen Staat im Bürgerkrieg: Leider liegen die Bodenschätze aber in dem Teil von Zansarim, der sich losgesagt hat, und jetzt soll Bond dort infiltrieren, zersetzen, töten. Er sieht natürlich perfekt aus dabei: Kaum gelandet und geduscht in Afrika, "zog er ein weißes, kurzärmliges Aertex-Hemd, einen kakigrünen Anzug aus Baumwolldrillich sowie eine marineblaue Strickkrawatte an. Als er in seine weichen braunen Mokassins schlüpfte, dachte er kurz daran, die Strümpfe auszuziehen, verwarf den Gedanken jedoch."
Und dann wird getrunken. Es wird eigentlich ständig getrunken. Mit schönen Frauen und ohne. "Solo" erscheint zum sechzigsten Jubiläum von "Casino Royale", Flemings ersten Bond überhaupt. Ein kleiner, nostalgischer Spaß, genau richtig, um das Warten zu verkürzen: auf den nächsten Bond. Und den neuen Boyd.
Tobias Rüther
William Boyd: "Solo". Übersetzt von Patricia Klobusiczky. Berlin-Verlag, 368 Seiten, 19,99 Euro
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