Isabella Rossellini, hevorgegangen aus einer der berühmtesten Künstlerehen des 20. Jahrhunderts - ihre Mutter war Ingrid Bergman, ihr Vater Roberto Rossellini -, und als Filmschauspielerin und Photomodell selbst ein Weltstar, hat mit ihrer 1997 erschienenen Autobiographie ein literarisches Kabinettstück abgeliefert, das wir jetzt in unserer Literaturreihe neu auflegen. Some of Me war und ist ein Glücksfall, nicht nur in der Gattung der Künstlermemoiren. Originell, provokant, sprühend vor Witz und entwaffnender Selbstironie gibt Isabella Rossellini eine ebenso amüsante wie inspirierende Vorstellung weiblicher Lebenskunst. Spielerisch hält sie die Balance zwischen den vielen Rollen ihrer Künstlerexistenz und ihres Privatlebens als Tochter, Schwester, Geliebte, Ehefrau, Muse und Mutter. Und meisterlich versteht sie mit der Lust und Last zu jonglieren, die ein Image bigger than life mit sich bringt.Isabella Rossellini, die 1952 in Rom geboren wurde und seit ihrem 19. Lebensjahr in New York lebt, hat bei Schirmer/Mosel drei weitere Bücher veröffentlicht und 2013 die große Monographie über ihre Mutter, Ingrid Bergman. Ein Leben in Bildern, herausgegeben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2017Aus dem Liebesleben der Ameise
Isabella Rossellinis Autobiographie "Some of Me" in einer neuen Ausgabe
Isabella Rossellini war und ist Filmschauspielerin, frühes Supermodel, regieführende Amateurzoologin, alternative Landwirtin, Tochter aus einer der berühmtesten Künstlerehen des zwanzigsten Jahrhunderts, Ehefrau und Lebensgefährtin bekannter Filmregisseure, Förderin eines Kinos abseits großer Studioproduktionen. Und sie ist eine witzige, unprätentiöse, angenehm lakonische Erzählerin. "Some of Me" heißt der schmale Band, den sie vor zwanzig Jahren veröffentlichte und dessen seit langer Zeit vergriffene deutsche Übersetzung nun in einer neuen, auch mit Bildern ausgestatteten Ausgabe vorliegt.
Es ist kein wohlgesetzter autobiographischer Rückblick, der von Kindheitserinnerungen über Versuche im Journalismus zu den ersten Filmen und zur Model-Karriere und schließlich zur internationalen Berühmtheit in beiden "Fächern" führt, die Isabella Rossellini ohnehin nicht scharf voneinander getrennt sieht. Es geht vielmehr mit Sprüngen und Übergängen dahin, auch über viele Jahre hinweg.
Zum Beispiel von großen Nasen zu Martin Scorseses Auffassung, dass perfekte Filmsequenzen ihre fast unmerklichen Aussetzer haben müssen, weiter zu einer denkwürdigen Aufzugfahrt mit Katherine Hepburn und den schwarzen Fingernägeln der anderen Hepburn, um schließlich über die mediale Geschichte der eigenen Zahnlücke auf den Kosmetikkonzern Lancôme zu kommen, dessen Exklusivmodell für weltweit gespielte Werbekampagnen sie zwölf Jahre lang war.
Auf solchen Wegen ist auch zu lesen von römischen Ammen, der Familiengruft auf dem Campo Verano, vom Lügen in Autobiographien, den eigenen Kindern, der Mitarbeit an Madonnas Buch "Sex", natürlich von ihrer Rolle als gequälte Dorothy Vallens in "Blue Velvet", von guten Regisseuren oder geschätzten Fotografen. Was übrigens Gelegenheit gibt, das berühmte Diktum, der liebe Gott stecke im Detail, aus dem Mund Richard Avedons zu hören (der ja vielleicht Aby Warburg las). Und immer wieder geht es um die Eltern, Roberto Rossellini und Ingrid Bergman - beiden hat sie später noch Texte gewidmet -, in Erinnerungen und selbst in kleinen Totengesprächen.
So auch, wenn es um die bei der ersten Veröffentlichung des Buchs nur wenige Jahre zurückliegende Aufkündigung des äußert lukrativen Vertrags mit Lancôme geht, wo die mittlerweile Vierzigjährige als Gesicht der Marke nicht mehr opportun war. Im vorigen Jahr, ein knappes Vierteljahrhundert später, wurde sie dann wieder als Markenbotschaftern dieses Konzerns unter Vertrag genommen. An den Filmrollen seitdem und dem köstlichen "Green Porno", mit dem sie inzwischen als Erzählerin einiger Wunderbarkeiten der Fortpflanzung im Tierreich hervortrat, die auch schon in "Some of Me" gestreift werden - insbesondere das Liebesleben der Ameisen -, wird das kaum gelegen haben.
Demnächst erscheint ein schmales Bändchen, das nicht mehr Ameisen und Meeresgetier, sondern Federvieh von ihrer Farm in Long Island in Szene setzt. Kenner werden da an den Kurzfilm "The Chicken" denken, den Roberto Rossellini mit Ingrid Bergman im Jahr der Geburt von Isabella und ihrer Zwillingsschwester drehte. Aber jetzt geht's um wirkliches Geflügel.
HELMUT MAYER.
Isabella Rossellini: "Some of Me". Autobiographie.
Aus dem Englischen von Marion Kagerer. Schirmer/Mosel Verlag, München 2016. 192 S., Abb., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Isabella Rossellinis Autobiographie "Some of Me" in einer neuen Ausgabe
Isabella Rossellini war und ist Filmschauspielerin, frühes Supermodel, regieführende Amateurzoologin, alternative Landwirtin, Tochter aus einer der berühmtesten Künstlerehen des zwanzigsten Jahrhunderts, Ehefrau und Lebensgefährtin bekannter Filmregisseure, Förderin eines Kinos abseits großer Studioproduktionen. Und sie ist eine witzige, unprätentiöse, angenehm lakonische Erzählerin. "Some of Me" heißt der schmale Band, den sie vor zwanzig Jahren veröffentlichte und dessen seit langer Zeit vergriffene deutsche Übersetzung nun in einer neuen, auch mit Bildern ausgestatteten Ausgabe vorliegt.
Es ist kein wohlgesetzter autobiographischer Rückblick, der von Kindheitserinnerungen über Versuche im Journalismus zu den ersten Filmen und zur Model-Karriere und schließlich zur internationalen Berühmtheit in beiden "Fächern" führt, die Isabella Rossellini ohnehin nicht scharf voneinander getrennt sieht. Es geht vielmehr mit Sprüngen und Übergängen dahin, auch über viele Jahre hinweg.
Zum Beispiel von großen Nasen zu Martin Scorseses Auffassung, dass perfekte Filmsequenzen ihre fast unmerklichen Aussetzer haben müssen, weiter zu einer denkwürdigen Aufzugfahrt mit Katherine Hepburn und den schwarzen Fingernägeln der anderen Hepburn, um schließlich über die mediale Geschichte der eigenen Zahnlücke auf den Kosmetikkonzern Lancôme zu kommen, dessen Exklusivmodell für weltweit gespielte Werbekampagnen sie zwölf Jahre lang war.
Auf solchen Wegen ist auch zu lesen von römischen Ammen, der Familiengruft auf dem Campo Verano, vom Lügen in Autobiographien, den eigenen Kindern, der Mitarbeit an Madonnas Buch "Sex", natürlich von ihrer Rolle als gequälte Dorothy Vallens in "Blue Velvet", von guten Regisseuren oder geschätzten Fotografen. Was übrigens Gelegenheit gibt, das berühmte Diktum, der liebe Gott stecke im Detail, aus dem Mund Richard Avedons zu hören (der ja vielleicht Aby Warburg las). Und immer wieder geht es um die Eltern, Roberto Rossellini und Ingrid Bergman - beiden hat sie später noch Texte gewidmet -, in Erinnerungen und selbst in kleinen Totengesprächen.
So auch, wenn es um die bei der ersten Veröffentlichung des Buchs nur wenige Jahre zurückliegende Aufkündigung des äußert lukrativen Vertrags mit Lancôme geht, wo die mittlerweile Vierzigjährige als Gesicht der Marke nicht mehr opportun war. Im vorigen Jahr, ein knappes Vierteljahrhundert später, wurde sie dann wieder als Markenbotschaftern dieses Konzerns unter Vertrag genommen. An den Filmrollen seitdem und dem köstlichen "Green Porno", mit dem sie inzwischen als Erzählerin einiger Wunderbarkeiten der Fortpflanzung im Tierreich hervortrat, die auch schon in "Some of Me" gestreift werden - insbesondere das Liebesleben der Ameisen -, wird das kaum gelegen haben.
Demnächst erscheint ein schmales Bändchen, das nicht mehr Ameisen und Meeresgetier, sondern Federvieh von ihrer Farm in Long Island in Szene setzt. Kenner werden da an den Kurzfilm "The Chicken" denken, den Roberto Rossellini mit Ingrid Bergman im Jahr der Geburt von Isabella und ihrer Zwillingsschwester drehte. Aber jetzt geht's um wirkliches Geflügel.
HELMUT MAYER.
Isabella Rossellini: "Some of Me". Autobiographie.
Aus dem Englischen von Marion Kagerer. Schirmer/Mosel Verlag, München 2016. 192 S., Abb., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main