Marktplatzangebote
20 Angebote ab € 1,12 €
  • Gebundenes Buch

Ein Strandhaus bei Montauk, Long Island, Sommer 1943. Seit Wochen haben James und Anne Langer keine Nachricht von Rennie, ihrem Ältesten, der im Pazifik gegen die Japaner kämpft. Auch zu Hause wird Krieg geführt, denn James hat nach einer Affäre mit einer Schülerin seine Arbeit als Lehrer verloren und Anne rächt sich mit einer heimlichen Romanze. Als Rennie schwer verwundet nach Hause kommt, hilflos und seelisch ebenso versehrt wie körperlich, sind James und Anne gezwungen, ihr Leben neu zu ordnen ...

Produktbeschreibung
Ein Strandhaus bei Montauk, Long Island, Sommer 1943. Seit Wochen haben James und Anne Langer keine Nachricht von Rennie, ihrem Ältesten, der im Pazifik gegen die Japaner kämpft. Auch zu Hause wird Krieg geführt, denn James hat nach einer Affäre mit einer Schülerin seine Arbeit als Lehrer verloren und Anne rächt sich mit einer heimlichen Romanze. Als Rennie schwer verwundet nach Hause kommt, hilflos und seelisch ebenso versehrt wie körperlich, sind James und Anne gezwungen, ihr Leben neu zu ordnen ...
Autorenporträt
O'Nan, StewartStewart O'Nan wurde 1961 in Pittsburgh/Pennsylvania geboren und wuchs in Boston auf. Bevor er Schriftsteller wurde, arbeitete er als Flugzeugingenieur und studierte an der Cornell University Literaturwissenschaft. Für seinen Erstlingsroman «Engel im Schnee» erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis. Er veröffentlichte zahlreiche von der Kritik gefeierte Romane, darunter «Emily, allein» und «Die Chance», und eroberte sich eine große Leserschaft. Stewart O'Nan lebt in Pittsburgh.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.1999

Sommer der Züge
Stewart O'Nans neuer Roman als Vorabdruck in der F.A.Z.

Mit jedem neuen Roman scheint sich Stewart O'Nan, in kleinen Schritten vorangehend, eine amerikanische Landschaft und ein Stück aus der jüngsten Geschichte der Vereinigten Staaten erschließen zu wollen. "Engel im Schnee", sein erster Erfolg, spielt in den siebziger Jahren in einer Kleinstadt in Pennsylvania, die "Speed Queen", hierzulande sein zweites Buch, im automobilen Oklahoma der achtziger. Sein neuer Roman, "Sommer der Züge", sucht nun das Amerika während des Zweiten Weltkrieges, die Nähe einer seiner mittelgroßen Städte, die sich durch nichts Besonderes auszeichnen, durch keine Eigentümlichkeit auffallen. Alle Familien haben sich in das Schicksal ergeben, ihre wehrfähigen Söhne einrücken zu sehen, auf die ein Schiff wartet, das an einer ungewissen Küste landen wird.

Der Krieg ist da, auch wenn er weit entfernt geführt wird. Niemand kann, niemand soll sich ihm entziehen, fordert die Stimmung im Land. Jeder muß seiner Pflicht gegenüber der Gemeinschaft nachkommen und dem Krieg geben, was er von ihm verlangen wird. Eine bedrückende Atmosphäre liegt über den Häusern und auf den Gemütern der Mütter und Väter, Ehefrauen und Geliebten, Schwestern und kleinen Brüdern.

Doch auch daheim sterben die Menschen. James erreicht der Hilferuf seines allein lebenden Vaters, den ein erneuter Schlaganfall pflegebedürftig macht. James, seine Frau Anne und ihr jüngster Sohn Jay brechen die Zelte in ihrer Heimatstadt ab und fahren an die Küste, dorthin, wo der alte Mann auf seinen baldigen Tod wartet. Ihr ältester Sohn Rennie hat sich freiwillig zum Sanitätsdienst gemeldet und wird auf einem Kriegsschiff in Richtung Alaska transportiert, wo eine strategisch wichtige Insel, die in die Hand der Japaner gefallen ist, zurückerobert werden soll.

Die Familie, die sich zum Helfen aufmacht und den Kriegseinsatz ihres Ältesten mit Demut und Stolz trägt, hat selbst ihr kleines gemeinsames Glück zuvor schon verloren. James verspielte die Liebe und das Vertrauen seiner Frau, als er sich zu einer Liebschaft mit einer seiner Schülerinnen hinreißen ließ und dies vor seiner Frau nicht verbergen mochte. Ihr Sohn Rennie verweigerte in einer ersten Reaktion auf den Einberufungsbefehl den Kriegsdienst und landete darauf in einem Arbeitslager, zur Schande seiner ganzen Familie, auf welche die patriotischen Nachbarn mit dem Finger zu zeigen nicht müde wurden.

James muß seinen Beruf als Lehrer aufgeben und findet neue Arbeit in einer Waffenfabrik. Auch seine Frau Anne wird bald wieder als Krankenschwester arbeiten, während Jay morgens in aller Frühe Zeitungen austrägt und sich dann um seinen Großvater kümmert. Anne verliebt sich in einen Soldaten und kostet diese Leidenschaft in großen Zügen aus, bis eines Tages das gefürchtete Telegramm die Familie erreicht, das ihnen mitteilt, ihr Sohn müsse leider als vermißt gelten. Der kleine Jay wird während all der Wochen von Albträumen heimgesucht, in denen er seinen Bruder in einer Schlacht ums Leben kommen sieht. Seine Traumszenen gleichen den Bildern der Kriegsfilme, in die er immer wieder geht, gezwungen von der Hoffnung, daß er so mit seinem Bruder etwas teilen kann. Von ihnen allen fordert der Krieg seine Opfer.

Stewart O'Nan erweist sich in diesem Roman als ein Meister in der einfühlsamen Schilderung der kleinen amerikanischen Unglücksfamilien, welche die Hoffnung auf ein spätes, fernes Glück in einem trauten Kreis nicht aufgeben. Und er ist hier noch einen Schritt über den Familienkreis hinausgegangen, zurück in die Vergangenheit seines Landes, zu jenen Jahren, als das kleine Familienunglück vom großen Schrecken des Krieges überschattet wurde, das Leiden und Verfehlen daheim wie eine Torheit erschien angesichts des Leidens der Soldaten und doch alle das kleine Glücksverlangen, das Hoffen und Bangen beherrschte. Bis dann schließlich der Sohn mit zerschossenem Kinn zurückkommt und die Verhältnisse auf diesen hinfälligen Inseln des Zusammenlebens ins Lot bringt. Heute beginnen wir mit dem Vorabdruck dieses Romans. EBERHARD RATHGEB

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Stewart O'Nans neuer Roman zählt zu den Werken, die man leichtfüßig betritt und nur schweren Herzens wieder verläßt. Neue Zürcher Zeitung