Mit "Im Sommer" gewährt uns J. M. Coetzee überraschend Einblick in seine entscheidenden Lehrjahre als Schriftsteller. Aus Amerika zurückgekehrt, tuscheln die Verwandten hinter seinem Rücken: warum lebt er nur wieder hier in Südafrika bei seinem Vater und betoniert den Hof? Den Kopf voll Büchern und wilden Plänen, eine akademische Karriere, die nicht ins Laufen kommt, eine verheiratete Frau, die von dem rätselhaften Langhaarigen fasziniert ist, eine brasilianische Tänzerin, deren Tochter Nachhilfe braucht, schließlich die Cousine Margot und ein missglückter Ausflug ins Veld, der großen offenen Steppe, in der die Coetzee schon immer ihr Vieh hüteten.
Voller Ironie und Witz dreht Coetzee die Erzählperspektive um: nicht er schildert die Geschichte, sondern ein junger Autor, der ihn nie kennengelernt hat, aber nun an seiner Biographie schreibt. Um Stoff zu gewinnen, interviewt er die Frauen dieses Sommers. Auf seinem Tonband sammeln sich ungeschminkte Porträts eines Künstlers als junger Mann, der über sein eigenes Begehren stolpert, aber schließlich die Stimme findet, deren Unbestechlichkeit wir so bewundern.
Voller Ironie und Witz dreht Coetzee die Erzählperspektive um: nicht er schildert die Geschichte, sondern ein junger Autor, der ihn nie kennengelernt hat, aber nun an seiner Biographie schreibt. Um Stoff zu gewinnen, interviewt er die Frauen dieses Sommers. Auf seinem Tonband sammeln sich ungeschminkte Porträts eines Künstlers als junger Mann, der über sein eigenes Begehren stolpert, aber schließlich die Stimme findet, deren Unbestechlichkeit wir so bewundern.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit "Sommer meines Lebens" hat Angela Schader einen weiteren Roman von J. M. Coetzee gelesen, der autobiografisch daherkommt und diesen Anspruch zugleich untergräbt. Ein wichtiger Unterschied zu früheren Büchern ist ihr aber ins Auge gesprungen: Während in "Der Junge" oder "Tagebuch eines schlimmen Jahres" mit fast "masochistischem" Blick auf das Alter Ego geschaut wird, spiegelt sich hier die Person des soeben verstorbenen John M. Coetzees in den Augen von vier Frauen, die den Schriftsteller zu Lebzeiten gekannt haben, erklärt die Rezensentin. Die werden von einem jungen Literaturwissenschaftler interviewt, der die Jahre 1972 bis 1975 biografisch erkunden will und dafür Aufzeichnungen des späteren Literaturnobelpreisträgers auswertet und Gespräche führt, was aber nicht heißt, dass das Urteil über ihn so viel milder ausfällt, wie Schader klarstellt. Dennoch, hier ist mehr "Wärme" zu spüren, zumal sich Teile des Buches auch wie eine "Entschuldigung" gegenüber den in früheren Büchern eher kühl behandelten Geliebten sowie den alternden Vater liest, bei dem der in dieser Zeit als völlig mittellos dargestellte John M. Coetzee unterschlüpft. Als reizvolles und "irritierendes" Spiel mit Fakten und Fiktion scheint die Rezensentin diesen Roman genossen zu haben, der aber mit Sicherheit späteren Biografen keine Hilfe sein wird, wie sie bekräftigt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH