Sein Einsatz für bedrohte Tierarten hat Wilkie Walker weltberühmt gemacht. Mit 70 aber merkt Walker plötzlich, daß er selbst vom Aussterben bedroht ist, und verfällt in tiefe Depression. Damit er wieder lebenslustig wird, schlägt seine um 24 Jahre jüngere, treuergebene Frau Jenny ihm einen Szenenwechsel vor: Key West in Florida, berühmt für seine exotische Pflanzenwelt und das nicht weniger bunte Völkchen, das die Insel bewohnt. Doch die Ortsveränderung hat für beide unerwartete Folgen...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2000Salzmarschmäuse
Alison Lurie schickt ihre Helden ins seichte Gewässer
Alison Luries Held, ein professoraler Umweltschützer und Verfasser popularwissenschaftlicher Bücher über die Salzmarschmaus und die Blutbuche, begibt sich nach Florida, um in Key West seinen Selbstmord unauffällig in Szene zu setzen. Grund für dieses heimliche Tun ist, daß er sich für unheilbar krank hält. Begleitet wird er auf dieser letzten Reise von seiner sehr viel jüngeren und damenhaft kühlen Frau Jenny, die den Gemahl zu ihrem ausschließlichen Lebensinhalt gemacht hat.
Dies ist das Szenario einer Komödie, wie sie Alison Lurie, Jahrgang 1926, Professorin für Englische Literatur an der renommierten amerikanischen Cornell-Universität, zu ihrer Spezialität gemacht hat. In der "Letzten Zuflucht" des subtropischen Badeparadieses - "Last Resort" lautet der Originaltitel des 1998 publizierten Buchs - werden die Karten neu gemischt. Der Tod entzieht sich nämlich dem alten Griesgram. Und die blasse, ängstliche Gattin findet in den Armen einer feministisch angehauchten Lesbierin, welche im Meer auf ihre Schreie "Aua! Hilfe!" helfend gegen die Attacken einer Qualle beigeschwommen ist, ein neues Glück.
Allerlei bunte Gestalten, Alt-Hippies, Aidskranke, Homosexuelle, Öko-Freaks, welche die Rettung der Rundschwanzseekühe auf ihr Panier geschrieben haben, Bonzen, Proleten und Reaktionäre aller Art (vom Übersetzer "Wertkonservative" genannt) bevölkern die Szenen. Das ist allerdings nur von mäßigem Unterhaltungswert, zumal es in einer plakativen Sprache geboten wird. Alison Lurie tippt in dem Roman Themen an, die durchaus interessant sind, wie Ehe und Liebe, Alter und Tod, die Exzesse wissenschaftlicher und politischer Karrieren. Doch da sie sich nicht zwischen Realismus und Satire entscheiden kann, schlägt das Unternehmen fehl. Die Figuren sind weder realistisch glaubwürdig noch übertrieben genug, um Mißstände in der Gesellschaft bloßzustellen, sondern bloß dumm und läppisch. So hinterläßt dieses Potpourrie einen faden Nachgeschmack.
RENATE SCHOSTACK.
Alison Lurie: "Sommer in Key West". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Hans-Christian Oeser. Diogenes Verlag, Zürich 2000. 366 S., geb., 39,90 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alison Lurie schickt ihre Helden ins seichte Gewässer
Alison Luries Held, ein professoraler Umweltschützer und Verfasser popularwissenschaftlicher Bücher über die Salzmarschmaus und die Blutbuche, begibt sich nach Florida, um in Key West seinen Selbstmord unauffällig in Szene zu setzen. Grund für dieses heimliche Tun ist, daß er sich für unheilbar krank hält. Begleitet wird er auf dieser letzten Reise von seiner sehr viel jüngeren und damenhaft kühlen Frau Jenny, die den Gemahl zu ihrem ausschließlichen Lebensinhalt gemacht hat.
Dies ist das Szenario einer Komödie, wie sie Alison Lurie, Jahrgang 1926, Professorin für Englische Literatur an der renommierten amerikanischen Cornell-Universität, zu ihrer Spezialität gemacht hat. In der "Letzten Zuflucht" des subtropischen Badeparadieses - "Last Resort" lautet der Originaltitel des 1998 publizierten Buchs - werden die Karten neu gemischt. Der Tod entzieht sich nämlich dem alten Griesgram. Und die blasse, ängstliche Gattin findet in den Armen einer feministisch angehauchten Lesbierin, welche im Meer auf ihre Schreie "Aua! Hilfe!" helfend gegen die Attacken einer Qualle beigeschwommen ist, ein neues Glück.
Allerlei bunte Gestalten, Alt-Hippies, Aidskranke, Homosexuelle, Öko-Freaks, welche die Rettung der Rundschwanzseekühe auf ihr Panier geschrieben haben, Bonzen, Proleten und Reaktionäre aller Art (vom Übersetzer "Wertkonservative" genannt) bevölkern die Szenen. Das ist allerdings nur von mäßigem Unterhaltungswert, zumal es in einer plakativen Sprache geboten wird. Alison Lurie tippt in dem Roman Themen an, die durchaus interessant sind, wie Ehe und Liebe, Alter und Tod, die Exzesse wissenschaftlicher und politischer Karrieren. Doch da sie sich nicht zwischen Realismus und Satire entscheiden kann, schlägt das Unternehmen fehl. Die Figuren sind weder realistisch glaubwürdig noch übertrieben genug, um Mißstände in der Gesellschaft bloßzustellen, sondern bloß dumm und läppisch. So hinterläßt dieses Potpourrie einen faden Nachgeschmack.
RENATE SCHOSTACK.
Alison Lurie: "Sommer in Key West". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Hans-Christian Oeser. Diogenes Verlag, Zürich 2000. 366 S., geb., 39,90 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Fans wissen, daß sie beißende Ironie mit warmer Menschenliebe mildert und die schwierigsten Themen mit heiterer Eleganz bewältigt."
(Buchkultur)
"Ein wunderbar menschliches Zeugnis der Könnerin Lurie über Egoismus und das ewige Sich-Mißverstehen."
(Focus)
"In scheinbar trivialem Ton strickt Alison Lurie einen Sommerroman, der durch milde Ironie und Abgeklärtheit amüsiert und der die Balance zwischen blumiger Breitflächigkeit, sanftem Spott und subtilem Sprengstoff spielerisch hält."
(Hannoversche Allgemeine Zeitung)
"Sommer in Key West sprüht ironische Funken über das Außenseitertum. Ein außergewöhnliches Menschenporträt."
(Tiroler Tageszeitung)
"Ein Buch, das mit viel feinsinnigem Witz, emotionaler Wärme und einer vergnüglichen Prise Ironie von Prominenz und Liebe, Altersangst und Freundschaft erzählt."
(Vital)
(Buchkultur)
"Ein wunderbar menschliches Zeugnis der Könnerin Lurie über Egoismus und das ewige Sich-Mißverstehen."
(Focus)
"In scheinbar trivialem Ton strickt Alison Lurie einen Sommerroman, der durch milde Ironie und Abgeklärtheit amüsiert und der die Balance zwischen blumiger Breitflächigkeit, sanftem Spott und subtilem Sprengstoff spielerisch hält."
(Hannoversche Allgemeine Zeitung)
"Sommer in Key West sprüht ironische Funken über das Außenseitertum. Ein außergewöhnliches Menschenporträt."
(Tiroler Tageszeitung)
"Ein Buch, das mit viel feinsinnigem Witz, emotionaler Wärme und einer vergnüglichen Prise Ironie von Prominenz und Liebe, Altersangst und Freundschaft erzählt."
(Vital)