»Woanders weiß er selber, wer er ist, hier wissen es die anderen. Das ist Heimat.«
»Storys, ehrlich, wo du hinguckst. Die liegen praktisch auf der Straße, die musst du nur aufheben!« Frank Goosens neuer Roman zelebriert ein Heimatwochenende voller skurriler Figuren - mit Fußball und Musik, mit großen Entscheidungen und viel Gefühl.
Onkel Hermann, der seit dem Tod von Stefans Eltern in Bochum die Stellung hielt, ist gestorben, und Stefan muss zurück in die Heimat, um das kleine Bergarbeiterreihenhaus seiner Familie zu verkaufen. Zwei Tage, den Termin mit dem Makler hinter sich bringen, sich mit ein, zwei Leuten treffen, die es verdienen, und schnell wieder zurück nach München, ins wahre Leben. Rein, raus, keine Gefangenen. Das war der Plan. Doch schneller als man es für möglich hält, wird man in der Enge der Heimat zu Erinnerungen und Entscheidungen verurteilt.Just an diesem Wochenende wird die Sperrung der A40 im Ruhrgebiet zum kulturellen Happening, dessen Sog Stefan sich nicht entziehen kann. Und alle sind sie da, alle, mit denen er aufgewachsen ist: Toto, der Ver sager, Diggo, sein brutales Herrchen, Frank, der Statthalter, Karin, die Verwirrmaschine, Omma Luise, die Frau, die alles mitgemacht hat. Und Charlie. Sandkastenfreundin, nicht-leibliche Schwester, Jugendliebe. Keine Frau kennt Stefan so gut - und wegen keiner Frau ist er so viele Jahre einem Ort ferngeblieben ...Ein rasanter Roadtrip durch den »Pott« von heute; ein urkomischer Roman voller Wehmut und Tiefgang. Cool und sentimental, derb-witzig und warmherzig. Frank Goosen ist ein Meister der Zwischentöne und versteht es wie kein anderer, auf unbeschwerte Weise die großen Lebensthemen zu verhandeln.
»Storys, ehrlich, wo du hinguckst. Die liegen praktisch auf der Straße, die musst du nur aufheben!« Frank Goosens neuer Roman zelebriert ein Heimatwochenende voller skurriler Figuren - mit Fußball und Musik, mit großen Entscheidungen und viel Gefühl.
Onkel Hermann, der seit dem Tod von Stefans Eltern in Bochum die Stellung hielt, ist gestorben, und Stefan muss zurück in die Heimat, um das kleine Bergarbeiterreihenhaus seiner Familie zu verkaufen. Zwei Tage, den Termin mit dem Makler hinter sich bringen, sich mit ein, zwei Leuten treffen, die es verdienen, und schnell wieder zurück nach München, ins wahre Leben. Rein, raus, keine Gefangenen. Das war der Plan. Doch schneller als man es für möglich hält, wird man in der Enge der Heimat zu Erinnerungen und Entscheidungen verurteilt.Just an diesem Wochenende wird die Sperrung der A40 im Ruhrgebiet zum kulturellen Happening, dessen Sog Stefan sich nicht entziehen kann. Und alle sind sie da, alle, mit denen er aufgewachsen ist: Toto, der Ver sager, Diggo, sein brutales Herrchen, Frank, der Statthalter, Karin, die Verwirrmaschine, Omma Luise, die Frau, die alles mitgemacht hat. Und Charlie. Sandkastenfreundin, nicht-leibliche Schwester, Jugendliebe. Keine Frau kennt Stefan so gut - und wegen keiner Frau ist er so viele Jahre einem Ort ferngeblieben ...Ein rasanter Roadtrip durch den »Pott« von heute; ein urkomischer Roman voller Wehmut und Tiefgang. Cool und sentimental, derb-witzig und warmherzig. Frank Goosen ist ein Meister der Zwischentöne und versteht es wie kein anderer, auf unbeschwerte Weise die großen Lebensthemen zu verhandeln.
Der neue Roman von Kultautor Frank Goosen Ein hinreißend witziger, cooler und warmherziger Roadtrip durch den "Pott" - und die Geschichte einer großen Liebe Für alle Fans seines Bestsellers "Radio Heimat"
Der neue Roman von Kultautor Frank Goosen. Ein hinreißend witziger, cooler und warmherziger Roadtrip durch den "Pott" - und die Geschichte einer großen Liebe.
Der neue Roman von Kultautor Frank Goosen. Ein hinreißend witziger, cooler und warmherziger Roadtrip durch den "Pott" - und die Geschichte einer großen Liebe.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2012Zum Schrebergarten drängt doch alles
Heimkehr des erschöpften Selbst: Frank Goosen erkundet in "Sommerfest" die Sehnsucht nach Beständigkeit
Ein Videoclip auf der Website von Frank Goosen trägt den Titel "Unterwegs in Sachen Komik". Er zeigt den Bochumer des Schriftstellers und Kabarettisten 2007 auf einer Autofahrt ins nahe Oberhausen zu einer Vorstellung. Am Steuer räsoniert er über die richtige Einstellung, die es für einen erfolgreichen Abend braucht, bricht diese Erörterungen bei dem erhabenen Anblick riesenhafter Oberlandleitungen vor rotem Abendhimmel jedoch ergriffen ab: "Dieser glühende Himmel und davor diese Zeugnisse menschlicher Technik", heißt es da, "das kannst du auch nur schön finden, wenn du hier aufgewachsen bist, glaub ich - aber es sieht schon geil aus."
Diese gefühlsbetonte Heimatverbundenheit, die auch dort noch wahre Schönheit erkennt, wo andere nur ein schnödes Stahlgebilde erblicken, liegt auch "Sommerfest" zugrunde, Goosens neuem Roman, der sich wie der vorangegangene "Radio Heimat - Geschichten von Zuhause" (2010) und das Kabarettprogramm "A 40 - Geschichten von hier" (2007) der äußeren Gestalt und inneren Bedeutung der Ruhrpottherkunft widmet. Der Roman erzählt die Geschichte des in Bochum geborenen und aufgewachsenen, aber schon lange in München lebenden Schauspielers Stefan Zöllner, der für ein Wochenende in die Heimat zurückkehrt. Das Bergarbeiterreihenhaus seiner verstorbenen Eltern soll verkauft werden. In der Nachbarschaft hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast nichts geändert - allein das Büdchen ums Eck verfügt nun über einen Kaffeeautomaten.
Und so wird der Kurztripp in die Heimat zum Kurztripp in die Vergangenheit. Zwischen Schrebergarten und Dönerladen, Fußballplatz und stillgelegtem Förderturm trifft Stefan alte Freunde wieder, darunter auch Charlie, seine Jugendliebe. Die alten Gefühle flammen wieder auf, bis Stefan zu guter Letzt in einer kinoreifen Schlussszene aus dem Zug nach München springt und an der Tür seiner alten, neuen Freundin klingelt. So weit, so schematisch.
Dabei blickt der Heimkehrer über weite Strecken mit Distanz auf die "geistige Enge" der Kumpelregion; das "Gelaber über Arbeit und Fußball", der "Dreck", die "hässlichen Bahnhöfe" und die "fehlende Landschaft", die Stefan einst in die Flucht geschlagen haben, lösen weiterhin Abwehrreflexe in ihm aus. Und leider bald auch im Leser. In langen Kaskaden präsentiert der Erzähler immer noch einen typischen Spruch, noch eine skurrile Anekdote, was auf Dauer ermüdet. Stefan hingegen registriert die ihm fremd gewordene Sprachumgebung in fast soziolinguistischer Manier: "Drinne haben sie früher immer gesagt. Das sind so Heimat-Wörter, wie es auch Heimat-Zeitformen gibt, und die typische Heimat-Zeitform in dieser Gegend ist immer das Plusquamperfekt gewesen. Da war ich drinne gewesen. Kannze vergessen."
Obwohl der Romanheld diesen Blick bis zum Ende nicht aufgibt, erkennt er doch, dass sein Befremden bloß auf Äußerlichkeiten beruht, die innere Verbundenheit mit der Heimat dadurch allerdings unberührt bleibt. Er spürt, dass die Menschen hier "so tief" in sein Leben und seine Erinnerungen "eingelagert" sind, "dass er nicht von ihnen loskommt", "dass er sie nicht vergessen könnte, selbst wenn er sie von heute an nie wiedersehen würde". Das Leben in München widersprach der Identität des dort nur mäßig erfolgreichen Schauspielers, ja, es war selbst nur eine lügenhafte Inszenierung. Mit seiner Reisetasche schickt Stefan auch seine Persönlichkeit per Bahn zurück nach Bayern.
"Sommerfest" schildert ein verspätetes coming of age, in dem die Heimkehr den End- und Zielpunkt einer Ich-Werdung darstellt. Zuletzt hat die Heimat ihren an die Fremde verlorenen Sohn wieder - und der Sohn sein in der Fremde verlorenes Selbst. Das ist im Kern so konservativ wie einfach: Goosen erzählt, schmunzelnd und ironiefrei, vom Beständigen, vom Unveränderlichen, das den gegenwärtigen Forderungen nach Flexibilität und Selbstoptimierung entgegensteht - eine moderneskeptische Haltung, wie sie die Heimatliteratur seit dem späten neunzehnten Jahrhundert kennt. Wenn sich also eine der Figuren über "das neue Bedürfnis nach Geborgenheit" bei den "jungen Leuten" auslässt, ist der Kommentar durchaus als ein Deutungsangebot zu verstehen: Mit seinem Roman führt Goosen das erschöpfte Selbst nach Hause. Wer will, mag folgen.
KAI SINA
Frank Goosen: "Sommerfest".
Roman.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012. 318 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Heimkehr des erschöpften Selbst: Frank Goosen erkundet in "Sommerfest" die Sehnsucht nach Beständigkeit
Ein Videoclip auf der Website von Frank Goosen trägt den Titel "Unterwegs in Sachen Komik". Er zeigt den Bochumer des Schriftstellers und Kabarettisten 2007 auf einer Autofahrt ins nahe Oberhausen zu einer Vorstellung. Am Steuer räsoniert er über die richtige Einstellung, die es für einen erfolgreichen Abend braucht, bricht diese Erörterungen bei dem erhabenen Anblick riesenhafter Oberlandleitungen vor rotem Abendhimmel jedoch ergriffen ab: "Dieser glühende Himmel und davor diese Zeugnisse menschlicher Technik", heißt es da, "das kannst du auch nur schön finden, wenn du hier aufgewachsen bist, glaub ich - aber es sieht schon geil aus."
Diese gefühlsbetonte Heimatverbundenheit, die auch dort noch wahre Schönheit erkennt, wo andere nur ein schnödes Stahlgebilde erblicken, liegt auch "Sommerfest" zugrunde, Goosens neuem Roman, der sich wie der vorangegangene "Radio Heimat - Geschichten von Zuhause" (2010) und das Kabarettprogramm "A 40 - Geschichten von hier" (2007) der äußeren Gestalt und inneren Bedeutung der Ruhrpottherkunft widmet. Der Roman erzählt die Geschichte des in Bochum geborenen und aufgewachsenen, aber schon lange in München lebenden Schauspielers Stefan Zöllner, der für ein Wochenende in die Heimat zurückkehrt. Das Bergarbeiterreihenhaus seiner verstorbenen Eltern soll verkauft werden. In der Nachbarschaft hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast nichts geändert - allein das Büdchen ums Eck verfügt nun über einen Kaffeeautomaten.
Und so wird der Kurztripp in die Heimat zum Kurztripp in die Vergangenheit. Zwischen Schrebergarten und Dönerladen, Fußballplatz und stillgelegtem Förderturm trifft Stefan alte Freunde wieder, darunter auch Charlie, seine Jugendliebe. Die alten Gefühle flammen wieder auf, bis Stefan zu guter Letzt in einer kinoreifen Schlussszene aus dem Zug nach München springt und an der Tür seiner alten, neuen Freundin klingelt. So weit, so schematisch.
Dabei blickt der Heimkehrer über weite Strecken mit Distanz auf die "geistige Enge" der Kumpelregion; das "Gelaber über Arbeit und Fußball", der "Dreck", die "hässlichen Bahnhöfe" und die "fehlende Landschaft", die Stefan einst in die Flucht geschlagen haben, lösen weiterhin Abwehrreflexe in ihm aus. Und leider bald auch im Leser. In langen Kaskaden präsentiert der Erzähler immer noch einen typischen Spruch, noch eine skurrile Anekdote, was auf Dauer ermüdet. Stefan hingegen registriert die ihm fremd gewordene Sprachumgebung in fast soziolinguistischer Manier: "Drinne haben sie früher immer gesagt. Das sind so Heimat-Wörter, wie es auch Heimat-Zeitformen gibt, und die typische Heimat-Zeitform in dieser Gegend ist immer das Plusquamperfekt gewesen. Da war ich drinne gewesen. Kannze vergessen."
Obwohl der Romanheld diesen Blick bis zum Ende nicht aufgibt, erkennt er doch, dass sein Befremden bloß auf Äußerlichkeiten beruht, die innere Verbundenheit mit der Heimat dadurch allerdings unberührt bleibt. Er spürt, dass die Menschen hier "so tief" in sein Leben und seine Erinnerungen "eingelagert" sind, "dass er nicht von ihnen loskommt", "dass er sie nicht vergessen könnte, selbst wenn er sie von heute an nie wiedersehen würde". Das Leben in München widersprach der Identität des dort nur mäßig erfolgreichen Schauspielers, ja, es war selbst nur eine lügenhafte Inszenierung. Mit seiner Reisetasche schickt Stefan auch seine Persönlichkeit per Bahn zurück nach Bayern.
"Sommerfest" schildert ein verspätetes coming of age, in dem die Heimkehr den End- und Zielpunkt einer Ich-Werdung darstellt. Zuletzt hat die Heimat ihren an die Fremde verlorenen Sohn wieder - und der Sohn sein in der Fremde verlorenes Selbst. Das ist im Kern so konservativ wie einfach: Goosen erzählt, schmunzelnd und ironiefrei, vom Beständigen, vom Unveränderlichen, das den gegenwärtigen Forderungen nach Flexibilität und Selbstoptimierung entgegensteht - eine moderneskeptische Haltung, wie sie die Heimatliteratur seit dem späten neunzehnten Jahrhundert kennt. Wenn sich also eine der Figuren über "das neue Bedürfnis nach Geborgenheit" bei den "jungen Leuten" auslässt, ist der Kommentar durchaus als ein Deutungsangebot zu verstehen: Mit seinem Roman führt Goosen das erschöpfte Selbst nach Hause. Wer will, mag folgen.
KAI SINA
Frank Goosen: "Sommerfest".
Roman.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012. 318 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Ruhrpott ist die Region, wo es keine Kultur und keine Landschaft gibt, sondern Büdchen, Arbeit und Fußball. Hierhin lässt Frank Goosen seinen Protagonisten, den Münchner Schauspieler Stefan, zurückkehren, um das Bergarbeiterreihenhaus seiner verstorbenen Eltern zu verkaufen. Dass dieser Stefan dabei nur äußerliche Abwehrreflexe - etwa gegen das rheinische Plusquamperfekt - entwickelt, innerlich aber nach Hause kommt, das überrascht den Rezensenten Kai Sina schon. So konservativ und vollkommen ironiefrei hat er die Geschichte vom verlorenen Sohn lange nicht gelesen. Und all die Anekdoten und Skurrilitäten, die Frank Goosen hier zusammenträgt, scheint er auch schon mal gehört zu haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»[Goosen ist] ein Mann, der die besten Heimatgeschichten des Landes erzählt. Er kann dies idiomatisch, seine Sprache ist körperlich spürbar.« taz 20120308