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»Sensationell gut geschrieben.« Spiegel Online über Lara Schützsacks Debüt »Und auch so bitterkalt«
Warum die elfjährige Gustav 'Gustav' genannt wird, weiß niemand so genau, es ist für diese Geschichte aber auch nicht so wichtig. Der Sommer steht vor der Tür, und Gustavs Eltern haben den Familienurlaub in Dänemark abgesagt. Sie haben nämlich Midlife-Crisis (das ist Pubertät für Eltern) und brauchen Abstand. Zu allem Überfluss bekommt Gustav Busen, und wie bitteschön soll man mit zwei Erbsen auf der Brust ins Freibad gehen, als wäre alles wie immer? Gustav spürt, dass dieser Sommer das Ende…mehr

Produktbeschreibung
»Sensationell gut geschrieben.« Spiegel Online über Lara Schützsacks Debüt »Und auch so bitterkalt«

Warum die elfjährige Gustav 'Gustav' genannt wird, weiß niemand so genau, es ist für diese Geschichte aber auch nicht so wichtig. Der Sommer steht vor der Tür, und Gustavs Eltern haben den Familienurlaub in Dänemark abgesagt. Sie haben nämlich Midlife-Crisis (das ist Pubertät für Eltern) und brauchen Abstand. Zu allem Überfluss bekommt Gustav Busen, und wie bitteschön soll man mit zwei Erbsen auf der Brust ins Freibad gehen, als wäre alles wie immer? Gustav spürt, dass dieser Sommer das Ende von vielem Vertrauten ist - und der Anfang von allem!

Zart, poetisch und liebevoll schreibt Lara Schützsack von den winzigen Verschiebungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringen, und die manchmal, vollkommen unbemerkt, ein kleines Erdbeben auslösen können.
Autorenporträt
Lara Schützsack, geboren 1981 in Hamburg, studierte Germanistik, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften sowie Amerikanische Literatur und Kultur an der Universität Potsdam. Es folgte ein Drehbuchstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Lara Schützsack lebt und arbeitet als Autorin in Berlin.  Literaturpreise für ¿Und auch so bitterkalt¿ - Ulla-Hahn-Autorenpreis 2014 - Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2014 Literaturpreise für ¿Sonne, Moon und Sterne¿ - Paul Maar-Preis für junge Talente - Korbinian 2019
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.05.2019

Auch das Gegenteil ist ein Klischee
Zwei Erbsen in der Pubertät: Lara Schützsack erfindet das Mädchen Gustav

"Man ist nie wieder so daneben. Man ist nie wieder so naiv. Und liebt so intensiv" singt Thomas Pigor in seinem Chanson "Pubertät". Im Rückblick ist die Pubertät für die meisten etwas Tolles. Für ihre Insassen eher nicht. Vor allem nicht am Anfang, jenem Moment, der wie ein winziger Riss im Papier das Geradenoch der Kindheit vom Großsein trennt. Vielleicht ist es ein Glück, dass das so schnell in das Erwarten mündet und in die Zeit, in der das Gehirn erst wegen Umbau geschlossen und dann bereit ist für Quatsch, Sex, Rebellion und tiefe Gedanken.

Mit den tiefen Gedanken haben es Sara und Ramona, die älteren Schwestern von Gustav, nicht so sehr. Dafür aber mit Knutschen, Nagellack, gemeinsam aus einem Doppelstecker Musik hören und so weiter. Gustav also, kurz vor dem zwölften Geburtstag, weiß, welche Schrecken die Pubertät bereithält: Man befindet sich schlagartig in der geistigen Leere, der "Pampa der Menschheit". Und Gustav ahnt, dass es auch bei ihr bald so weit sein wird.

Ja, bei ihr: Gustav ist ein Mädchen. Wie sie auf ihrer Geburtsurkunde heißt, wird auf 240 Seiten nicht verraten. "Manchmal denkt Gustav, dass nicht mal ihre Eltern ihren eigentlichen Namen noch kennen" steht als Vorwort auf den ersten Seiten. Gustav also, die da zwei kleine Erbsen wachsen fühlt, wo ihre Brust eben noch flach war, ist die Hauptfigur von Lara Schützsacks Roman "Sonne, Moon und Sterne". Aus ihrer Perspektive wird erzählt von einem Sommer der Umbrüche, Rätsel und Traurigkeiten, der Abschiede. Man könnte einfach sagen: der Pubertät. Würden diese Brüche nicht auch Gustavs Eltern, ihre Schwestern, den Familienhund und auch den neuen Klassenkameraden Moon betreffen.

Mit dem Mond hat vor fünf Jahren Lara Schützsacks preisgekrönter Debütroman "Und auch so bitterkalt" begonnen. Nun kommt ein Junge namens Moon in Gustavs Leben, und auch der Titel ihres zweiten Pubertäts-Familienromans spielt auf ein Kinderlied an. In Schützsacks erstem Roman ging es vor allem um Magersucht, erzählt aus der Sicht der jüngeren Schwester einer Magersüchtigen. Bei "Sonne, Moon und Sterne" lässt sich schwer sagen, worum es eigentlich geht. Trotz der Passagen, die versuchen, diesen Riss im Kinderleben poetisch zu fassen. Wäre es ein Entwurf zu einem Drehbuch, wie sie Lara Schützsack auch schreibt ("Draußen ist Sommer"), würde man behaupten, es sei eine Familien-Tragikomödie mit offenem Ende. Und vieles in der Art der Szenenbeschreibung erinnert auch an die Vorstudie zu einem Film.

Vor allem ist es aber eine, die fast kein Thema auslässt, das gerade en vogue ist. Varianten von Geschlechterverhandlungen: Moon ist ein Junge mit Glitzerleggings und langen Haaren, das Gegenstück zu der kurzhaarigen Gustav in Shorts. Gustavs beste Freundin hat zwei Mütter, die sie ebenso wenig Mama nennt wie Gustav ihre Eltern Mutter und Vater, es sind Erik und Iris, die uns vorführen, dass auch eine betont umgekehrte Rollenverteilung - sie ist die erfolgreiche Marketingchefin, er der Hausmann - ein Klischee sein kann. Dazu kommen: Trennung der Eltern, Midlife-Crisis, die ebenso flapsig wie klischeehaft als Pubertät für Eltern beschrieben wird, die schwere Erkrankung von Iris' bester Freundin (das Wort Krebs allerdings wird vermieden), die bipolare Erkrankung von Moons Mutter Yella und der Tod des Familienhundes Sand, den Gustav innig liebt.

Über dieser Fülle an Problemen muss der Text sich ganz schön anstrengen, Gustav in der Mitte zu halten. Das gelingt durchaus, denn Gustavs Blick auf die Dinge hält manche überraschende Perspektive bereit. Schützsack, die selbst als Musikberaterin beim Film gearbeitet hat, gibt ihr zum Beispiel ein Gespür für Pop und Folk mit, was die Beziehung zum Vater, einem nicht sehr erfolgreichen Musikjournalisten, innig und besonders macht, samt eingeschobener Song-Zitate. Die kindliche, ratlose Liebe des jüngsten Kindes zu den so unterschiedlichen und schwer mit sich selbst beschäftigten Eltern beschreibt Schützsack mit kleinen wie beiläufigen Szenen und Dialogen, die eine große Stärke des Textes sind.

Leider drängen sich dazwischen nicht nur Charakterisierungen, die, gerade aus der Perspektive Gustavs erzählt, banal und wie erfunden wirken; auch Platitüden über die Schwestern, elegische Abhandlungen über Liebe und Verlust, Versuche, poetische Einsprengsel zu schaffen, erzeugen immer wieder einen merkwürdig falschen Ton. Vielleicht ist es der Ton dessen, der schon auf der anderen Seite des Risses steht.

EVA-MARIA MAGEL

Lara Schützsack: "Sonne, Moon und Sterne". Roman.

FischerSauerländer, Frankfurt 2019. 240 S., geb., 14,- [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Ihre Sprache ist so schwungvoll und lebhaft, von Humor und zuweilen auch Wehmut gesprenkelt, dass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören möchte. Cornelia Geißler Berliner Zeitung 20190302