Der erste Satz des Rückentextes verführt nicht gerade dazu voller Ungeduld und Vorfreude zu diesem Buch zu greifen: "Beten und töpfern - in Barts Leben scheint alles vorhersehbar", hört sich doch eher nach Langeweile und Eintönigkeit an? Allerdings machen die Hinweise auf einen Notruf, ausgefallene
Triebwerke und dem scheinbar sicheren Tod ja doch neugierig, umso mehr, als das ich im letzten Jahr…mehrDer erste Satz des Rückentextes verführt nicht gerade dazu voller Ungeduld und Vorfreude zu diesem Buch zu greifen: "Beten und töpfern - in Barts Leben scheint alles vorhersehbar", hört sich doch eher nach Langeweile und Eintönigkeit an? Allerdings machen die Hinweise auf einen Notruf, ausgefallene Triebwerke und dem scheinbar sicheren Tod ja doch neugierig, umso mehr, als das ich im letzten Jahr David Jones' deutsches Debüt "Wild" gelesen habe, um das ich lange herumgeschlichen bin und letztendlich auf Grund des Covers zugegriffen habe. Genau wie in "Wild" erwartet den Leser auch in "Sonnensturz" eine sehr schräge Geschichte, in der David Jones' es schafft auf gerade mal 240 Seiten viel Inhalt, Abenteuer, interessante Charaktere und Moral zu vermitteln.
Man sollte sich nicht davon abschrecken lassen, dass sich die gesamte Handlung an Bord eines Klosterraumschiffs abspielt. Wenn die Mönche tatsächlich nur den ganzen Tag gebetet hätten, hätte ich das Buch entweder an die Wand geklatscht oder wäre darüber seelig eingeschlummert, aber im Gegenteil habe ich "Sonnensturz" an einem einzigen Tag verschlungen, weil der Autor einen sehr kurzweiligen Schreibstil, einen coolen Sinn für Humor und total abgefahrere Ideen hat! Ich bitte den Jugendslang in meiner Rezension zu entschuldigen, aber er passt einfach zu "Sonnensturz", wo die Heiligen nicht Johannes, Petrus oder Paulus, sondern Kopernikus, Galilei und Kepler heißen, wo der Autor seine Geschichte zu Klassikern der Filmgeschichte verlinkt, in dem er den Capitän des Schiffes Filme wie "12 Uhr Mittags" sehen lässt und einen Bordcomputer installiert, der Erinnerungen an HAL 9000 in "2001: Odysee im Weltraum" wachruft, wo der Captain des Raumschiffs gerne mal zu tief in die Flasche schaut und wo ausgebuffte und schlitzohrige Weltraumpiraten auf Raubzug gehen, die einem Jesse James Konkurrenz machen.
Neben dem ganzen Spaß, den ich an dieser Geschichte hatte, und den hoffentlich noch viele Leser nach mir haben werden, vermittelt die verrückte Reise im Weltall sogar gesellschaftliche Werte. Fühlt sich Bart zunächst ziemlich fehl am Platz in der Gemeinschaft der Mönche, wo er zunächst durch sein junges Alter und sein mangelndes Talent fürs Töpfern eine Außenseiterrolle einnimmt, wächst er in der größten Gefahr über sich hinaus. Er verliert seinen Glauben an Sol beziehungsweise an eine "Höhere Gewalt" in dieser Situation nicht, sondern findet den Glauben an sich selbst! Doch nicht nur Bart hebt sich durch seine Charakterstärke in der akuten Notlage hervor, auch andere in der Gemeinschaft überraschen, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. David Jones' stellt die Entwicklungen sehr glaubhaft und anschaulich dar, die eine Gemeinschaft mit dem sicheren Tod im Blick in den letzten Stunden ihres Daseins durchmacht.
Zu den einzelnen Charakteren und dem weiteren Verlauf der Handlung möchte ich gar nicht mehr sagen, steig einfach an Bord der "Prominence" und erlebt die abgespacte Geschichte hautnah mit ;)
Aufmachung des Buches:
Erst nach mehreren Kapiteln ist mir die dezente, aber hervorragend zum Inhalt passende, Gestaltung der Kapitelüberschriften aufgefallen, bei der die Namen komplett in einfachen leicht angekokelt aussehenden Großbuchstaben geschrieben sind, wie der Titelzug auf dem Cover. Einzelne Abschnitte innerhalb eines Kapitels sind durch einen kleinen Planeten abgegrenzt. Die Kapitel sind allesamt nur wenige Seiten lang und in einer angenehmen Schriftgröße gedruckt, so dass sie auch von jüngeren Leser und Lesemuffeln gut gelesen werden können.
Fazit:
Abheben und Spaß haben und daraus noch die Lehren ziehen, dass der größte Glauben in unseren eigenen Fähigkeiten liegen und nicht einer höheren Macht oder einer Gemeinschaft unterstellt werden sollte und das in einer Gemeinschaft jeder einzelne zählt!
Wo auch immer David Jones' seine Leser das nächste Mal hinführen wird: in den Dschungel, das Weltall, den Wilden Westen oder die Tiefsee... ich bin dabei!