"Ich bin eine heimliche Geliebte. Damit will ich nicht nur sagen, dass ich zur Zeit ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann habe, sondern auch, dass die Rolle der 'Anderen' ein beständiger Teil meines Lebens ist." Mit diesem Bekenntnis eröffnet Victoria Griffin ihr Buch, in dem sie mit schonungsloser Ehrlichkeit sich selbst und ihr Leben als heimliche Geliebte einer kritischen Prüfung unterzieht. Victoria Griffin fordert uns mit dieser provozierenden Lektüre auf, die Zusammenhänge zwischen Liebe, Treue, Selbständigkeit und dem anderen als Besitz von Grund auf zu überdenken.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2000Affenbande?
Victoria Griffin über Glück und Pflicht der „heimlichen Geliebten”
Die Ehe ist ein Gefängnis. Ganz eindeutig, denn sonst würde es nicht so viele heimliche Geliebte auf der Welt geben, die „Liebe als Geschenk empfangen” und nicht als eheliches Ritual erdulden. Geschlechtsverkehr in der Ehe hingegen ist „langweilig” – in der Ehe „verblasst das Begehren durch zu viel Vertrautheit”. In der Ehe übernimmt die Frau die Rolle der dominierenden Mutter, die fortwährend mit dem Mann schimpft und versucht ihn zu zähmen. „Genau die Beziehungsstruktur also, die den Mann dazu bringt, sich eine Geliebte zu suchen. ”
Die Ehe ist offenbar eine Tortur, und eben deshalb hat Victoria Griffin in ihrem Buch Sonntags nie darzulegen versucht, wie schön das Leben als heimliche Geliebte ist. Ihre Einschränkung: Frei, ungebunden, erfüllt und aufregend ist eine solche Existenz nur, wenn die heimliche Geliebte der Ehefrau ihren Mann nicht neidet, wenn sie nicht darunter leidet, dass er nach dem Geschlechtsakt und ein paar liebevollen Worten heim zum Weibe schleicht. Offenbar war der Autorin, die als Ich-Erzählerin Erfahrungen aus erster Hand präsentiert, ihre Begeisterung über den eigenen Status aber doch etwas unheimlich – weshalb sie die Ehe auffällig häufig als institutionalisierte Zwangsgemeinschaft zweier Leidender charakterisiert und ihren durchaus amüsanten Text immer wieder mit uralten Klischees durchsetzt.
Eigentlich ist das nämlich, wenn man von den fragwürdigen Beteuerungen absieht, nur als Geliebte glücklich sein zu können, ein spannendes Buch geworden. Die Londoner Journalistin hat sich durch die Bibliotheken und Datenbanken Englands gewühlt und Informatives, Erheiterndes, Erbauliches zum Thema der Geliebten in Ethnologie, Geschichte und Literatur gefunden. Ihre These etwa, dass Sex ohne Trauschein mehr Spaß macht, belegt sie mit einer französischen Statistik: Herzinfarkte beim Liebesakt ereilen in vier von fünf Fällen Paare, die nicht miteinander verheiratet sind. . .
So verbreitet, wie man meint, ist die Mätresse, die Hetäre, die Kurtisane gar nicht. Von den 853 Kulturen, die es auf der Welt gibt, kennen nur 16 Prozent eine monogame Lebensform, die ja erst die Geliebte hervorbringt. Und dort, wo sie Teil des Alltags war, hatte sie lange Zeit eine nicht unvorteilhafte Stellung: Hetären im alten Griechenland etwa, welche Victoria Griffin als besonders gut bezahlte, hoch gebildete Prostituierte im Rang einer „Gefährtin” charakterisiert, hatten einen größeren Aktionsradius als viele Ehefrauen; sie zeichneten sich „in all jenen Gebieten aus, in denen die Griechen ihre Frauen am Lernen hinderten”. Durchaus angenehm mag auch das Leben der jungen, schönen Kurtisanen im frühen Rom wie in der Renaissance gewesen sein, in der sich begabte Damen darauf spezialisierten, jene sexuellen und gesellschaftlichen Bedürfnisse der zahlungswilligen Männer zu befriedigen, die ihre Ehefrauen nur ungern an ihrem öffentlichen Leben teilnehmen ließen. Fast beneidenswert scheint das Leben junger Nonnen gewesen zu sein, die im Kloster durchaus nicht zur inneren Einkehr verdammt waren. Eltern, die ihre Töchter mangels Aussteuer nicht gut verheiraten konnten, gaben diese in die Hände der Kirche, wo sie, diskret aber vergnügt, ihren Interessen nachgingen. Eine gewisse Filippa etwa, Nonne im Kloster San Nicolai di Torcello, soll gleich zehn Verhältnisse mit venezianischen Adeligen unterhalten haben. Und noch im 18. Jahrhundert bezog in einem Kloster bei Gent eine Engländerin die Räume der ehemaligen Mätresse des Herzogs, um sich einem Leben „voller Heiterkeit, Extravaganz und sexueller Exzesse hinzugeben”. Griffin vergisst im Übrigen nicht zu erwähnen, dass nur im Alter hat, wer in der Jugend spart: Bekanntlich vergeht die Schönheit mit den Jahren, und auch in den mondänen Kreisen Athens und Roms waren alternde Hetären wenig angesehen.
Ebenso überraschend sind die Erkenntnisse über die „großen Horizontalen”, die Edelprostituierten, die sich vor allem im Frankreich des 19. Jahrhunderts einen Namen machten. Auch hier war es eine Engländerin, mit dem Künstlernamen Cora Pearl, die als Geliebte von Jerôme Bonaparte, einem Cousin Napoleons, einen furiosen Ruf errang: Sie pflegte nach dem Abendessen zu verschwinden und wurde kurz darauf nackt, auf einem Silbertablett in Parmaveilchen gebettet, in den Saal getragen.
Wohlweislich beschäftigt sich die Autorin nicht nur mit bezahlten Geliebten, betont sie doch immer wieder, dass es eine Frage der Ehre sei, als heimliche Geliebte unabhängig zu bleiben – auch finanziell. Einen Großteil des Buches machen ausführliche Darstellungen des ausschweifenden Liebeslebens bedeutender Künstler aus. Griffin wagt die These, dass viele der Damen, die sich in das Leben von Malern und Schriftstellern als Aktmodelle oder Leserinnen hineinschlichen, vor allem Zutritt zur Welt der Kunst suchten. „Tatsächlich erlangten sie in der Regel bestenfalls Zutritt zur Welt der Teilzeit-Haushälterinnen bedeutender Künstler. ” H. G. Wells und Gustave Rodin, Augustus John und Ford Maddox Ford hätten der Welt wirkungsvoll vor Augen geführt, wie die Männer die Energien der Frauen ihrer Umgebung zu verzehren wüssten – so die Frauen ihnen das gestatteten. Und das taten sie in der Regel.
Sie war nicht bei Trost
Eine heldenhafte Rolle spielten dabei meist die Ehefrauen. So überließ es der britische Maler Augustus John gewöhnlich seiner Frau, über das Schicksal seiner Geliebten zu entscheiden. Als er sich in die junge Sekretärin Dorelia verliebte, entschied Ida John, eine ménage à trois sei für alle drei das Beste. Ganz im Sinne Erich Fromms, dass nur der wirklich liebt, der den Geliebten loslässt, schrieb sie an eine Freundin: „Ich bin nur dann glücklich, wenn er sich glücklich und vollständig fühlt. Ehrlicherweise muss ich einräumen, dass ich auch meine schlechten Zeiten habe. Dorelia ist eben so bemerkenswert charmant. ”
Eine der Geliebten des Schriftstellers H. G. Wells, die als Journalistin zur Abrundung ihrer Recherche mit dem berühmten Romancier ins Bett gegangen war, verfasste zum Ende ihrer wilden Affäre ein Büchlein über die Engländer im Allgemeinen. Zur Sexualmoral der Briten schreibt Odette, die schöne Tochter italienisch-holländischer Eltern, Ehemänner, Ehefrauen und Geliebte lebten in England Seite an Seite, speisten gemeinsam und ließen sich in aller Öffentlichkeit über ihre Beziehungen aus. „Es erinnert an eine Bande Affen, die sich im Käfig untereinander paaren. ” Der Grund, warum Odette sich zum Schluss dem Briten Wells gegenüber so feindselig zeigt, liegt vermutlich in seiner Weigerung, sie zu heiraten. Wells später lakonisch: „Sie war nicht bei Trost. ”
Victoria Griffin kommt zu dem Resümee, dass jene Frauen, die das Leben der Geliebten dem der Ehefrau vorziehen, die Lust am Verbotenen treibt. Sie machen sich selten Gedanken über die Tragweite ihrer Handlungen, lieben um der Liebe willen und scheren sich nicht um das Morgen. „Möglicherweise widerstrebt ihnen die Vorstellung der Ehe mit ihren rechtlichen und gesellschaftlichen Pflichten, weil sie meinen, dass sie die Liebe verhäuslicht und banalisiert. ”
Das kann allerdings nicht verallgemeinert werden. Die wohl berühmteste aller Geliebten, Madame Pompadour, soll am Sex wenig Gefallen gehabt haben – und empfand eine solche Erwartung des Königs offenbar als ziemliche Zumutung. Doch hielt sie durch. Hatte mehrere Fehlgeburten, musste um acht Uhr morgens gepudert und angekleidet in der unbeheizten Schlosskapelle auftauchen, den ganzen Tag lang Besuch empfangen, bis zu 60 Briefe schreiben, abends als elegante Gastgeberin fungieren. Madame Pompadour liebte nicht im Geheimen, Sex mit dem Geliebten war kein Abenteuer für sie, und häusliche Pflichten nahmen sie mehr in Anspruch als die Königin. Sicher, die Dame war keine gewöhnliche Geliebte. Sie war „la maîtresse en titre”. Ein Höllenjob.
CATHRIN KAHLWEIT
VICTORIA GRIFFIN: Sonntags nie. Die Geschichte der heimlichen Geliebten. Aus dem Englischen von Andrea Voss. Verlag Rütten & Loening, Berlin 2000. 296 Seiten, 36 Mark.
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Victoria Griffin über Glück und Pflicht der „heimlichen Geliebten”
Die Ehe ist ein Gefängnis. Ganz eindeutig, denn sonst würde es nicht so viele heimliche Geliebte auf der Welt geben, die „Liebe als Geschenk empfangen” und nicht als eheliches Ritual erdulden. Geschlechtsverkehr in der Ehe hingegen ist „langweilig” – in der Ehe „verblasst das Begehren durch zu viel Vertrautheit”. In der Ehe übernimmt die Frau die Rolle der dominierenden Mutter, die fortwährend mit dem Mann schimpft und versucht ihn zu zähmen. „Genau die Beziehungsstruktur also, die den Mann dazu bringt, sich eine Geliebte zu suchen. ”
Die Ehe ist offenbar eine Tortur, und eben deshalb hat Victoria Griffin in ihrem Buch Sonntags nie darzulegen versucht, wie schön das Leben als heimliche Geliebte ist. Ihre Einschränkung: Frei, ungebunden, erfüllt und aufregend ist eine solche Existenz nur, wenn die heimliche Geliebte der Ehefrau ihren Mann nicht neidet, wenn sie nicht darunter leidet, dass er nach dem Geschlechtsakt und ein paar liebevollen Worten heim zum Weibe schleicht. Offenbar war der Autorin, die als Ich-Erzählerin Erfahrungen aus erster Hand präsentiert, ihre Begeisterung über den eigenen Status aber doch etwas unheimlich – weshalb sie die Ehe auffällig häufig als institutionalisierte Zwangsgemeinschaft zweier Leidender charakterisiert und ihren durchaus amüsanten Text immer wieder mit uralten Klischees durchsetzt.
Eigentlich ist das nämlich, wenn man von den fragwürdigen Beteuerungen absieht, nur als Geliebte glücklich sein zu können, ein spannendes Buch geworden. Die Londoner Journalistin hat sich durch die Bibliotheken und Datenbanken Englands gewühlt und Informatives, Erheiterndes, Erbauliches zum Thema der Geliebten in Ethnologie, Geschichte und Literatur gefunden. Ihre These etwa, dass Sex ohne Trauschein mehr Spaß macht, belegt sie mit einer französischen Statistik: Herzinfarkte beim Liebesakt ereilen in vier von fünf Fällen Paare, die nicht miteinander verheiratet sind. . .
So verbreitet, wie man meint, ist die Mätresse, die Hetäre, die Kurtisane gar nicht. Von den 853 Kulturen, die es auf der Welt gibt, kennen nur 16 Prozent eine monogame Lebensform, die ja erst die Geliebte hervorbringt. Und dort, wo sie Teil des Alltags war, hatte sie lange Zeit eine nicht unvorteilhafte Stellung: Hetären im alten Griechenland etwa, welche Victoria Griffin als besonders gut bezahlte, hoch gebildete Prostituierte im Rang einer „Gefährtin” charakterisiert, hatten einen größeren Aktionsradius als viele Ehefrauen; sie zeichneten sich „in all jenen Gebieten aus, in denen die Griechen ihre Frauen am Lernen hinderten”. Durchaus angenehm mag auch das Leben der jungen, schönen Kurtisanen im frühen Rom wie in der Renaissance gewesen sein, in der sich begabte Damen darauf spezialisierten, jene sexuellen und gesellschaftlichen Bedürfnisse der zahlungswilligen Männer zu befriedigen, die ihre Ehefrauen nur ungern an ihrem öffentlichen Leben teilnehmen ließen. Fast beneidenswert scheint das Leben junger Nonnen gewesen zu sein, die im Kloster durchaus nicht zur inneren Einkehr verdammt waren. Eltern, die ihre Töchter mangels Aussteuer nicht gut verheiraten konnten, gaben diese in die Hände der Kirche, wo sie, diskret aber vergnügt, ihren Interessen nachgingen. Eine gewisse Filippa etwa, Nonne im Kloster San Nicolai di Torcello, soll gleich zehn Verhältnisse mit venezianischen Adeligen unterhalten haben. Und noch im 18. Jahrhundert bezog in einem Kloster bei Gent eine Engländerin die Räume der ehemaligen Mätresse des Herzogs, um sich einem Leben „voller Heiterkeit, Extravaganz und sexueller Exzesse hinzugeben”. Griffin vergisst im Übrigen nicht zu erwähnen, dass nur im Alter hat, wer in der Jugend spart: Bekanntlich vergeht die Schönheit mit den Jahren, und auch in den mondänen Kreisen Athens und Roms waren alternde Hetären wenig angesehen.
Ebenso überraschend sind die Erkenntnisse über die „großen Horizontalen”, die Edelprostituierten, die sich vor allem im Frankreich des 19. Jahrhunderts einen Namen machten. Auch hier war es eine Engländerin, mit dem Künstlernamen Cora Pearl, die als Geliebte von Jerôme Bonaparte, einem Cousin Napoleons, einen furiosen Ruf errang: Sie pflegte nach dem Abendessen zu verschwinden und wurde kurz darauf nackt, auf einem Silbertablett in Parmaveilchen gebettet, in den Saal getragen.
Wohlweislich beschäftigt sich die Autorin nicht nur mit bezahlten Geliebten, betont sie doch immer wieder, dass es eine Frage der Ehre sei, als heimliche Geliebte unabhängig zu bleiben – auch finanziell. Einen Großteil des Buches machen ausführliche Darstellungen des ausschweifenden Liebeslebens bedeutender Künstler aus. Griffin wagt die These, dass viele der Damen, die sich in das Leben von Malern und Schriftstellern als Aktmodelle oder Leserinnen hineinschlichen, vor allem Zutritt zur Welt der Kunst suchten. „Tatsächlich erlangten sie in der Regel bestenfalls Zutritt zur Welt der Teilzeit-Haushälterinnen bedeutender Künstler. ” H. G. Wells und Gustave Rodin, Augustus John und Ford Maddox Ford hätten der Welt wirkungsvoll vor Augen geführt, wie die Männer die Energien der Frauen ihrer Umgebung zu verzehren wüssten – so die Frauen ihnen das gestatteten. Und das taten sie in der Regel.
Sie war nicht bei Trost
Eine heldenhafte Rolle spielten dabei meist die Ehefrauen. So überließ es der britische Maler Augustus John gewöhnlich seiner Frau, über das Schicksal seiner Geliebten zu entscheiden. Als er sich in die junge Sekretärin Dorelia verliebte, entschied Ida John, eine ménage à trois sei für alle drei das Beste. Ganz im Sinne Erich Fromms, dass nur der wirklich liebt, der den Geliebten loslässt, schrieb sie an eine Freundin: „Ich bin nur dann glücklich, wenn er sich glücklich und vollständig fühlt. Ehrlicherweise muss ich einräumen, dass ich auch meine schlechten Zeiten habe. Dorelia ist eben so bemerkenswert charmant. ”
Eine der Geliebten des Schriftstellers H. G. Wells, die als Journalistin zur Abrundung ihrer Recherche mit dem berühmten Romancier ins Bett gegangen war, verfasste zum Ende ihrer wilden Affäre ein Büchlein über die Engländer im Allgemeinen. Zur Sexualmoral der Briten schreibt Odette, die schöne Tochter italienisch-holländischer Eltern, Ehemänner, Ehefrauen und Geliebte lebten in England Seite an Seite, speisten gemeinsam und ließen sich in aller Öffentlichkeit über ihre Beziehungen aus. „Es erinnert an eine Bande Affen, die sich im Käfig untereinander paaren. ” Der Grund, warum Odette sich zum Schluss dem Briten Wells gegenüber so feindselig zeigt, liegt vermutlich in seiner Weigerung, sie zu heiraten. Wells später lakonisch: „Sie war nicht bei Trost. ”
Victoria Griffin kommt zu dem Resümee, dass jene Frauen, die das Leben der Geliebten dem der Ehefrau vorziehen, die Lust am Verbotenen treibt. Sie machen sich selten Gedanken über die Tragweite ihrer Handlungen, lieben um der Liebe willen und scheren sich nicht um das Morgen. „Möglicherweise widerstrebt ihnen die Vorstellung der Ehe mit ihren rechtlichen und gesellschaftlichen Pflichten, weil sie meinen, dass sie die Liebe verhäuslicht und banalisiert. ”
Das kann allerdings nicht verallgemeinert werden. Die wohl berühmteste aller Geliebten, Madame Pompadour, soll am Sex wenig Gefallen gehabt haben – und empfand eine solche Erwartung des Königs offenbar als ziemliche Zumutung. Doch hielt sie durch. Hatte mehrere Fehlgeburten, musste um acht Uhr morgens gepudert und angekleidet in der unbeheizten Schlosskapelle auftauchen, den ganzen Tag lang Besuch empfangen, bis zu 60 Briefe schreiben, abends als elegante Gastgeberin fungieren. Madame Pompadour liebte nicht im Geheimen, Sex mit dem Geliebten war kein Abenteuer für sie, und häusliche Pflichten nahmen sie mehr in Anspruch als die Königin. Sicher, die Dame war keine gewöhnliche Geliebte. Sie war „la maîtresse en titre”. Ein Höllenjob.
CATHRIN KAHLWEIT
VICTORIA GRIFFIN: Sonntags nie. Die Geschichte der heimlichen Geliebten. Aus dem Englischen von Andrea Voss. Verlag Rütten & Loening, Berlin 2000. 296 Seiten, 36 Mark.
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