Die Sophiologie - die Lehre von der Weisheit Gottes - ist die ordnende Mitte im theologischen Denken von Sergij Bulgakov (1871-1944). Der russische Ökonom, Theologe und orthodoxe Priester gelangt nach seiner Ausweisung aus der Sowjetunion 1922 mit anderen orthodoxen Exilstheologen nach Paris, wo er im Institut St. Serge als Professor und Dekan wirkte und seine theologische Synthese verfasste. Das hier vorliegende Werk erschien 1937 in englischer Sprache und wird mit dieser Ausgabe erstmals textkritisch rekonstruiert und ins Deutsche übersetzt. Es ist der beste Schlüssel zum Gesamtwerk von Bulgakov. Er möchte darin seine Lehre von der Sophia einem westlichen Publikum nahebringen und auch gegenüber innerorthodoxen Kritikern verteidigen. Die Sophiologie wird äußerst knapp und präzise in ihren dogmatisch-theologischen Grundlinien präsentiert, zugleich aber kühn als Schlüssel zur Wiederherstellung der christlichen Einheit: Sie stiftet "ein besonderes Verständnis für alle christlichen Lehren und Dogmen, von der Trinitäts- und der Inkarnationslehre bis zu den heutigen Fragen des praktischen Christentums". Die Sophiologie verknüpft alle aktuellen "dogmatischen und praktischen Probleme der modernen christlichen Dogmatik und Asketik" auf der Grundlage der Theologie des Konzils von Chalcedon 451: Das Heil im Gottmenschen Jesus Christus kommt durch das Wirken des Geistes an sein Ziel, wenn es sich in der "Gottmenschheit" der erlösten Schöpfung vollendet hat