Wer spricht noch von den großen Hoffnungen der deutschen Judenheit im 19. Jahrhundert oder vom Aufbruch bürgerlicher Frauen? Dieses Buch erzählt die Geschichte von Sophie Isler, der frisch verlobten Hamburgerin, und Otto Magnus, ihrem Braunschweiger Bräutigam. Sorgfältig bereiten sie sich 1867 auf ihr Projekt Ehe vor. Denn Sophie will Gleichberechtigung, als Frau und als Jüdin. Vom frühen Feminismus erfahren wir, vom Alltag der jüdischen Minderheit und ihrer Annäherung an die Mehrheitsgesellschaft. Das wird hautnah erzählt, aus der Sicht und mit den Worten der Beteiligten, denn der Text basiert auf ca. 4.000 Briefen von 1827 bis 1888, Familienbriefen aus dem jüdisch-deutschen Bildungsbürgertum. Sie wurden für dieses Buch erstmals erschlossen und werden hier in einem eigenen Format präsentiert: als durchgehende biographisch-historiographische Erzählung mit vielen in den Erzählfluss eingebundenen, oft umfangreichen Briefstellen. So verbindet sich anspruchsvolle Geschichtsdarstellung mit anschaulicher Lesbarkeit.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Rainer Stephan erfährt eine Menge über das Leben jüdischer Paare im 19. Jahrhundert aus Martina G. Herrmanns Edition der Korrespondenz zwischen der 26-jährigen Sophie Isler und dem vier Jahre älteren Braunschweiger Rechtsanwalt Otto Magnus. Laut Rezensent gelingt es Herrmann in Exkursen, die gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe sichtbar zu machen, vor denen sich die Verlobungsgeschichte abspielt. Individuelles, Emotionales und Historisches kommen auf glückliche Weise zusammen, meint Stephan, etwa in den minutiösen Details zu Teppichkäufen, paternalistischer Ehepraxis und jüdischem Mittelschichtsdenken. Außer Quellenanalyse versteht er das Buch auch als bedeutenden Beitrag zur deutschen Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts.
© Perlentaucher Medien GmbH
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