Der griechische Arzt Soran aus Ephesos (ca. 100-140 n. Chr.), von dem neben Fragmenten zu medizinischen, sprachwissenschaftlichen und philosophischen Themen nur eine Schrift über die Frauenheilkunde vollständig überliefert ist, gehörte der philosophischen Schule der Methodiker an. So bewegt sich auch das Traktat Peri Psyches, das von Tertullian in De Anima als Quelle herangezogen wurde, auf der Grenze zwischen Physiologie und Philosophie. Trotz der Probleme, die aus dem fragmentarischen Zustand des Textes resultieren, vermittelt dieser einen Einblick in die Gesamtheit der Lehre des Arztes. Im Zentrum steht dabei für Soran die korpuskulare Physik. Die Seele begreift er als im Leib durch Kanäle verstreute, materielle Substanz, deren leitendes Vermögen sich im Herzen befindet. Sie nährt sich von stofflicher Nahrung, wächst, verkümmert und stirbt gleichzeitig mit dem Körper. Das Erkenntnisvermögen der Seele ist auf sensualistische Weise erklärt. Hier liegt die Bedeutung Sorans für die hellenistische Immanenzphilosophie, die er gegen die Einwände der Mittelplatoniker verteidigt.
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