Begeistert habe ich begonnen zu lesen. Es war anfangs bittersüß. Liebevoll und warmherzig sind Zinos Eltern. Seine Zukunft ist vielversprechend. Er fühlt sich jedoch mit seinen Pickeln und mit seinem Übergewicht unsicher und ungeliebt von den Mädchen. Seinen Bruder betet er an, hat aber auch das
Gefühl, ihn nie zu erreichen. Als er es wagt, nicht mehr der perfekte Schüler zu sein, das Risiko…mehrBegeistert habe ich begonnen zu lesen. Es war anfangs bittersüß. Liebevoll und warmherzig sind Zinos Eltern. Seine Zukunft ist vielversprechend. Er fühlt sich jedoch mit seinen Pickeln und mit seinem Übergewicht unsicher und ungeliebt von den Mädchen. Seinen Bruder betet er an, hat aber auch das Gefühl, ihn nie zu erreichen. Als er es wagt, nicht mehr der perfekte Schüler zu sein, das Risiko einzugehen zu scheitern, hatte ich für Zinos die Hoffnung, dass nun die normale Pubertät beginnt, und war gespannt, wie aus dem schüchternen, fleißig lernenden und übergewichtigen Zinos der immer noch ein bisschen schüchterne, fleißig arbeitende und normalgewichtige, liebevolle und doch coole Zinos im Film wurde. Doch dann kommt die besondere Bitterkeit des Lebens. Nachdem er unfreiwillig von seinem Bruder “verlassen” wird, wollen ihn seine Eltern verlassen und zurück nach Griechenland gehen. Es scheint, als würden nun die eben nicht normalen Probleme auf Zinos warten. Vieles passiert, was sich aus der Vorgeschichte erklären lässt, was man selbst nicht erleben möchte, aber mit Spannung verfolgt, was auch die Zukunft -den Film- erklärt. Ich lese zwischendurch immer wieder das Zitat von Fatih Akin: “Dieser Roman ist das fehlende Puzzlestück meines Films. Sehr witzig, sehr traurig, sehr frivol.” Ich denke: Stimmt! Ich lache, weine, fühle mich heimlich stolz wie eine gute Freundin, der die Liebesabenteuer berichtet werden, und freue mich, Szenen des Films vor mir zu sehen, und genieße, mir einzubilden, dass ich jetzt “weiß” und nicht nur “sehe”. Dann wird Zinos wieder verlassen und muss verlassen. Er lässt sich treiben. Ist anscheinend weder glücklich, noch besonders unglücklich, genießt die Frauen, bzw. die Stunden mit den Frauen. All das ist in Ordnung. Vielleicht, weil es stimmig ist? Dass Zinos mit einem “Adam” verwechselt wird, war eine nette kleine Idee, aber diese wäre in zwei, drei Sätzen passender umgesetzt gewesen. Dann beginnt eine längere Beziehung. Er genießt die Annehmlichkeiten der regelmäßigen, sexuellen Gefälligkeiten und der hauswirtschaftlichen Umsorgung, ohne sich in einer wirklichen Beziehung, also Verantwortung, zu sehen. Jetzt kommt mir beim Lesen “in die Quere“, dass ich auch eine Frau bin und an einen solchen Mann nicht geraten möchte. Abgesehen davon, dass mich die regelmäßige Erwähnung, dass dann und dort wieder ein Joint geraucht wurde und mich vielleicht schon jetzt oder einige Seiten später der Versuch, dass mittels Aufzählung von Liedtiteln ein (Lebens-)Gefühl vermittelt werden soll, wie es in Filmen durch die Filmmusik überwiegend gekonnt geschieht, langweilt, stört mich die Beliebigkeit seiner Beziehung zu dieser Frau und seine Gleichgültigkeit zu den Gefühlen Anderer und vielleicht auch seinen Gefühlen oder gar seinem oder dem Leben. Ich frage mich, wie aus dem augenblicklichen Zinos der Zinos im Film wird. Ein Riss ist da. Ich merke, dass ich den Übergang zum Zinos im Film erfahren möchte, aber vielleicht nicht mehr die Freundin sein möchte, der er alles Lustige, Traurige und Frivole offen erzählt. Zinos stolpert weiter von einer Situation in die nächste, wie es irgendwie immer zu verlaufen scheint. Dann scheint er in Lebensgefahr zu sein. Er findet sich auf einer Insel wieder. Kommt dort irgendwie zurecht, langweilt sich, begibt sich wieder in Gefahr und auf eine Reise mit Weggefährten und Orten, die einen verwirrt weiterlesen lassen mit dem Ziel, die Auflösung zu erfahren. Ich frage mich, ob das vorletzte Kapitel so kompliziert sein musste, damit das Ende so einfach ist, so scheinbar schnell und einfach so “passieren” kann. Doch im Grunde “passiert” alles in seinem Leben. Vielleicht ist dies der Fall, seitdem Zinos die Kontrolle über seine Schularbeiten abgegeben hat, vielleicht an das Schicksal, das Leben, so wie es ist - bittersüß. Während das Buch süß beginnt und bitter endet, beginnt der Film bitter und endet süß und ich habe mich wie eine Freundin wieder mit Zinos versöhnt.