Der 14. Band der Reihe »Archäologische Berichte aus dem Yemen« legt die Konferenzbeiträge der 14. Rencontres Sabéennes vor, die 2010 in Berlin stattfand. Diese internationale Fachtagung zur Archäologie, Epigraphik und Historie der Arabischen Halbinsel, insbesondere des südlichen Arabiens, bildet ein wichtiges Forum zur Präsentation und Diskussion neuester Forschungsergebnisse und zur Erörterung relevanter Schwerpunktthemen. Die 14. Rencontres Sabéennes stand unter dem Hauptthema „South Arabia and its Neighbours. Phenomena of Intercultural Contacts“. Anhand verschiedener Fallbeispiele werden interkulturelle Kontakte Südarabiens zu benachbarten Kulturräumen aufgezeigt sowie die dabei auftretenden wechselseitigen politischen und gesellschaftlichen Beziehungen beschrieben. So präsentieren die Beiträge dieses Bandes die aktuellen Forschungen zu den mannigfaltigen und geographisch weit gespannten Beziehungen Südarabiens zu seinen Nachbarregionen. Diese reichten von Indien bis nach Ostafrika, in den zentralarabischen Raum, Mesopotamien, Syrien, die Levante, nach Ägypten und bis in die mediterrane Welt. Die Vielfalt dieser seit der Prähistorie bestehenden Verbindungen macht deutlich, dass Südarabien zu keinem Zeitpunkt ein isolierter Kulturraum war, sondern als eine zentrale Komponente innerhalb verschiedener kultureller aber auch gesellschaftlicher Netzwerke verstanden werden muss. Einen besonderen Beitrag zu dieser Thematik liefern die Forschungen in Saudi Arabien. So bildete Najran das nördlichste städtische Zentrum Südarabiens und weist als bedeutender Umschlagplatz an der Weihrauchstraße nicht nur eine fast 1500 Jahre währende Siedlungskontinuität auf, sondern war auch immer Kontaktzone zwischen den angrenzenden Kulturräumen. Hier finden sich zudem die Kerngebiete arabischer Stämme, die auf verschiedene Weise, sei es z. B. in militärischen Auseinandersetzungen oder aber in Handelsbeziehungen, mit dem Süden im Kontakt standen. Des Weiteren ist das ausgedehnte Handelsnetzwerk - die Weihrauchstraße - und die damit einhergehenden Kulturkontakte in den zahlreichen Oasensiedlungen zu nennen, die wichtige Etappenpunkte auf der Fernhandelsroute von Südarabien bis ans Mittelmeer, Mesopotamien und den Persischen Golf waren. Eine weitere Kontaktzone Südarabiens bildeten die westlichen Teile des heutigen Oman. Als Hauptlieferant des Weihrauchs spielte diese Region mit seiner befestigten südarabischen Stadtanlage Sumhuram (Khor Rorī) eine außerordentliche Bedeutung für die wirtschaftlichen Interessen Südarabiens, das seine Vormachtstellung im Weihrauchhandel eben durch die Kontrolle der Handelsrouten erlangte. Neue Erkenntnisse über die Formierung einer sozial hoch differenzierten, vorwiegend südarabisch geprägten Gesellschaft am nördlichen Horn von Afrika im frühen 1. Jt. v. Chr. erweitern zudem auch rückwirkend unser Verständnis der südarabischen Kultur auf der jemenitischen Seite des Roten Meeres. Viele der in diesem Band vorgelegten Beiträge spiegeln diese aktuellen Forschungsansätze wider und liefern neue Informationen zur südarabischen Gesellschaft sowohl aus epigraphischer als auch aus archäologischer Sicht.