Die Position, das frühe Christentum sei eine "Unterschichtenreligion" gewesen, ist sicher überholt. Doch inwieweit sich Angehörige der sozialen Elite dem neuen Glauben zuwandten, bleibt heiß umstritten. Ein breiter Konsens der Forschung spricht sich gegen die Annahme aus, dass bereits unter den frühen Christen Angehörige der führenden Stände, also des ordo senatorius oder eines lokalen ordo decurionum, zu finden gewesen wären. Die Quellen geben aber durchaus Hinweise auf Senatoren oder lokale Amtsträger unter den Christen des 1. Jahrhunderts. Insbesondere drei Einzelpersonen werden in dieser Arbeit ausführliche Studien gewidmet: Sergius Paullus, Prokonsul von Zypern; Dionysios, Mitglied des athenischen Areopags; Erastus, "Stadtkämmerer" in Korinth. Handelt es sich bei ihnen um plausible Kandidaten für christliche ordo-Angehörige des 1. Jahrhunderts, bliebe nach den Motiven für ihre Hinwendung zum Christentum zu fragen. Sozialen Gewinn, so eine häufige Erklärung, hätten diese hochangesehenen Personen jedenfalls nicht zu erwarten gehabt.
"[...]Weiß [hat] ein äußerst nützliches Buch vorgelegt, das nicht nur das gesamte für die Fragestellung relevante Material sammelt und in sehr übersichtlicher Form organisiert, sondern auch klar und differenziert zu einer Frage Stellung bezieht, die mit letzter Sicherheit nicht zu beantworten ist."
Benedikt Eckhardt in: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 20 (2017), S. 1105
Benedikt Eckhardt in: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 20 (2017), S. 1105